Jahrgang 2021 Nummer 46

Heiliger Stanislaus Kostka, S. J.

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Dieser Engel kam als das Kind hochadeliger Eltern, mit dem Namen Jesu auf der Brust, auf dem Schlosse Kostkovo in Polen zur Welt. An Spielen und Kleidern hatte Stanislaus niemals Freude, sondern nur am Lernen und Beten, und er war so himmlisch rein, dass er beim Hören eines zweideutigen Wortes ohnmächtig zu Boden sank. Drei Jahre studierte der heilige Jüngling zu Wien bei den Jesuiten, er wohnte daselbst in einem Privathause, wo er wegen seiner Frömmigkeit viel Schmähworte hören musste, ja sogar sein eigener Bruder, dem Stanislaus‘ Lebensweise entehrend vorkam, behandelte ihn rauh und hart. Er tat jedoch, was Gott angenehm war, ohne auf die Leute zu achten. Täglich betete er den heiligen Rosenkranz, hörte zwei heilige Messen und empfing öfters mit glühender Andacht die heilige Kommunion. Besonders verehrte er die heilige Barbara, weil er gelesen hatte, dass nicht leicht jemand, der ihre Fürbitte öfters angerufen habe, ohne die heilige Wegzehrung sterbe. Die Himmelskönigin nannte er seine Mutter; er betete ganz kindlich zu ihr und bat sie öfters des Tagesumihren heiligen Segen. In einer schweren Krankheit wollte Stanislaus die heiligen Sakramente empfangen, jedoch der lutherische Hausherr und sein ungläubiger Bruder wollten sich nicht dazu verstehen, einen Priester zu holen. Da erschien ihm die heilige Barbara mit zwei Engeln und brachte ihm die heilige Kommunion zum Bette, gleich darauf kam die heilige Gottesmutter mit dem Jesukindlein auf dem Arme und reichte es dem heiligen Jüngling zum Kusse und zur Umarmung mit den Worten: Gehe in die Gesellschaft meines Sohnes!« Ganz gesund stand Stanislaus auf und ließ sich nun durch keine Macht mehr aufhalten, in die Gesellschaft Jesu einzutreten.

Lehre. Es war ein Spruch des heiligen Stanislaus: »Nichts macht uns reich, als was man uns nicht rauben kann.« Er handelte von Jugend an diesem Worte gemäß und suchte die himmlischen Schätze, welche die Diebe nicht ausgraben noch die Motten verzehren können.

Gebet. Gott! Der du unter den übrigen Wundern deinerWeisheit auch dem zarten Alter die Gnade gereifter Heiligkeit verliehen hast, gib uns, wir bitten, dass wir nach dem Beispiele des heiligen Stanislaus durch emsige Benützung der Zeit in die ewige Ruhe einzugehen eilen. Amen.

 

Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

46/2021