Jahrgang 2021 Nummer 47

Heiliger Corbinian, Bischof

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Corbinianus wurde 680 zu Chartres in Frankreich geboren. Statt seines Taufnamens Waldekisus (Name des Vaters) legte er sich später den Namen der Mutter (Corbiniana) bei. Corbinian (= Befreier von Sorgen) lebte zu verschiedenen Zeiten als Eremit und pilgerte zweimal nach Rom. Wahrscheinlich bei der zweiten Reise zerrissamBrenner ein Bär sein Pferd und musste dafür das Gepäck bis nach Rom tragen. Daher hat der Heilige auf Bildern einen Bären neben sich. Der Papst weihte ihn zum Bischof und sendete ihn zuerst nach Frankreich und dann nach Bayern zur Verkündigung des Evangeliums. Corbinian schlug seinen bischöflichen Sitz in Freising auf, erbaute das Kloster Weihenstephan, ein Benediktinerkloster an der Domkirche, zerstörte die noch vorhandenen Götzentempel und beseitigte die noch heidnischen Sitten vom Herzoge Grimvald und von dessen Volke. Herrlich erblühte das Christentum in Bayern, welches auch den heiligen Corbinian als seinen Apostel verehrt. Einem gewissen Adalbert, der wegen Diebereien zum Strange verurteilt war, erbat der Heilige vom Könige Pippin die Begnadigung. Er betete für ihn – und so blieb jener, obwohl schon am Galgen hängend, am Leben. Corbinian nahm ihn lebend vom Galgen herab; aus Dankbarkeit wurde ihm Adalbert ungemein anhänglich und blieb sein treuer Begleiter im ganzen Leben. Der heilige Bischof starb den 8. September 730. Seinem Wunsche gemäß wurde er in der Kirche des heiligen Valentin zu Mais in Tirol beigesetzt. Im Jahre 770 wurden seine heiligen Reliquien nach Freising übertragen. Der 20. November, der Tag dieser Übertragung, ist auch sein Ehrentag.

Lehre. Der heilige Corbinian führte viele Seelen aus der Finsternis des Heidentums zum Lichte des heiligen Glaubens und eiferte sie an, nach Tugend zu streben. St. Bonaventura lehrt: »Die Tugenden, namentlich die Demut, Liebe, Sanftmut, Andacht, Freigebigkeit, Nüchternheit und Keuschheit sind das wahre Heiligtum; und derjenige, welcher sie besitzt, ist heilig.«

Kirchengebet. Erhöre, o Herr! dein Volk, das dir vom Herzen dient, und erhalte es durch die Fürbitte deines heiligen Bekenners und Bischofs Corbinian: damit es an Leib und Seele beschützt, nach dem strebe, was es glaubt: und das verlange, was es vertrauensvoll hofft. Amen.

 

Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

47/2021