Jahrgang 2024 Nummer 36

Asiatische Weisheiten in Wort und Bild aus Rosenheim

Verleger Klaus G. Förg bringt Erstlingswerk mit Ehefrau Siriporn heraus

Das Erstlingswerk von Klaus G. Förg und Ehefrau Siriporn. (Fotos: Kas)
Verleihung des Bundesverdienstkreuzes mit OB Andreas März.
Klaus G. Förg mit »Weisheiten aus Asien.
Kleine Auswahl an jüngsten Werken.

Er ist 71 Jahre, Chef des Rosenheimer Verlagshauses, Fotograf, freier Publizist, Moderator und Hörbuchsprecher: Klaus G. Förg, im Sternzeichen des Zwilling in Rosenheim geboren. Seit 30 Jahren kämpft er an der Bücher-Front, hat rund 2000 Titel herausgebracht, dafür Hunderte von Gesprächen geführt und rund eine halbe Million Fotos geschossen. Viele Größen der Zeitgeschichte hatte er schon vor seinem Mikrofon: Willy Brandt, Siegfried und Roy, Ephraim Kishon, Franz Beckenbauer, Konsul Weyer, Gregor Gysi, Andre Kostolany, Johannes Heesters und viele, viele mehr. Förg geht es bestens, er lebt in seinem Haus in Aising bei Rosenheim und darf eine Villa in Thailand sein Eigentum nennen. Er ist seit 18 Jahren mit der Thailänderin Siriporn, die alle nur »Siri« nennen, zusammen, seit sieben Jahren sind sie verheiratet. Aber von Ruhestand keine Spur: Nach wie vor ist Klaus G. Förg auf Themensuche für neue Bücher, wobei ihm Heimatromane genauso lieb sind wie Bildbände und Werke zur Zeitgeschichte.

»Es macht nach wie vor Spaß, wieso soll ich mich zur Ruhe setzen?«, sagt Förg, der aktuell an Bildbänden über den nahen Samerberg und Hintertux in Tirol arbeitet und viel Material für weitere Werke zur Zeitgeschichte gesammelt hat. Dabei hat er erst kürzlich ein Buch herausgebracht mit dem Titel »Heitere Gelassenheit – Weisheiten aus Asien«. Es ist das Erstlingswerk von ihm und seiner Ehefrau. Mit ihr verbringt er im Winter jeweils drei Monate in deren Heimat. Ob Aising oder Thailand, spielt keine Rolle, Ideen kommen ihm hierzulande wie in Asien. Und der Name Förg steht immer für qualitativ hochwertige und stimmungsvolle Bilder und Berichte.

»Der alltägliche Trubel raubt uns oftmals viel Energie, und wir vergessen, das Leben zu genießen«, schreibt Förg. Er ergänzt, gewiss auch inspiriert von seiner Frau: »Asiatische Weisheiten weisen uns den Weg zum Sinn des Lebens, zu innerer Ruhe und heiterer Gelassenheit.« Auf über 200 Seiten lässt der Verleger in dem Werk an seinen Bildern teilhaben, die auf Dutzenden interessanten, bewegenden und oft abenteuerlichen Reisen entstanden sind. Über 30 Mal war er in Thailand, drei Mal in Japan, er hat Bali und Bhutan besucht.

Und Ehefrau Siriporn? Sie ist Buddhistin und hat seit frühester Kindheit einen natürlichen Bezug zu den alten Weisheiten, die die beiden gemeinsam jahrelang gesammelt und für das Buch ausgewählt haben. Das Vorwort dazu kommt – wie könnte es anders sein – vom Dalai Lama, dem spirituellen Führer Tibets, der mit über 150 Auszeichnungen, Ehrendoktoraten und Preisen für seine Botschaft des Friedens ausgezeichnet wurde. Der Dalai Lama schließt sein Vorwort im Buch mit den Worten: »Motivation ist der Antrieb des Lebens, der Motor allen Tuns. Ihr Wirkungsbereich ist die Ebene des Denkens, und Gedanken und Emotionen sind entweder positiv oder negativ. Man muss sie voneinander unterscheiden lernen und sich dann bemühen, positive Gedanken zufördern und die negativen auszuschalten. Auf diese Weise entwickelt sich innerer Friede. Heilsame Gedanken und unheilsame Gedanken auseinanderhalten zu können: Dies macht den Unterschied!«

