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Buch-Protagonist Peter Juhre und »Drei ???«-Autor Christoph Dittert.

Wenn Detektive Sportler fördern

Berchtesgaden – Das neue Buch der »Drei ???« ist nicht nur ein Hit bei den Buchverkäufen. Mehr als 700 Kinder und Eltern besuchten am Donnerstag die Lesung des Autors Christoph Dittert im AlpenCongress in Berchtesgaden, der das druckfrische Buch der millionenfach verkauften Reihe vorstellte. Mehr als 10.000 Euro kamen bei der von mehreren Olympiasiegern begleiteten Benefizveranstaltung zusammen, sagt Veranstalter Peter Juhre. Das Geld fließt in die sportliche Nachwuchsförderung im Landkreis.


Mit der Lupe vor und der Brille auf der Nase wähnt man sich schon mal in der Rolle des Detektivs. Dutzende Kinder nutzten beim großen Charity-Event in Berchtesgaden die Gelegenheit zum Fotoshooting. Als »einen großen Erfolg« bezeichnet der Berchtesgadener Peter Juhre die Veranstaltung. Was hat Juhre, Ende 50, mit den »Drei ???« zu tun? Er kennt sie, er mag sie, er hat sie gelesen. Zu seiner Hauptrolle im neuen Buch kam er durch Zufall: Früher einmal war er Musiker, heute betreibt er Ferienappartements – und ist gleichzeitig zum Protagonisten im neuen »Drei ???«-Buch »Melodie der Rache« geworden. Die eigentlichen Hauptdarsteller des Buches sind aber die Detektive Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews, die mittels Kombinationsgabe und guter Recherche mysteriöse Fälle lösen. Sie sind die immer jung gebliebenen Ermittler jener Jugendbuchreihe, die 1968 in Deutschland startete und mittlerweile allein hier 16,5 Millionen Bücher an die meist jugendlichen Leser brachte. Die Hörspiele haben sich knapp dreimal so häufig verkauft.

Autor Christoph Dittert ist eigens nach Berchtesgaden gereist, um sein neuestes Werk vorzustellen. Rund 300 Bücher hat der 48-jährige Rockenhausener insgesamt geschrieben, etliche aus der Perry-Rhodan-Reihe und rund 30 davon im »Drei ???«-Kosmos. Seit seiner Jugend ist er fasziniert von den Geheimagenten. »Schon damals sagte ich mir: ›Irgendwann schreibst du selbst so ein Buch‹«, sagt Dittert rückblickend.

Idee kam während eines Aufenthaltes bei Juhre

2020 hatte der Autor gemeinsam mit seiner Familie Sommerurlaub bei Peter Juhre in Berchtesgaden verbracht. »Ich hab mir seine Geschichte angehört, die fand ich spannend. Ich dachte: ›Das wär doch was‹«, sagt Dittert. Dazu muss man wissen: Juhre stand einst mit seinem Bass in der Hand mit Tina Turner auf der Bühne, mit Bonnie Tyler, auch mit Cliff Richards. »Eine interessante Geschichte«, attestiert der Autor. Diese eigne sich bestens für ein Detektivabenteuer.

Hunderte Kinder sitzen am Donnerstagnachmittag gespannt im Großen Saal des AlpenCongress und warten. Gefühlt ebenso viele Bücher liegen auf dem Tisch. Autor Dittert hat jedes einzelne signiert. Ganz so lesefaul, wie man es ihnen nachsagt, können die Kinder von heute nicht sein: Sie sind zwischen sechs und zwölf Jahre alt. Durch das Programm führt der Münchner Radiomoderator Thomas Killian. Als er die Menge fragt, ob sie die »Drei ???« mögen, bläst ihm ein gewaltiges Echo »Jaaaaa«-rufender Kinder entgegen. Autor Christoph Dittert und der unverhofft zum Buch-Protagonisten gewordene Peter Juhre sitzen auf der Bühne, mit einem Buch in der Hand, und lesen einige Passagen aus dem neuen Fall.

»Wie lange schreibst du an so einem Buch«, so die Frage eines jungen Zuhörers. »Ufff«, ächzt der Autor, »schwierig zu sagen.« Die eigentliche Arbeit sei die Recherche und die Konstruktion der Geschichte, sagt Christoph Dittert. »Das Schreiben selbst geht schneller.« Früher habe er ein Buch in einer Woche fertiggestellt, Korrekturlesungen nicht eingerechnet. Heutzutage – »ich bin ja schon etwas älter« – benötigt er rund drei Wochen. Meist schreibe er sogar an mehreren Büchern parallel. »Was ist dein persönliches Lieblingsbuch?«, will ein »Drei ???«-Fan wissen. »Stephen Kings ›Es‹ und ›Die Tribute von Panem‹«, schießt es aus Dittert heraus. Seit 13 Jahren ist er nun Detektiv-Autor. Ob ihm das Schreiben noch immer Spaß bereite? »Nicht immer«, entgegnet Dittert mit einem Lächeln. Das sei so wie in allen Berufen, es gibt Höhen und Tiefen.

Berchtesgadener Olympionike gaben Autogramme

Die erfolgreichsten deutschen Olympiateilnehmer, das Rodler-Doppel Tobias Wendl und Tobias Arlt, geben Autogramme, auch Ex-Skeletoni Anja Huber-Selbach ist erschienen. Die Einnahmen der Veranstaltung und des Losverkaufs sollen dem Förderverein Talentzentrum Wintersport Berchtesgaden zugutekommen. Die Nachwuchsförderung habe während der Coronapandemie gelitten, sagt Vereinsvorsitzender Alexander Resch, selbst erfolgreicher Rodler und Gold-Gewinner bei den Olympischen Spielen. Hinzu kommt: Die Kunsteisbahn am Königssee ist weiterhin nicht nutzbar. Der Nachwuchs muss zum Trainieren ins österreichische Innsbruck.

Beide Tobis kennen die »Drei ???«. »Ich war aber nie der große Leser«, gesteht Tobi Arlt. »Ich habe in meinem Leben immer lieber Sport gemacht.« Bei Alexander Resch laufen die Detektive beim Nachwuchs als Hörspiel rauf und runter. Die »Drei ???« scheinen von ihrer jahrzehntelangen Faszination kaum etwas eingebüßt zu haben.

Am Ende des Tages hat die Veranstaltung insgesamt 10 023 Euro eingespielt. Peter Juhre sagt: »Ein gutes Ergebnis.«

Kilian Pfeiffer