Der Nikolaustag auf dem Einödhof
Enkelin Sandra kommt zu Besuch
Es war voriges Jahr am Tag vor Nikolaus, als meine Enkelin Sandra bei uns auf unserem kleinen Einödhof zu Besuch war. Sie ist jetzt beinahe 12 Jahre alt und ich hab sie sehr gerne. Wenn sie manchmal bei uns übernachtet, dann sitzen wir am Abend oft lange beisammen und ich muss ihr dann von früher erzählen. An jenem Tag musste sie zwar am Abend wieder nach Hause, weil sie ja nächsten Tag zur Schule musste, dafür machten wir es uns am Nachmittag gemütlich. Gleich nach dem Mittagessen heizte ich den Kachelofen in der Stube an und bald schon strömte wohlige Wärme durchs Zimmer. Draußen dämmerte es schon leicht, obwohl es erst halb vier war, und ein paar Flocken wirbelten vom Himmel, als wir beide es uns auf dem Kanapee neben dem Ofen gemütlich machten. Meine Enkelin schmiegte sich an mich und bedrängte mich, heute am Tag vor Nikolaus doch etwas von früher zu erzählen, wie es damals war, als ihre Mutter noch klein war und der Nikolaus kam. Ich legte meinen Arm um ihre Schulter, dachte ein wenig nach und begann zu erzählen…
Früher als deine Mutter noch ein kleines Mädchen von vier, fünf Jahren war und mit ihrem Bruder und der etwas älteren Schwester auf unserem kleinen Einödhof aufwuchs, war am Nikolaustag unser alter Bauernhof des öfteren schon zugeschneit. Deine Tante Lisbeth, die ältere Schwester deiner Mutter, erzählte ich Sandra, ging damals schon zur Schule und wartete jeden Tag etliche Meter vor dem Haus auf die drei Nachbarskinder, mit denen sie den langen, steilen Abhang zur großen Straße hinunterstapfte, von wo sie den langen Weg zur Schule fortsetzten. War dann der Tag da, an dem der Nikolaus kam, musste des öfteren dein Großvater voraus durch den Schnee waten und die Schulkinder durch den noch stockfinsteren Wald bis zur Straße begleiten. Denn waren sie auch sonst so schneidig, vor dem Krampus hatten sie heiligen Res-
pekt.
An ein Jahr kann ich mich noch besonders gut erinnern, meinte ich versonnen zu Sandra, da hatte es schon seit Tagen nicht mehr zum Schneien aufgehört, so dass am Nikolaustag einem der Schnee schon bis zu den Knien reichte. Als damals kurz nach Mittag die Schulkinder endlich den steilen Hang herauf wateten, konnten dein Onkel Stefan und deine Mutter es kaum erwarten sie auszufragen, ob sie denn dem Nikolaus mit dem Krampus im Wald begegnet seien. Während Lisbeth sich den Schnee von dem Mantel mit der großen Kapuze schüttelte, nahm ich ihr erst einmal den schweren Schulranzen von Buckel. Gemeinsam gingen wir sodann ins Haus und hinein in die große, warme Küche. Nach dem Essen meinte der Vater, dein Großvater, ob sie nicht alle drei mitgehen wollten in den nahen Wald zum Rehe füttern. Sie überlegten nicht lange, zogen warme Sachen an und so stapften sie bald darauf hinter dem Vater dem dichtverschneiten Wald zu. Dort angelangt drängten sich deine Mutter und Stefan nahe an den Vater und nahmen ihn bei der Hand. Lisbeth die ältere lachte sie aus und meinte spöttisch: »Gell, fürchtets euch vorm Krampus«. Als sie in die Nähe der Futterkrippe kamen, sahen sie dort schon ein paar Rehe, die die Köpfe emporhoben, aber nur ein paar Meter sprangen sie weg von der Futterstelle.
