Jahrgang 2023 Nummer 14

Ostern, wies früher gewesen ist

Gedanken zur Osterzeit – Eine Geschichte von der Karwoche bis Ostern

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Schon viele Wochen vor dem Osterfest sind die Regale in den Geschäften überladen mit den verschiedensten Gebilden von Osterhasen und Ostereiern. Große, kleine, dicke, dünne, schöne, »schiache«, ganz nach dem jeweiligen Geschmack. Da sind es einzig die lieblichen, gebackenen Osterlämmer in den Bäckereien, die noch Erinnerungen an meine Kindheit wecken.

Jedes Jahr stand, soweit ich zurückdenken kann, so ein selbst gebackenes Lämmchen mit einem roten Fähnlein und einem winzigen Glöckchen um den Hals, in dem Osternest, das ich von meiner Tante und Firmgon bekommen hatte. Rundherum lagen in der grünen Holzwolle fünf bunt gefärbte Eier und dazwischen versteckt, einige winzig kleine Eier mit Zuckerglasur. Diese waren besonders »kostbar« für uns Kinder.

Da war es aber erst einmal der vorangegangene Palmsonntag, der für mich schon in aller Früh, recht aufregend gewesen ist. Schon zeitig in der Früh hüpfte ich aus dem Bett, das in der kleinen Kammer neben dem von meiner Mutter und Tante Marie stand. Der Grundwar, dass ich auf keinen Fall der »Palmesel« werden wollte, denn wer als letzter »aus den Federn« schlüpfte, wurde den ganzen Tag so genannt.

Als wir Kinder später nach dem feierlichen Amt, noch vor unserer kleinen Pfarrkirche beisammen standen, war die erste Frage: »Wer is denn bei eng da »Palmesel« wordn«?

In der Karwoche galt neben den strengen Fasttagen, an denen es vor allem keinerlei Fleischgerichte gab, auch der Kirchgang zur einer halben Stunde entfernten Pfarrkirche, zum rhythmischen Ablauf an diesen Tagen. Damals schickte sich meine Großmutter jeden Tag gleich nach der Morgensuppe an auf den Weg dorthin, als ich noch nicht zur Schule ging, stapfte ich oft freudig mit ihr. Beim »Untermeisinger« unten rief ich schnell nach Muschi meiner Freundin, ob sie mitgehen wolle.

Auf das Eierfärben am Gründonnerstag freute ich mich besonders, da durfte ich mit einem dünnen Holzstäbchen die Eier in den verschiedenen Farbtöpfchen umdrehen. Die Großmutter brauchte ihren ganzen Eiervorrat, freuten sich doch die »Godn« (Paten) schon auf ihre Ostereier.Auch für Muschi, die jamit ihrer Familie beim »Untermeisinger« eine Bleibe fand, legten wir etliche beiseite. Damals standen in den Dorfläden keine mit bunten, glänzenden Eiern vollgefüllte Körbchen, denn es gackerten bei jedem noch so kleinen Häuserl, etliche Hühner herum. Etwas ganz besonderes waren am Karfreitag in unserm Pfarrdörfchen die »Karfreitagsratschn«, ein Holzgestell auf Rädern, das von den Ministranten gedreht wurde. Diese machten ein mords Geschepper und ersetzten die Kirchenglocken, die ja in diesen Tagen nach Rom gezogen waren.

Die spätabendliche Auferstehungsfeier am Karsamstag war ein wichtiger Bestandteil im österlichen Rhythmus. Da konnte ich sogar Muschi, die eine Scheu gegenüber unserem gestrengen Herrn Pfarrer hatte, überreden mit der Großmutter, meinen Tanten und mir, in die Kirche zu gehen.

Am Ostersonntag stand am frühen Vormittag natürlich der gemeinsame Kirchgang an erster Stelle. Die Großmutter hatte schon zeitig in der Frühe, den großen Korb mit Eiern und Brot für die »Speisenweihe« fertiggemacht. Ich durfte mithelfen und diesen in der Kirche mit ihr zum Altar tragen, wo schon einige Körbe hingestellt wordenwaren. Nach dem feierlichen Hochamt war für Jung und Alt, dies aber besonders für die jungen Leute, der kirchliche Teil des Osterfestes größtenteils »abgeschlossen«.

Draußen neben dem Kircheneingang standen die Kirchgänger in kleinen Grüppchen beisammen und es wurde beratschlagt, was man an den beiden Feiertagen unternehmen könnte.

Meine Großmutter und Tante Sofie hatten für die Ostertage schon einen großen Osterzopf und einen Kuchen gebacken, denn an den Feiertagen kamen die »Godn« und gute Bekannte zu Besuch. Die Burschen und Dirndln und ebenso die Dienstboten von den Höfen, hatten zusammen auch schon einiges »geplant«. Die Radln waren sauber geputzt und die Ketten geölt, denn bei trockenem Wetter wurde eine kleine Radtour gemacht. Ein Radl hatte jeder, zwar oft schon recht alt, aber die alten liefen oft am leichtesten (ganz ohne Gangschaltung). Zwar mussten alle zur Stallarbeit um halb fünf Uhr wieder rechtzeitig da sein, aber nach Feierabend spielte bestimmt irgendwo eine Musik zum Tanz auf.

Uns Kindern verging die Zeit an diesen Ostertagen immer wieder viel zu schnell beim »Oascheibn auf zwei gekreuzten Holzrechen, beim Osternester anschauen, oder bei einem Leiterwagerlrennen die »Leitn hinunter zum »Untermeisinger.

Festlich – gemütlich – und fröhlich zugleich, waren die Ostertage für Jung und Alt, ganz ohne Vorbuchung und Stau.

 

Elisabeth Mader

 

14/2023