Heiliger Leonardus, Abt
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Leonard (mutig) stammte von einer vornehmen, aber noch heidnischen Familie in Frankreich und wurde vom heiligen Bischofe Remigius bekehrt, getauft und zu einem frommen Leben angeleitet. König Chlodwig I. hielt ihn hoch in Ehren und berief ihn an seinen Hof. Doch Leonard entsagte bald allen weltlichen Ehren und Gütern und trat in das Kloster Micy bei Orleans.Nach einiger Zeit predigte er das Evangelium und bekehrte viele Heiden. Als der König hievon Kunde erhielt, wollte er den Heiligen wieder bei sich haben und ihm die schönsten Ehrenstellen verleihen. Der Heilige lehnte aber alles ab und erbat sich nur die Erlaubnis, solche Gefangene, die er für unschuldig halte, befreien zu dürfen. Dies wurde ihm gewährt. Dann zog er in die Gegend von Limoges zurück und lebte als Einsiedler. König Theodebert schenkte ihm einen Wald, weil er seiner Gemahlin eine glückliche Geburt von Gott erfleht hatte. In demselben gründete Leonard das Kloster Noblac und starb als dessen Abt am 6. November 559. Der Heilige wurde im Leben und nach dem Tode von Gott durch Wunder verherrlicht. Während der heilige Leonard in Frankreich als Schutzpatron der Gefangenen angerufen wird, von denen viele, die ungerecht verurteilt waren, auf seine Fürbitte befreit worden sind, wird er in Deutschland von den Landleuten als Schutzpatron gegen Krankheiten der Haustiere, namentlich der Pferde und Rinder, verehrt. Die sogenannten St. Leonardsfahrten, die alljährlich an vielen Orten stattfinden, sind Beweise der großen Verehrung und des Vertrauens zu dem Heiligen.
Lehre. So viele Heilige suchten die Einsamkeit auf, um sich ungestört ihren Betrachtungen hingeben zu können. Sie fanden ihren Trost nur im Umgange mit Gott. Der heilige Augustin schreibt: »Gott ist ein Licht, das kein Raum umschließt; eine Stimme, die keine Zeit bedingt; ein Wohlgeruch, den kein Wind zerstreut; eine Nahrung, die kein Genuss verzehrt; ein Geliebter, den keine Ersättigung verdrängt.«
Kirchengebet. Wir bitten dich, o Herr! es möge die fromme Fürbitte deines heiligen Bekenners Leonhard uns deiner Majestät angelegentlich empfehlen: damit wir durch die erwünschte Fürsprache desjenigen Hilfe erhalten, den wir mit gebührender Andacht verehren. Amen.
Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
45/2021