Indessen richtete ich den Teig für etliche Weihnachtsguteln her, erfreut darüber zogen die wieder Heimgekommenen eiligst ihre nassen Sachen aus und die beiden Mädchen fingen gleich an, fleißig mitzuhelfen beim Gutelbacken. Stefan aber hängte sich an den Vater und wollte mit ihm in die Werkstatt gehen. Bald war es drei Uhr nachmittags geworden und es fing immer heftiger an zu schneien. Der Vater kam zur Tennentür herein und meinte, dass es höchste Zeit wäre, den hölzernen, dreieckigen Schneepflug nochmal hinten an den kleinen Bulldog zu hängen, um zu versuchen, so gut es ging, einen Weg durch den immer tiefer werdenden Schnee zu bahnen. Auch ich zog mir warme Sachen an und begann, vom Tennentürl aus mühsam einen Weg hinter zur Hozlege zu schaufeln, denn ich brauchte ja noch Holz für den Kachelofen in der Stube: »Da wird’s heut was haben mit dem Nikolaus, der wird in den Schneewehen stecken bleiben«, meinte der Vater, während er sich so gut es ging den dichten Schnee von Joppe und Haube zu schütteln versuchte. Stefan meinte dazu, dass dann ja auch der Krampus nicht kommen könne, was ihm ganz recht war. Deine Mutter hingegen meinte, dass der Nikolaus auf jeden Fall käme, denn er fahre ja mit einem großen Schlitten. Lisbeth, die älteste, meinte dazu, dass man halt abwarten müßsste. Inzwischen war es halb fünf Uhr geworden und Zeit zur Stallarbeit. Ich schmiss den Kühen den Barren voll Heu, derweil sich Lisbeth und Roswitha, deine Mutter, zu den vier Katzen legten, die sich tiefe Mulden in den Heuhaufen gegraben hatten. Stefan indessen kam, als ich anfing zu melken, herangeschlichen und fragte mich leise – so dass es sonst niemand hören konnte – ob denn alles gar so schlimm wäre, was er die letzte Zeit so angestellt hätte. Draußen war es stockfinster, der Wind trieb die dicken Schneeflocken ums Haus und die kleinen Stallfenster waren fast zugeschneit. Plötzlich schepperte draußen jemand mit einer schweren Kette gegen die Stalltüre, so dass diese drohte, aus den Angeln zu springen. Wie vom Bliitz getroffen sprang Stefan, der gerade sein Lieblingskälbchen streichelte, auf und rannte auf mich zu. Er stieß mir dabei fast den Melk-schemel auf dem ich saß, um. Lisbeth und Roswitha indessen verkrochen sich hinter dem Heuhaufen. Von dem Moment an waren alle drei mäuschenstill und als wir uns dann nach der Stallarbeit und dem Abendessen in der bacherlwarmen Stube zusammensetzten, war es inzwischen schon halb acht geworden.
Ich hielt kurz inne mit dem Erzählen, als meine Enkelin mich aufgeregt drängte, weiter zu sprechen. Während deine Mutter und Lisbeth, begann ich wieder zu erzählen, sich zu mir auf das Kanapee setzten und immer wieder nach draußen lauschten, wo der Wind an den Fensterläden zerrte, hockte Stefan zusammengeduckt im hintersten Eck der Ofenbank und sagte kein Wort. Wo wohl der Papa sein mag, fragte deine Mutter auf einmal Lisbeth. Die um fünf Jahre Ältere meinte gelassen: »Der werd halt nachschaun, ob der Nikolaus durch den tiefen Schnee durchkommt«. Ich meinte beruhigend zu deiner Mutter, dass es so sei, wie deine Schwester meinte und flüsterte Lisbeth schnell ins Ohr, sie solle Roswitha ablenken, denn ich müsse mal nachschauen, was draußen los ist. Schnell in einen Mantel schlüpfend, öffnete ich leise die Haustüre. Dichte Scheeflocken wirbelten mir ins Gesicht, als ich die Stufe hinunter stieg und bis zu den Knien im Schnee versank. Ich watete einige Meter und horchte ins Dunkel, als ich plötzlich Stimmen hörte und ein fahles Licht bemerkte, das von der Leit’n herauf immer näher kam. Dein Großvater war es und ein Nachbar als Nikolaus, die nun dem Haus zustapften. Aber wie sah der Nikolaus aus? Der lange Stab war abgebrochen und die große Mütze war ihm vom Kopf gefallen. Weiter hinten schnaufte auch noch der Krampus den Berg herauf. Sie erzählten nun, dass sie mit einem kleinen Bulldog die Anhöhe zum Hof herauffahren wollten, aber auf halber Strecke kein Durchkommen mehr war und sie sich zu Fuß durch den hohen Schnee kämpften.