Im Buch selbst sind alte Volksweisheiten zu finden, wie »Es nützt nichts, dem Wasserbüffel Geige vorzuspielen«, oder »Eifersüchtige Menschen haben Schwierigkeiten einzuschlafen«, oder »Versetze dich immer in das Herz eines anderen«, oder »Das, was klein ist, soll nicht unterschätzt werden, schließlich sind Mücken gefährlicher als Tiger«. Viele Sätze aus China bereichern das Erstlingswerk der beiden, so zum Beispiel »Wahre Liebe sucht nie das eigene Glück«, oder »Die Unbeständigkeit ist es, die das Leben lebenswert macht«, oder »Deine Gedanken sind der Anfang deiner Taten«, oder »Alles Große kommt aus der inneren Ruhe«.

Zitiert sind aber auch Konfuzius mit »Es sind die kleinen Dinge, die dem Leben Freude geben«, oder Adi Shankara (religiöser Lehrer und Philosoph des Hinduismus) mit »Die ersten Schritte sind wertlos, wenn der Weg nicht zu Ende gegangen wird«, oder Siddhartha Gautama (indischer Weisheitslehrer und Religionsstifter) mit »Wir sind alle voneinander abhängige Wesen, das sollten wir nicht vergessen«.

Das Ehepaar Förg und das Buch hätte es nie gegeben, hätte Klaus Förg vor 18 Jahren nicht für sich entschieden, ein kleines Geschenkbuch über asiatische Weisheiten zu schreiben. Fotos dazu fertigte er im Westpark in München an. Er suchte dazu asiatische Gärten, Tempel und Gewässer auf. Das Buch verkaufte sich gut, so entstand die Idee für ein größeres Werk. Die nächste Thailand-Reise war also schnell gebucht. Bei Aufnahmen im Erawan-Schrein mitten in Bangkok traf er »Siri«. Seither sind die beiden ein Paar.

Klaus G. Förg wuchs in Rosenheim auf, besuchte das Ignaz-Günther-Gymnasium, machte 1970 Abitur und studierte in Augsburg Sportwissenschaften und Geografie für das Lehramt. Das Finsterwalder-Gymnasium in Rosenheim, Würzburg, Mainburg, Puchheim und nochmals Würzburg waren seine Lehrer-Stationen. Dass er eines Tages in den Verlag, den sein Vater leitete, einsteigen würde, hatte er immer weit von sich gewiesen, schließlich war das Verhältnis zum Vater nicht das beste. Klaus G. Förg hatte aber am Leben mit Büchern Gefallen gefunden. Er gründete eine Buchhandlung und schaffte damit den Absprung vom Lehrer-Dasein – später wurden daraus fünf in Rosenheim, Traunstein, Bruckmühl und Kufstein.

Und dann passierte es doch: Einstieg in den Verlag, weil der Vater raus war. Mit einem Mal krempelte Klaus sein Leben komplett um. Verlag und Buchhandlungen waren plötzlich das Tagesgeschäft, hinzu kam die Arbeit als Autor und Fotograf. »An mein erstes Buch kann ich mich noch gut erinnern, es ging über das Rosenheimer Kunstleben, Fotograf Franz Berr lieferte mir die Fotos, damals alle in Schwarz-Weiß, hinzu«, erzählt Förg, unter dessen Leitung und mit der Gründung der »Edition Förg« es dann ab 1991 steil nach oben ging. Bei der Übernahme war das Haus nämlich nicht gerade auf Rosen gebettet.

»Mein Glück war der Weltbild-Verlag, der der Kirche mit ihren 14 Diözesen gehörte«, berichtet der Rosenheimer, der seinen Verlag hier mit einer Kooperation einbrachte. Im November 2011 feierte das Rosenheimer Verlagshaus 100. Geburtstag, im gleichen Jahr kam das Ende des Weltbild-Verlags. Zu diesem Zeitpunkt hatte Förg den Umsatz im Verlagshaus von anfangs 1,5 Millionen D-Mark Umsatz locker verdreifacht. Seine Bücher verkauften sich prächtig, wurden in Dutzende Sprachen übersetzt, es gab immer wieder Neuauflagen. Hinzu kamen Radio-Sendungen, Hörbücher und viele Bildbände als Fotograf.

Klaus G. Förg ist für sein gesellschaftliches Engagement auch ausgezeichnet worden. Aus den Händen des Rosenheimer Oberbürgermeisters Andreas März erhielt er 2020 die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, unterzeichnet von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Bei der Ehrung im Rosenheimer Rathaus sagte März, »dass die Verdienstmedaille und ihr Träger höchste Wertschätzung genießen. Es zeigt, dass die Gesellschaft zu Dankbarkeit fähig ist«.

