Jahrgang 2022 Nummer 4

Heiliger Franz von Sales, Bischof und Kirchenlehrer

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Franziscus wurde am 21. August 1567 auf dem Schlosse Sales in Savoyen geboren. Seine adeligen und angesehenen Eltern waren Franz von Sales und dessen Gemahlin Franzisca von Sionas. Nach rein durchlebter Jugend machte der talentvolle Sohn zu Paris und Bologna seine Studien mit so großem Erfolge, dass er Doktor der Theologie und der beiden Rechte wurde. Im heiligen Hause von Loreto legte er das Gelöbnis ewiger Keuschheit ab und opferte sich ganz Gott und der seligsten Jungfrau Maria auf. Im Jahre 1593 erhielt Franziscus die Priesterweihe und wurde bald Dompropst in Genf. Seine Tätigkeit war großartig in jeder Beziehung, er bekehrte über 72 000 Kalvinisten, ward Coadjutor des Bischofs von Genf und 1602 dessen Nachfolger. Mit der heiligen Johanna Franzisca von Chantal stiftete er den Frauenorden von der Heimsuchung (später Salesianerinnen genannt). Selbst ein ausgezeichneter Seelsorger und Seelenführer gewann er den heiligen Vincenz von Paul als Generalsuperior für Leitung jenes Ordens. Von Natur aus äußerst reizbar, wurde der fromme Bischof mit der Gnade Gottes sogar ein erhabenes Beispiel der Sanftmut; ebenso als Tertiar ein Vorbild für die Mitglieder des 3. Ordens. Oft rief er aus; »Es lebe Jesus!« Franziscus starb zu Lyon an den Folgen eines Schlagflusses am 28. Dezember 1622. Sein heiliger Leib ruht in der Kirche der Salesianerinnen zu Annecy. Gott verherrlichte seinen Diener im Leben und nach dem Tode durch Wunder. Daher sprach ihn Papst Alexander VII. den 19. April 1665 heilig. Als dessen Verehrungstag wurde der 29. Januar bestimmt. Papst Pius IX. legte ihm wegen seiner herrlichen Schriften (Philothea) den Ehrentitel »Kirchenlehrer« bei.

Lehre des heiligen Franz von Sales: »Das äußerste Mittel, welches ich gegen die plötzlichen Aufwallungen der Ungeduld kenne, ist ein sanftes und ruhiges Stillschweigen. So wenigeWorte man auch redet, schleicht sich doch die Eigenliebe dabei ein, und es entwischen uns Dinge, die 24 Stunden hindurch unser Herz mit Bitterkeit erfüllen. Wenn man aber kein Wort redet und mit gutem Herzen lacht, so geht der Sturm vorüber, man entwaffnet den Zorn und die Ungeduld und kostet einen reinen und dauerhaften Frieden.«

Kirchengebet. O Gott! Der du zum Heile der Seelen deinen seligen Bekenner und Bischof Franziscus allen alles werden lassen wolltest; verleihe gnädig, dass wir von der Süßigkeit deiner Liebe erfüllt und durch dessen Lehren, Fürbitte und Verdienst unterstützt, die ewigen Freuden erlangen mögen. Amen.

 

Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

4/2022