Jahrgang 2021 Nummer 48

Heilige Bilhildis, Herzogin

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Bilhildis (= viel hold) war die Tochter des adeligen Iberius und dessen Gemahlin Mechthild, zu Hochheim bei Würzburg geboren. Ihre zwei Schwestern hießen Hildegard und Reinhildis. Wegen der Einfälle der Wenden wurden die drei Töchter nach Würzburg gebracht. Die Eltern waren Christen, schienen aber vergessen zu haben, Bilhildis taufen zu lassen. Sie wurde dem heidnischen Frankenherzog Hetan auf dessen dringliches Ansuchen zur Gemahlin gegeben. Die fromme Herzogin wendete Gebet, Abtötungen, Tränen und Almosen an, um ihren Gemahl für das Christentum zu gewinnen. Hetan zog in den Krieg. Bilhildis hatte die Erlaubnis erhalten, in das elterliche Haus zurückzukehren. Sie bestieg aber heimlich mit einigen vertrauten Dienerinnen ein kleines Schiff, machte das Zeichen des heiligen Kreuzes und kam glücklich nach Mainz zu ihrem Oheim, Bischof Rigibert. Bilhildis zog sich in die Einsamkeit zurück, übte sich in allen Tugenden, trug einfache Kleidung und sorgte für Arme und Kranke. Sie ging auch selbst zu Kranken und pflegte sie. Im Jahre 645 kam die Nachricht, dass ihr Gemahl gestorben sei. Sogleich kehrte die Herzogin in die Heimat zurück, ordnete alle ihre Angelegenheiten, begab sich mit reichen Schätzen wieder nachMainz und gründete das Kloster Altenmünster, dessen erste Äbtissin sie wurde. Sie führte die Regel des heiligen Benedict ein und zog immer mehr fromme Jungfrauen an sich. Wohl öfter mögen ihr selbst Bedenken gekommen sein. Ob sie die heilige Taufe empfangen hätte. Ohne Zweifel betete sie innig zu Gott, um darüber Gewissheit zu erlangen. Da erhielt sie die bestimmte Offenbarung, dass sie wirklich nicht getauft worden wäre. Nun wurde Bilhildis vom Bischofe Rigibert getauft. Nicht mehr lange lebte die Heilige. Sie verschied im Frieden des Herrn am 27. Novemberumdas Jahr 650. Während sie starb, war ihr Bett von einem Glanze umgeben. Gott verherrlichte sie durch Wunder.

Lehre. Die heilige Bilhildis und ihre beiden Schwestern drangen so lange in ihren Vater, bis er die unsittlichen Tänze verbot. Der heilige Franz von Sales gebraucht das klare Wort: »Die Tänze sind wie die Schwämme, die besten taugen nichts.«

Gebet. O allgütiger Gott! Der du deine hl. Dienerin Bilhildis besondere Wege geführt und ihr die Taufgnade noch zugewendet hast; verleihe uns durch deren Fürbitte, dass wir den Weg der Jugend wandeln und unerschütterlich auf dich vertrauen. Amen.

 

Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

48/2021