Vielerorts in den Bergen ist ein Skitouren-Boom zu erleben. Wie beurteilen Sie die Situation in den Chiemgauer Alpen?
Mein persönlicher Eindruck ist, dass auch in den Chiemgauer Alpen mehr Skitourengeher unterwegs sind. Auffällig war, dass in der Hochzeit der Corona-Pandemie – aufgrund der vorübergehenden Schließungen bzw. Beschränkungen bei den alpinen Liftbetrieben – die Leute auf alternative Aufstiegsmöglichkeiten ausgewichen sind.
Welche besonders beliebten Ziele im Chiemgau suchen sich die Skibergsteiger?
Es verteilt sich eigentlich auf das gesamte Gebiet. Dadurch, dass es viele Neueinsteiger gibt, sind natürlich Ziele beliebt, die – was die technischen Schwierigkeiten im Aufstieg und bei der Abfahrt betrifft – leichter bewältigt werden können. Pisten sowie Gebiete, in denen die Möglichkeit eines »Einkehrschwungs« gegeben ist, sind dadurch mehr frequentiert.
Skitourengehen macht Spaß, kann aber auch gefährlich sein – und zwar dann, wenn man sich bei Lawinengefahr auf den Weg macht. Welches Verhalten legen die Skibergsteiger in den Chiemgauer Alpen an den Tag?
Dazu haben wir keine Infos. Es gibt beim Skitourengehen, wie im normalen Leben auch, verantwortungsvolle und weniger verantwortungsvolle Menschen.
Wie können sich Skitourengeher über die Lawinengefahr informieren?
Im Internet auf www.lawinenwarndienst-bayern.de.
Welche Verhältnisse erlauben einen gefahrlosen Spaß im Schnee, welche nicht?
Grundsätzlich sind Pisten, Winterwanderwege, Loipen und Rodelbahnen – sofern sie von den zuständigen Gemeinden beworben beziehungsweise ausgewiesen werden – von den Lawinenkommissionen überwacht, wenn sie lawinengefährdete Bereiche beinhalten. Dies gilt auch für exponierte Verkehrswege wie zum Beispiel die Bundesstraße 305 in Teilabschnitten.
Dabei werden Schneeprofile erstellt, das Gelände beobachtet, Schnee-, Wetter- und Temperaturveränderungen gewertet. Teilweise werden bei besonderen Lagen – in den ausgewiesenen Bereichen des bayerischen Alpenraums – Schneefeldsprengungen durchgeführt, um die Gefahren zu minimieren. Abseits dieser gesicherten Bereiche ist im alpinen, freien Gelände jeder selbst für sich und gegebenenfalls anderen gegenüber verantwortlich, da jederzeit mit alpinen Gefahren wie zum Beispiel Lawinentätigkeit zu rechnen ist.
Welche Empfehlungen geben Sie Skitourengehern mit auf den Weg zum Gipfel?
Bei Unternehmungen im alpinen Gelände sollte die Standardausrüstung mit Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS), Schaufel und Sonde dabei sein. Für den fachgerechten Umgang damit bieten verschiedene Verbände Kurse an. Unternehmungen sollten im Vorfeld sorgsam geplant werden. Dabei ist unter anderem auf das Wetter, die Schneeverhältnisse und die Lawinenverhältnisse zu achten.
Im Vorfeld sollte man sich informieren. Insgesamt sollte man natürlich seine körperlichen Grenzen kennen – und auch mal umdrehen, wenn es die Verhältnisse erfordern. Man sollte auch immer noch ein paar »Körner« übrig haben, um bei plötzlichen Notfällen noch reagieren zu können.
Kommission beurteilt Lage
In Abstimmung mit der Lawinenwarnzentrale Bayern beurteilt die Lawinenkommission Ruhpolding/Inzell die Gefahren an Ort und Stelle. Immer wieder begeben sich die ehrenamtlichen Helfer hinaus in den Winter und prüfen die Verhältnisse. Im Interesse, die Sicherheit zu erhöhen, geben sie ihre Einschätzungen weiter. Sie hoffen, dass die Bürger die Warnungen ernst nehmen und ihre Touren entsprechend planen.
Gernot Pültz