Je nachdem, wo die U-Bahn wieder oberirdisch fährt, reichen die jetzt geschätzten Kosten bereits von 2 Milliarden Euro (U-Bahn bis Akadamiestraße, dann oberirdisch) bis 3 Milliarden Euro (U-Bahn bis Salzburg-Süd). Salzburgers Vizebürgermeister Bernhard Auinger spricht von einem »Milliardengrab«, das sich die Stadt nicht leisten könne. »Das Projekt ist für die Stadt nach aktuellem Stand nicht finanzierbar.« Wilfried Rogler von der Initiative »Stopp U-Bahn« zweifelt auch die jetzt veröffentlichten Zahlen an, »denn niemand kennt die Trasse und es gibt noch keine Ergebnisse der Bodenuntersuchungen zum sehr schwierigen Seeton-Untergrund«.
Die unterirdische Verlängerung der Lokalbahn vom Hauptbahnhof bis zum Mirabellplatz und dann weiter über die Akademiestraße Richtung Salzburg-Süd wird nach der jetzt präsentierten Kostenschätzung zwischen zwei und drei Milliarden Euro kosten, also deutlich teurer als bisher geschätzt. Für die Stadt Salzburg würden mit der aktuellen Kostenaufteilung (50 Prozent Bund, 50 Prozent teilen sich Stadt und Land) auf 20 Jahre gesehen jährliche Kosten von rund 35 Millionen Euro für nur ein einziges Projekt anfallen. »Viele andere Projekte im Bereich Wohnen, Kinderbetreuung, Schulen, Pflege und städtische Infrastruktur würden dadurch nicht nur gefährdet, sondern in Wirklichkeit unmöglich realisierbar sein«, warnt ein von Anfang an skeptischer Auinger. Man werde daher noch einmal über den Finanzierungsschlüssel von Bund, Land und Gemeinden verhandeln müssen, um eine verantwortungsvolle Entscheidung für die kommenden Generationen treffen zu können. »Ein Milliardengrab durch den U-Bahn-Bau können sich Stadt, Land und Bund nicht leisten.«
Auch höhere Kostenfür Mini-U-Bahn?
Bestätigt durch die neuen Kostenberechnungen fühlt sich auch Wilfried Rogler von der Initiative »Stopp U-Bahn«, die schon im Mai vergangenen Jahres vor steigenden Kosten wie bei allen vergleichbaren Tunnelprojekten gewarnt hatte. »Die Kosten sind explodiert und haben sich innerhalb von fünf Monaten fast verfünffacht, das übertrifft sogar die Kostenexplosion bei der zweiten Stammstrecke in München.« Erst sei von 600 Millionen Euro, dann von 700 Millionen Euro die Rede gewesen, nun ist man bei rund 3 Milliarden Euro, wenn die U-Bahn unterirdisch bis Salzburg-Süd gebaut werden sollte mit dann neun Haltestellen. Auch die ersten 850 Meter vom Hauptbahnhof bis zum Mirabellplatz würden nicht 200 Millionen Euro kosten, sondern eher 300 Millionen und mehr. »Wir sind gespannt, wann für diese Mini-Strecke, die jetzt ohne Gesamtkonzept und ohne belastbare Verkehrsdaten durchgepeitscht werden soll, eine ›Kostenkorrektur‹ veröffentlicht wird«, so Rogler. Die Initiative »Stopp U-Bahn« stellt auch die jetzt präsentierten Berechnungen infrage, denn niemand kenne die Trasse bis Salzburg-Süd und weiter nach Hallein. »Außerdem hat man noch keine Ergebnisse zum sehr schwierigen Seeton-Untergrund bis zur Akademiestraße.« Rogler rechnet damit, dass der Bau noch viel teurer werden wird als die jetzt veröffentlichten 2 bis 3 Mrd. Euro.
»Stopp-U-Bahn« geht auf die Straße
In den Gesprächen der Initiative, zu der unter anderem die Gruppen ›Fairkehr‹ und ›Lebenswerter Flachgau‹ gehören, mit Planern und Politikern sei nichts erreicht worden, »deshalb haben wir die Initiative ›Stopp-U-Bahn‹ gegründet und gehen jetzt auf die Straße.« Seit Jahresanfang würde die Bevölkerung mit Flyern informiert, »wir sind aber eine Bürgerinitiative und unsere Mittel sind sehr beschränkt. Wir haben keine Millionen wie die Planer, übrigens unser aller Steuergeld«.
Straßenbahn statt U-Bahn
Die Initiative fordert klare Verkehrskonzepte, »bevor man Milliarden für eine fragwürdige U-Bahn zum Fenster hinaus wirft«. Die bestehende Verkehrsinfrastruktur müsse verbessert und ausgebaut werden, derzeit sei das Gegenteil der Fall, »so wird zum Beispiel der Obus kaputt gemacht, indem Intervalle verlängert werden«. Desolat seien auch die Radwege in der Stadt, »für den Ausbau steht ein lächerliches Budget von gerade einmal 2 Millionen Euro zur Verfügung«. Die Initiative will weniger Individualverkehr in der Innenstadt, dann hätte auch eine günstigere Straßenbahn Platz.
Von der geplanten U-Bahn würde nur eine Minderheit zwischen Bürmoos und dem ohnehin bestens erschlossenen Hallein profitieren. »Die überwiegende Mehrheit der Pendler kommt aber aus Richtung Mattsee, Mondsee, Fuschl / St. Gilgen oder aus westlicher Richtung wie Wals«, diese Pendler würden leer ausgehen. Rogler fordert die U-Bahn-Planer auf, Alternativen zu prüfen, eine Straßenbahn-Variante würde nur rund 10 Prozent der U-Bahn-Variante kosten, »aber eine mächtige Bau-Lobby freut sich natürlich auf Milliardenumsätze beim U-Bahn-Bau«.
Die drei Varianten
- Variante 1: Tunnel 3,5 km lang bis zur Akademiestraße, 4 Haltestellen, 1,985 Mrd. Euro.
- Variante 2: Tunnel 4,5 km lang, fünf Haltestellen unterirdisch, 2,171 Mrd. Euro.
- Variante 3: Tunnel 7 km lang bis Salzburg-Süd, neun Haltestellen, 2,838 Mrd. Euro.
Michael Hudelist