Eine enge Partnerschaft hatte das Rosenheimer Verlagshaus mit Hans Ernst, dem wohl bedeutendsten Heimatschriftsteller. Er wurde 1904 in einfachen Verhältnissen in München geboren, arbeitete bereits mit 15 Jahren bei Fürstenfeldbruck als Bauernknecht und wusste also in späteren Jahren bestens, wie es auf einem Bauernhof zugeht, als er seine über 110 Romane verfasste. Zunächst einmal ging er aber als Schauspieler mit einem Bauerntheater auf Tournee. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann er seine schriftstellerische Karriere und verfasste einen Heimatroman nach dem anderen, wobei er schon sehr bald großen Erfolg hatte. Die meisten dieser Bücher erschienen im Rosenheimer Verlagshaus, ein Roman wurde damals sogar von Luis Trenker verfilmt. Auch wenn Hans Ernst bereits 1984 verstorben ist, hält die Begeisterung für seine Romane bis zum heutigen Tag unvermindert an. So wurden in einer Edition des Weltbild Verlags 500 000 Doppelbände verkauft, und das Bayerische Fernsehen verfilmte den Roman »Die Posthalter Christl« erfolgreich. Die Gesamtauflage seiner Bücher beträgt mittlerweile über sechs Millionen. Hans Ernst ist damit der meistverkaufte Heimatschriftsteller aller Zeiten.

Mit vielen Autoren besteht eine langjährige Freundschaft, so beispielsweise mit Roswitha Gruber aus Reit im Winkl. »Eine faszinierende Frau, die großartig schreibt, eigentlich unglaublich«, erzählt er. 40 Bücher hat er mit ihr bereits herausgebracht, die verkaufte Stückzahl liegt bei über 600 000. »Es hat sich eine regelrechte Fan-Gemeinde gebildet«, so Förg. Dabei muss man wissen, dass Frau Gruber im Sommer ihren 85. Geburtstag feierte. In ihren Büchern geht es meist um die Schilderung starker Frauen mit außergewöhnlichen Lebensgeschichten. Für jeden ihrer Romane nähert sich Gruber in intensiven Gesprächen dem Schicksal ihrer Protagonistinnen.

Gleiches trifft auf Klaus G. Förg zu, den das Thema Zeitgeschichte nie losgelassen hat. Mehr als 50 Gespräche führte er in ganz Deutschland und Österreich mit Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg. »Es geht um Kindheit, Jugend, Krieg und Gefangenschaft«, erzählt der Verleger. Nachzulesen unter anderem in »Irgendwie überlebt – Soldatenschicksale im Zweiten Weltkrieg«, oder in »Dem Wahnsinn entkommen«. Stundenlange Aufnahmen hat er noch in der Hinterhand, Stoff für weitere drei Werke. Und wie hat er die Veteranen aufgespürt? »Über den Zweiten Rosenheimer Bürgermeister und viele Bürgermeister in der Region, und dann kennt da einer wieder einen, der einen kennt, mein ältester Gesprächspartner war 107«, so Förg. Und immer, wenn es um den Weltkrieg geht, werden die Werke auch in englische Sprache übersetzt. Die Bücher verkaufen sich vor allem in Großbritannien hervorragend, aber auch in Tschechien, Norwegen, Schweden und sogar in Thailand.

Die harte Arbeit hinterließ bei Förg aber auch ihre Spuren. Seine erste Ehe, aus der drei Kinder hervorgingen, zerbrach. »Vielleicht habe ich zu viel gearbeitet«, sagt er heute und nimmt sich einen Satz aus »Heitere Gelassenheit« zu Herzen, der da heißt, »Wer loslässt, hat zwei Hände frei«. Der Spruch stammt aus China – wie könnte es anders sein. Und dann sprang er bei einer Darminfektion dem »Boandlkramer« gerade noch von der Schaufel. »Ja, da stand es Spitz auf Knopf«, gesteht Förg, der sich aber auch hier als echter Kämpfer zeigte. Das war schon zu einem Zeitpunkt, da er mit seiner »Siri« sehr glücklich war. Sie kümmert sich im Verlag heute um Abrechnungen und den Vertrieb und ist neben einem Lektor die einzige Festangestellte im Verlagshaus.

 

Karl-Heinz Kas

 

36/2024