Ich drängte sie nun, eiligst hereinzukommen. So schüttelten sie sich ab, so gut es ging, der Nikolaus steckte den abgebrochenen Stab in den Schnee und so stiegen sie schließlich die Stufe zur Haustür hinauf. Ich öffnete diese, gab dem Nikolaus im Hausgang schnell die hergerichteten Säckchen für die Kinder und dem Krampus eine lange Rute. Nun machte ich die Stubentür auf, die beiden Mädchen saßen brav auf dem Kanapee und Stefan hatte sich noch weiter hinter den Ofen verkrochen. Gleich hinter mir polterten der Nikolaus und der Krampus in die Stube. Letzterer fragte gleich nach dem Buben, indessen sich der Nikolaus an die beiden Mädchen wandte und sie fragte, ob sie schön beten könnten. So stand deine Mutter auf und betete zittrig: »Jesuskindlein komm zu mir«. »Brav«, meinte darauf der Nikolaus, währenddessen der Krampus Stefan aus seinem Versteck vorzog und ihm die Rute vor die Nase hielt. »Lass ihn aus Krampus«, meinte da der Nikolaus, »er wird sich bestimmt bessern im nächsten Jahr«, und er gab jedem von den dreien ein Säcklein in die Hand. Deine Mutter, nun ganz schneidig geworden, sagte Gelt’s Gott zum Nikolaus und gab ihm sogar die Hand. Allmählich bekam auch Stefan wieder etwas Mut und bedankte sich ebenfalls beim Nikolaus, nur um den Krampus machte er einen großen Bogen. So stapfte schließlich der Nikolaus mit einem »Pfüad Gott und bleibts brav« zur Stubentür hinaus und der Krampus hinterdrein, Stefan noch einen grimmigen Blick zuwerfend.
Ja, meinte ich zu Sandra, so ist damals der Nikolaus doch noch auf unseren zugeschneiten Einödhof gekommen. Als ich zu erzählen aufhörte, war es eine Weile still in der mittlerweile dunkel gewordenen Stube, in der nur eine Kerze brannte. Als endlich meine Enkelin fest an mich geschmiegt meinte: »Schön war es Oma, das werde ich meiner Mutter erzählen und das nächste Mal, wenn ich komme, erzählst du mir, wie das Christkind damals zu euch kam«. Ich strich ihr übers Haar und versprach es ihr.
Elisabeth Mader
48/2006
Früher als deine Mutter noch ein kleines Mädchen von vier, fünf Jahren war und mit ihrem Bruder und der etwas älteren Schwester auf unserem kleinen Einödhof aufwuchs, war am Nikolaustag unser alter Bauernhof des öfteren schon zugeschneit. Deine Tante Lisbeth, die ältere Schwester deiner Mutter, erzählte ich Sandra, ging damals schon zur Schule und wartete jeden Tag etliche Meter vor dem Haus auf die drei Nachbarskinder, mit denen sie den langen, steilen Abhang zur großen Straße hinunterstapfte, von wo sie den langen Weg zur Schule fortsetzten. War dann der Tag da, an dem der Nikolaus kam, musste des öfteren dein Großvater voraus durch den Schnee waten und die Schulkinder durch den noch stockfinsteren Wald bis zur Straße begleiten. Denn waren sie auch sonst so schneidig, vor dem Krampus hatten sie heiligen Res-
pekt.
