Heilige Eulalia, Jungfrau und Martyrin
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Eulalia (= wohlredend) war eine fromme Jungfrau zu Barcelona in Spanien. Vor den heidnischen Richter geschleppt, sprach sie: »Ich bin eine Christin, eine Dienerin Jesu Christi, des Königs der Könige. Schlaget, so lange ihr wollt; ich empfinde euere Streiche nicht. Gott ist in mir, Gott stärkt mich.« Dadurch wurde der Richter noch mehr erbittert und verurteilte sie zu einem qualvollen Tode. Dabei rief Eulalia aus: »Ich bin eine Christin! Ich leide als eine Christin Jesu zu Liebe, der mein Bräutigam ist; er stärkt mich, ich bleibe ihm getreu.« Dann wendete sich dieHeilige zum Himmel mit den Worten: »O mein Jesu, wie bin ich dir verbunden, dass du mich etwas leiden lassest! Je mehr man meinen Leib zerfleischt, um so mehr liebe ich dich!« Unter diesen Beteuerungen der Liebe gab sie ihren Geist auf. Eulalia wird von ihrer Vaterstadt als Schutzheilige verehrt und namentlich zur Zeit anhaltender Trockenheit und von jenen, die sich auf ein Schiff begeben wollen, um ihre Fürbitte angerufen. Ihre heiligen Reliquien werden sehr verehrt. Nach dem römischen Martyrologium wurde die Heilige gefoltert, mit eisernen Krallen zerfleischt, durch Feuerflammen gequält und zuletzt an ein Kreuz genagelt, an dem sie ihr glorreiches Martyrium beendete (unter Kaiser Diocletian um das Jahr 300).
Lehre. Die heilige Martyrin Eulalia war ganz vom Geiste Jesu Christi durchdrungen. Sie erfasste das Wort der heiligen Schrift: »Wen der Herr liebt, den züchtiget er … Er nimmt kein Kind auf, das er nicht züchtiget.« – Durch Leiden zu Freuden! Die Leiden sind Beweise der Liebe Gottes zu einer Seele. Ertrage, o Christ! Aus Liebe zu Jesus jegliches Leid, das über dich kommt; er führt dich ins himmlische Paradies.
Gebet. O Gott, der du deiner heiligen Dienerin Eulalia so große Liebe zu dir und eine solche Standhaftigkeit im Martyrium verliehen hast: entzünde auch unsere Herzen mit dem Feuer deiner Liebe, dass wir die Prüfungen dieses Lebens geduldig zu unserem ewigen Heile ertragen. Amen.
Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
6/2022