Jahrgang 2024 Nummer 24

Die Pflanze aus der Familie der Rosengewächse

Sie besitzt eine nicht zu unterschätzende Heilkraft

Comte de Chambord
New Dawn
Ghislaine de feligonde
Perennial blue
Perennial Blush (Fotos: Illguth)

Es ist nur ein Name, der Name einer Pflanze, die scheinbar erfunden werden musste, um weltberühmt zu werden. Sie stammt aus Persien und ist seit jeher für die Menschen ein Symbol der Liebe und der Schönheit. Darüber hinaus besitzt sie eine nicht zu unterschätzende Heilkraft. Allerdings werden dafür nur alte Rosen oder Wildrosen verwendet. Wenn ich daran denke, was wir Schönes aus den Blütenblättern oder den Früchten zubereiten können, schlägt mein Herz höher. Auch die vielen Zuchtformen können wir essen, sofern sie nicht mit Pflanzenschutzmitteln behandelt wurden. Sie stehen ihren wilden Verwandten zwar an Vitalität und Robustheit nach, sehen aber auch hübsch aus und duften herrlich.

Rosen (Rosa) sind eine Pflanzengattung aus der Familie der Rosengewächse, deren Name sich auch im Familiennamen, Rosaceae, wiederfindet. Sie soll 250 Arten umfassen, von denen 100 zu Heilzwecken verwendet werden. Mit ihren typischen Merkmalen, wie unpaarig gefiederten Blättern, Stacheln und Früchten bilden sie eine sehr einfach zu klassifizierende Gattung.

Bei den Rosengewächsen finden wir auch viele andere Pflanzen. Aber dazu später mehr. Ein wenig wollen wir noch über die Diva der Pflanzenwelt berichten. Oder noch besser, lassen wir sie doch gleich selbst zu Wort kommen: »Nichts liebe ich mehr als das! Ich bin die schöne Rosa, ihr wollt, dass ich euch von mir erzähle? Das kann ich gut verstehen, schließlich habe ich es zu Weltruhm gebracht, ich sehe gut aus, ganz zu schweigen von meinem Duft, der jeden sofort in seinen Bann zieht. Er ist sehr harmonisch, damit betöre ich nicht nur Insekten, sondern auch euch Menschen und das schon seit Urzeiten. Sogar Kleopatra hat sich mit mir gesonnt und keine Mühen gescheut, um Marcus Antonius zu gefallen. Sie empfing ihn nur zu gern in ihren Gemächern, deren Boden zentimeterdick mit Blütenblättern unserer Spezies bedeckt war. Die Wirkung war umwerfend und nicht verwunderlich, dass der römische Feldherr ihr sofort zu Füßen lag! Wohlgemerkt, dies gelang ihr nur mit meiner Hilfe! Denn meine ätherischen Öle enthalten Hunderte von Inhaltsstoffen, sie öffnen das Herz, hüllen dich in Liebe, wie eine sanfte Umarmung. Außerdem ist meine Schönheit sehr natürlich! Im Vergleich mit der alten, etwas zu viel geschminkten Ägypterin, kann ich da doch locker mithalten.

So süß ich dufte, so herb schmecken meine Blütenblätter, und das ist gut so, denn süß allein ist auf die Dauer langweilig. Diese bittere Note ist uns Rosengewächsen eigen und kommt von dem hohen Gehalt an Gerb- und Bitterstoffen. Ohne überheblich zu wirken, habe ich noch viele weitere tolle Eigenschaften an mir. Auch als Heilerin bin ich eine Wucht. Deshalb biete ich mich dir als Krankenschwester an. Ist das nicht aufregend?

Als elegant und weiblich werde ich gesehen, höre nicht auf die Unwissenden, die meine Stacheln gegen mich verwenden und als Makel ansehen. Diese winzige Kleinigkeit ist nämlich keineswegs negativ. Ganz im Gegenteil! Ich mache aus jedem Minus ein Plus! Die piksenden Stacheln verleihen mir in bestimmten Momenten etwas Animalisches und Starkes. So verbinde ich das Prinzip von Männlichkeit und Weiblichkeit harmonisch miteinander, um mit dem anderen Geschlecht auf Augenhöhe zu kommunizieren, lieben und leben zu können. In jeder Frau steckt ja bekanntlich etwas Männliches und in jedem Mann etwas Weibliches. Und noch etwas muss ich euch anvertrauen. Wenn du zu der Sorte Mensch gehörst, die sich nicht leicht von ihrer Umwelt oder nervigen Mitmenschen abgrenzen kann, dem rate ich: »Denk einfach an meine Stacheln und lass dir gedanklich selber welche wachsen und halte dirmit dieser geistigen Unterstützung Quälgeister vom Leib!«

Was die Alten über die Rose sagen

Schon im alten Persien wurden Rosen kultiviert. Auch die Römer importierten Rosen aus Ägypten und schmückten damit ihre Feste. Rosenextrakte werden seit über 5000 Jahren als Heilmittel eingesetzt. Zur Linderung von Herz-, Magen- und Nervenleiden war die Königin der Blumen in Persien ein bewährtes Heilmittel.

Sogar in Sanskrit-Schriften und alten Aufzeichnungen aus China wird der wohlriechende Duft der Rose erwähnt und das daraus gewonnene Öl spielte sogar bei der Balsamierung eine Rolle. Schon Hildegard von Bingen empfahl, bei Augenentzündungen im Morgengrauen Rosenblätter zu sammeln und auf die schmerzenden Augen zu legen. In mittelalterlichen Klöstern wurden die getrockneten Rosenblätter zu einem Wundpulver zermahlen. Dioskurides gab genaue Anweisungen zur Herstellung von Rosenpastillen und Rosenöl. Er schätzte die adstringierende, kühlende und austrocknende Wirkung der Rose.

Was die Wissenschaft über Rosen weiß

Vor allem die in Europa häufig vorkommenden Arten wie die Essigrose (Rosa gallica), die Moosrose (Rosa centifolia) und die berühmte Damaszenerrose werden beschrieben und ihre Blätter, Blüten und Früchte untersucht. In den Blüten und Blättern finden sich Flavonoide, Flavonoidglykoside wie Kämpferol und Quercetinglykoside, aber auch Gallussäure, Gerbstoffe, Phenolsäuren, Carotinoide usw. sind enthalten.

Durch das Zusammenwirken der Inhaltsstoffe wird in Laborversuchen mit Rosenessenzen eine antivirale, antimikrobielle und antifugale Wirkung beobachtet. Frische Rosenblätter zeigen im Labor sogar eine ausgeprägte antioxidative Kapazität.

Welche Pflanzen zählen zu den Rosengewächsen?

Obst: Äpfel, Birnen, Pfirsiche, Kirschen, Aprikosen, Mirabellen, Mispel, Zwetschgen, Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Mandeln.

Zierpflanzen: Rosen, Fingerkräuter, Spieren, Nelkenwurz.

Heilpflanzen: Blutwurz, Mädesüß, Frauenmantel, Gänsefingerkraut, Odermennig, Weißdorn…

Gewürze: Pimpinelle. Tee: Hagebutte, Brombeere, Himbeere.

Ölpflanzen: Mandel, Aprikose.

 

Andrea Illguth

 

24/2024