An ein Jahr kann ich mich noch besonders gut erinnern, meinte ich versonnen zu Sandra, da hatte es schon seit Tagen nicht mehr zum Schneien aufgehört, so dass am Nikolaustag einem der Schnee schon bis zu den Knien reichte. Als damals kurz nach Mittag die Schulkinder endlich den steilen Hang herauf wateten, konnten dein Onkel Stefan und deine Mutter es kaum erwarten sie auszufragen, ob sie denn dem Nikolaus mit dem Krampus im Wald begegnet seien. Während Lisbeth sich den Schnee von dem Mantel mit der großen Kapuze schüttelte, nahm ich ihr erst einmal den schweren Schulranzen von Buckel. Gemeinsam gingen wir sodann ins Haus und hinein in die große, warme Küche. Nach dem Essen meinte der Vater, dein Großvater, ob sie nicht alle drei mitgehen wollten in den nahen Wald zum Rehe füttern. Sie überlegten nicht lange, zogen warme Sachen an und so stapften sie bald darauf hinter dem Vater dem dichtverschneiten Wald zu. Dort angelangt drängten sich deine Mutter und Stefan nahe an den Vater und nahmen ihn bei der Hand. Lisbeth die ältere lachte sie aus und meinte spöttisch: »Gell, fürchtets euch vorm Krampus«. Als sie in die Nähe der Futterkrippe kamen, sahen sie dort schon ein paar Rehe, die die Köpfe emporhoben, aber nur ein paar Meter sprangen sie weg von der Futterstelle.
Indessen richtete ich den Teig für etliche Weihnachtsguteln her, erfreut darüber zogen die wieder Heimgekommenen eiligst ihre nassen Sachen aus und die beiden Mädchen fingen gleich an, fleißig mitzuhelfen beim Gutelbacken. Stefan aber hängte sich an den Vater und wollte mit ihm in die Werkstatt gehen. Bald war es drei Uhr nachmittags geworden und es fing immer heftiger an zu schneien. Der Vater kam zur Tennentür herein und meinte, dass es höchste Zeit wäre, den hölzernen, dreieckigen Schneepflug nochmal hinten an den kleinen Bulldog zu hängen, um zu versuchen, so gut es ging, einen Weg durch den immer tiefer werdenden Schnee zu bahnen. Auch ich zog mir warme Sachen an und begann, vom Tennentürl aus mühsam einen Weg hinter zur Hozlege zu schaufeln, denn ich brauchte ja noch Holz für den Kachelofen in der Stube: »Da wird’s heut was haben mit dem Nikolaus, der wird in den Schneewehen stecken bleiben«, meinte der Vater, während er sich so gut es ging den dichten Schnee von Joppe und Haube zu schütteln versuchte. Stefan meinte dazu, dass dann ja auch der Krampus nicht kommen könne, was ihm ganz recht war. Deine Mutter hingegen meinte, dass der Nikolaus auf jeden Fall käme, denn er fahre ja mit einem großen Schlitten. Lisbeth, die älteste, meinte dazu, dass man halt abwarten müßsste. Inzwischen war es halb fünf Uhr geworden und Zeit zur Stallarbeit. Ich schmiss den Kühen den Barren voll Heu, derweil sich Lisbeth und Roswitha, deine Mutter, zu den vier Katzen legten, die sich tiefe Mulden in den Heuhaufen gegraben hatten. Stefan indessen kam, als ich anfing zu melken, herangeschlichen und fragte mich leise – so dass es sonst niemand hören konnte – ob denn alles gar so schlimm wäre, was er die letzte Zeit so angestellt hätte. Draußen war es stockfinster, der Wind trieb die dicken Schneeflocken ums Haus und die kleinen Stallfenster waren fast zugeschneit. Plötzlich schepperte draußen jemand mit einer schweren Kette gegen die Stalltüre, so dass diese drohte, aus den Angeln zu springen. Wie vom Bliitz getroffen sprang Stefan, der gerade sein Lieblingskälbchen streichelte, auf und rannte auf mich zu. Er stieß mir dabei fast den Melk-schemel auf dem ich saß, um. Lisbeth und Roswitha indessen verkrochen sich hinter dem Heuhaufen. Von dem Moment an waren alle drei mäuschenstill und als wir uns dann nach der Stallarbeit und dem Abendessen in der bacherlwarmen Stube zusammensetzten, war es inzwischen schon halb acht geworden.
