Heilige Agatha, Jungfrau und Martyrin
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Agatha (= gut) war eine vornehme, Gott verlobte Jungfrau zu Catanea auf der Insel Sizilien. Der Statthalter Quintianus hörte von ihren Vorzügen und Reichtümern, ließ sie vor seinen Richterstuhl führen und machte ihr die schönsten Anerbietungen; jedoch ohne Erfolg. Nun übergab er die edle Jungfrau einem schlechten Weibe, damit sie verdorben würde! Die Heilige musste 30 Tage lang Versuchungen bestehen. Beim zweiten Verhöre erhielt Agatha Backenstreiche und wurde ins Gefängnis geführt. Beim dritten Verhöre wurde sie gefoltert, mit Ruten und eisernen Hacken zerfleischt und mit brennenden Fackeln gequält; hierauf band man sie an eine Säule und schnitt ihr die Brust ab. Wieder in den Kerker gebracht, erschien ihr der heilige Apostel Petrus mit köstlichem Balsam in einer goldenen Büchse und heilte sie wunderbar. Beim vierten Verhöre wurde die Tugendheldin entkleidet auf glühenden Kohlen und spitzigen Scherben gewälzt; sie bedeckte sich hiebei mit dem Schleier, der vom Feuer unverletzt blieb und nur etwas gebräunt wurde. Im Gefängnisse bat die heilige Martyrin den lieben Gott, er möge ihre Seele zu sich nehmen. Sie wurde denn auch erhört und verschied am 5. Februar 251. Die Reliquien der Heiligen ruhen zu Catanea. Ihr Schleier wird bei Ausbrüchen des Vulkans Ätna in Prozession entgegengetragen – und stets mit Erfolg. Die heilige Agatha ist Patronin der Frauen bei Brustleiden.
Lehre. Die schönste Tugend ist die Jungfräulichkeit, zumal auch noch durch Gelöbnis erhöht. Jeder Christ muss standesgemäße Keuschheit beobachten. Gegen etwaige Versuchungen dienen als Waffen:
Gebet, Wachsamkeit, Abtötung und das Gebet der heiligen Agatha: »O Jesus Christus, höchster Herr allerDinge!Du siehst mein Herz, und dir ist es bekannt, was ich verlange. Sei du allein der Besitzer von allem, was ich habe. Du bist mein Hirt, o mein Gott! Und ich gehöre zu deiner Herde. Mache mich würdig, dass ich über den bösen Geist fliege« Amen.
Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
5/2022