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Obermeister Stefan Neumeier (l.) und sein Stellvertreter Klaus Schneider (r.) gratulierten Jungmeister Thomas Messner aus Freilassing zu seinem Erfolg bei der Meisterprüfung. Der 24-Jährige absolvierte die Prüfung erst vor wenigen Wochen und war Prüfungsbester. Ministerpräsident Markus Söder überreichte dem jungen Bäckermeister den Meisterbrief. (Foto: Maria Horn)

Wachsende Herausforderungen für das Bäckerhandwerk

Anger – Ob Fachkräftemangel, steigende Energiekosten oder nicht enden wollende Bürokratie, die Bäcker haben es gerade nicht leicht. Dennoch war bei der Jahresversammlung der Bäckerinnung Berchtesgadener Land – Traunstein im Gasthaus »Sonnenhang« in Jechling vorsichtiger Optimismus zu spüren.


»Der Zusammenhalt tut dem Innungsgeist gut«, fasste es Lehrlingswart Gerhard Kotter zusammen und bezog sich damit auch auf die gute Kooperation zwischen Betrieben und Berufsschule. Wie sich die Entwicklungen und Herausforderungen im Einzelnen darstellen, darüber informierte Obermeister Stefan Neumeier. In der Versammlung wurde auch das neue Projekt mit der Biosphärenregion Berchtesgadener Land vorgestellt: das »Berchtesgadener Land Brot« aus dem Laufener Landweizen.

Zu Beginn gedachte die Innung der verstorbenen Mitglieder. Dann hatte Obermeister Stefan Neumeier das Wort. Er thematisierte in seinem Bericht die aktuellen Herausforderungen, die manchem Handwerksmeister Sorgen bereiten: hohe Energiekosten, die Frage nach Energieversorgungssicherheit, eine rund zehnprozentige Inflationsrate, ein neuer Tarifvertrag, der spürbare Fachkräftemangel und der hohe Zeitaufwand für Verwaltungsarbeit machen es den Betrieben nicht einfach.

Stefan Neumeier blickte auch auf die Veränderungen bei der Warenbeschaffung. »China kauft wegen Ernteausfällen riesige Mengen an Backrohstoffen auf, das treibt natürlich die Preise in die Höhe«, sagte Stefan Neumeier. Er ging auch kurz auf die Pläne der Bundesregierung zur Gas- und Strompreisbremse ein und verwies bei Interesse auf Informationsmaterial des Landes-Innungsverbandes.

Auch auf die Mehrwegpflicht, die ab Januar 2023 eingeführt werden soll, ging er ein. Er erklärte: »Für Speisen und Getränke zum Mitnehmen wird ab 1. Januar eine Mehrwegalternative zum Einweggeschirr angeboten. Die Mehrwegvariante darf nicht teurer sein und im Betrieb muss gut sichtbar darauf hingewiesen werden.« Der Kunde könne aber selbst entscheiden, ob Einweg oder Mehrweg, erläuterte der Obermeister die Neuerung weiter und wies darauf hin, dass jeder Betrieb, der eine Verkaufsfläche von mehr als 80 Quadratmeter und mehr als fünf Mitarbeiter hat, davon betroffen sei. »Alle Verkaufsstellen werden zusammengezählt«, ergänzte er.

Es folgte der Kassenbericht von Geschäftsführerin Irmengard Rossingoll, die auch den Haushaltsplan vorstellte. Einstimmig erteilten alle Mitglieder die Entlastung.

Beim nächsten Tagesordnungspunkt hatten die Anwesenden die online stattgefundenen Vorstandswahlen zu bestätigen. Stefan Neumeier (Anger) bleibt Obermeister, sein Stellvertreter ist Klaus Schneider (Traunstein), Lehrlingswart bleibt Gerhard Kotter (Traunstein) und Werbewart Andreas Neumeier (Teisendorf).

Im Anschluss berichtete Andreas Neumeier über das neue Projekt der Bäckerinnung: das »Berchtesgadener Land Brot«. Die Hauptzutat ist Mehl aus dem Laufener Landweizen. »Auf Ini-tiative der Verwaltungsstelle der Biosphärenregion Berchtesgadener Land und der Bäckerinnung konnte dafür ein Erzeugerkreis aus Landwirten, eine Mühle, die BÄKO (Fachgroßhandel für Bäckereien und Konditoreien) sowie mehrere Bäckereien aus dem Landkreis gewonnen werden. Dadurch kann nun eine regionale Lieferkette mit Wertschöpfung vor Ort entstehen«, informierte Andreas Neumeier. Die Markteinführung des »Berchtesgadener Land Brotes« ist Mitte Januar 2023 geplant. Als Biosphären-Produkt soll das Brot mit einem Siegel für Nachhaltigkeit, Transparenz und Regionalität, zertifiziert werden. Der Teisendorfer Bäckermeister berichtete, dass er das Brot bereits selbst herstelle. »In Teisendorf gibt es auch schon einen festen Kundenkreis, der sich regelmäßig auf das Landbrot freut.«

Nicht ganz so erfreulich war der Bericht des Gesellenprüfungsvorsitzenden Nikolaus Schneider. Er bat um mehr Unterstützung vonseiten der Arbeitgeber, da die Prüfungsvorbereitung einen enormen zeitlichen Aufwand erfordere. Nikolaus Schneider richtete seinen Blick auf die aktuellen Ausbildungszahlen: In beiden Landkreisen sind derzeit 8 Bäcker im ersten, 22 Bäcker im zweiten und 16 Bäcker im dritten Lehrjahr. Im Verkauf sind 6 junge Leute im ersten, 7 im zweiten und 12 Auszubildende im dritten Lehrjahr.

Lehrlingswart Gerhard Kotter berichtete von der Berufsbildungsmesse, die er als vollen Erfolg bezeichnete. Rund 1 200 Schüler beider Landkreise hatten teilgenommen. Der Lehrlingswart sprach auch das Problem, Nachwuchs zu bekommen, an. Es werde diskutiert, junge Leute aus Tunesien, Marokko oder Ägypten zu holen und sie im Bäckerhandwerk auszubilden. Allerdings sei es schwer, für Lehrlinge aus dem Ausland eine geeignete Wohnung zu finden. »Doch für diesen Weg Zeit zu investieren, das lohnt sich auf alle Fälle«, war sich die Versammlung einig.

Zum Abschluss der Versammlung gab es noch Informationen zur Biosphärenregion Berchtesgadener Land. Klaus Bauer von der Verwaltungsstelle zeigte Hintergründe, Aufgaben und Ziele auf und sprach natürlich auch das »Berchtesgadener Land Brot« an. Er dankte den Bäckern für ihren Beitrag, sich an diesem Projekt zu beteiligen. »So kann eine geschlossene Wertschöpfungskette vom Erzeuger bis zum Kunden entstehen.«

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Andreas Neumeier mit dem »Berchtesgadener Land Brot«, das er in seinem Betrieb bereits herstellt. (Foto: Maria Horn)

Maria Horn