Ich hielt kurz inne mit dem Erzählen, als meine Enkelin mich aufgeregt drängte, weiter zu sprechen. Während deine Mutter und Lisbeth, begann ich wieder zu erzählen, sich zu mir auf das Kanapee setzten und immer wieder nach draußen lauschten, wo der Wind an den Fensterläden zerrte, hockte Stefan zusammengeduckt im hintersten Eck der Ofenbank und sagte kein Wort. Wo wohl der Papa sein mag, fragte deine Mutter auf einmal Lisbeth. Die um fünf Jahre Ältere meinte gelassen: »Der werd halt nachschaun, ob der Nikolaus durch den tiefen Schnee durchkommt«. Ich meinte beruhigend zu deiner Mutter, dass es so sei, wie deine Schwester meinte und flüsterte Lisbeth schnell ins Ohr, sie solle Roswitha ablenken, denn ich müsse mal nachschauen, was draußen los ist. Schnell in einen Mantel schlüpfend, öffnete ich leise die Haustüre. Dichte Scheeflocken wirbelten mir ins Gesicht, als ich die Stufe hinunter stieg und bis zu den Knien im Schnee versank. Ich watete einige Meter und horchte ins Dunkel, als ich plötzlich Stimmen hörte und ein fahles Licht bemerkte, das von der Leit’n herauf immer näher kam. Dein Großvater war es und ein Nachbar als Nikolaus, die nun dem Haus zustapften. Aber wie sah der Nikolaus aus? Der lange Stab war abgebrochen und die große Mütze war ihm vom Kopf gefallen. Weiter hinten schnaufte auch noch der Krampus den Berg herauf. Sie erzählten nun, dass sie mit einem kleinen Bulldog die Anhöhe zum Hof herauffahren wollten, aber auf halber Strecke kein Durchkommen mehr war und sie sich zu Fuß durch den hohen Schnee kämpften.
Ich drängte sie nun, eiligst hereinzukommen. So schüttelten sie sich ab, so gut es ging, der Nikolaus steckte den abgebrochenen Stab in den Schnee und so stiegen sie schließlich die Stufe zur Haustür hinauf. Ich öffnete diese, gab dem Nikolaus im Hausgang schnell die hergerichteten Säckchen für die Kinder und dem Krampus eine lange Rute. Nun machte ich die Stubentür auf, die beiden Mädchen saßen brav auf dem Kanapee und Stefan hatte sich noch weiter hinter den Ofen verkrochen. Gleich hinter mir polterten der Nikolaus und der Krampus in die Stube. Letzterer fragte gleich nach dem Buben, indessen sich der Nikolaus an die beiden Mädchen wandte und sie fragte, ob sie schön beten könnten. So stand deine Mutter auf und betete zittrig: »Jesuskindlein komm zu mir«. »Brav«, meinte darauf der Nikolaus, währenddessen der Krampus Stefan aus seinem Versteck vorzog und ihm die Rute vor die Nase hielt. »Lass ihn aus Krampus«, meinte da der Nikolaus, »er wird sich bestimmt bessern im nächsten Jahr«, und er gab jedem von den dreien ein Säcklein in die Hand. Deine Mutter, nun ganz schneidig geworden, sagte Gelt’s Gott zum Nikolaus und gab ihm sogar die Hand. Allmählich bekam auch Stefan wieder etwas Mut und bedankte sich ebenfalls beim Nikolaus, nur um den Krampus machte er einen großen Bogen. So stapfte schließlich der Nikolaus mit einem »Pfüad Gott und bleibts brav« zur Stubentür hinaus und der Krampus hinterdrein, Stefan noch einen grimmigen Blick zuwerfend.
Ja, meinte ich zu Sandra, so ist damals der Nikolaus doch noch auf unseren zugeschneiten Einödhof gekommen. Als ich zu erzählen aufhörte, war es eine Weile still in der mittlerweile dunkel gewordenen Stube, in der nur eine Kerze brannte. Als endlich meine Enkelin fest an mich geschmiegt meinte: »Schön war es Oma, das werde ich meiner Mutter erzählen und das nächste Mal, wenn ich komme, erzählst du mir, wie das Christkind damals zu euch kam«. Ich strich ihr übers Haar und versprach es ihr.
Elisabeth Mader
48/2006