Heilige Barbara, Jungfrau und Martyrin
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Barbara war die einzige Tochter des reichen, heidnischen Dioscorus zu Nicomedia in Kleinasien. Die Tochter hatte große geistige und leibliche Vorzüge und wurde sehr gut gebildet. Sie musste in einem festen Turme wohnen, lernte aber doch das Christentum kennen. Barbara wies die Heiratsanträge ab. Auf ihre Bitten ließ der Vater im Turme ein schönes Badezimmer herrichten. Während dessen Abwesenheit ließ sie ein drittes Fenster am Turme und an der Wand ein Kreuz anbringen. Der fanatische Vater hatte kaum von ihr die Bedeutung hievon erfahren, als er sein Schwert zog und sie durchbohrt hätte, wenn sie nicht geflohen wäre.Durch Verratkamsie wieder in die Gewalt des Vaters, der sie bei den Haaren ergriff, über Dornengestrüpp schleppte und an einem finsteren Orte einsperrte. Barbara blieb standhaft; sicher hatte sie Gott ihre Jungfräulichkeit gelobt. Sie wurde nun dem Statthalter Marcian übergeben. Nachdem die gewöhnlichen Mittel der Versprechungen erschöpft waren, ließ er sie entkleiden, am ganzen Leibe mit Ochsenriemen schlagen und die Wunden mit Scherben einreiben. Während der Nacht erschien ihr Christus und heilte sie. Beim zweiten Verhöre wurde ihr Leib mit Hacken zerfleischt und ihr die Brust abgeschnitten; dann ward sie ohne Kleidung durch die Stadt geführt! Die edle Jungfrau ließ sich auch dadurch nicht zum Abfalle verleiten. Der Vater wurde wütend und hieb ihr selbst das Haupt ab den 4. Dezember 240. Sie stand erst im 20. Lebensjahre. Der Vater wurde vom Blitz erschlagen. Die heilige Barbara gehört zu den 14 Nothelfern und gilt als Patronin gegen unversehenen Tod. Man pflegt sie anzurufen, um nicht ohne die heiligen Sakramente sterben zu müssen. Deshalb hat sie auf Bildern einen Kelch mit Hostie. Sie ist auch Schutzpatronin gegen Feuersgefahren, Patronin der Artillerie, Bergknappen und verschiedener Zünfte.
Lehre. Der Turm mit drei Fenstern auf dem Bilde erinnert an den dreieinigen Gott. Danken wir ihm oft für die Schöpfung, Erlösung und Heiligung und beten oft: Ehre sei dem Vater.
Kirchengebet. Wir bitten dich, o Herr, es möge die Fürbitte deiner heiligen Jungfrau und Martyrin Barbara uns behilflich sein, dass wir vor dem Tage unseres Scheidens aus dieser Welt durch wahre Buße und würdige Beicht vorbereitet seien, damit wir das heiligste Altarssakrament zu empfangen verdienen. Amen.
Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
49/2021