Elfriede Jelinek bringt in der neuen Saison gleich vier neue Werke auf die Theaterbühnen. An den Münchner Kammerspielen wird am 27. Oktober »Die Straße. Die Stadt. Der Überfall« in der Regie von Johan Simons uraufgeführt - ein Stück über Frauen, Mode und die noble Münchner Maximilianstraße. »Aber sicher!« heißt das Jelinek-Werk, in dem die Literatur-Nobelpreisträgerin ihre Auseinandersetzung mit Banken-Misere und Euro-Crash fortsetzt. Premiere ist am 14. März 2013 in der Regie von Alexander Riemenschneider am Theater Bremen. Für »Kein Licht II - Ein Epilog?« spinnt Jelinek einen Text von US-Autor Thornton Wilder aus den 40er- Jahren ins Heute weiter. Im Februar 2013 bringt Regisseur Dimiter Gotscheff das Werk am Hamburger Thalia Theater auf die Bühne. Am Wiener Burgtheater zeigt Intendant Matthias Hartmann die Theaterfassung des Jelinek-Textes »Schatten (Eurydike sagt)« auf die Bühne. Premiere ist im Januar 2013.
Autor und Regisseur René Pollesch übertrifft Jelinek mit insgesamt sechs neuen Stücken noch. Am 6. September bringt er am Hamburger Schauspielhaus »Neues vom Dauerzustand« erstmals auf die Bühne, mit einem reinen Frauenensemble und Sophie Rois in der Hauptrolle. »Es geht um die Liebe und die Dauer von Liebe und ob die Liebe Fortschritte gemacht hat«, sagt Pollesch. Am 15. September zeigt er an der Berliner Volksbühne seine Nacherzählung von Molières »Don Juan« mit Martin Wuttke in der Titelrolle. Am Schauspielhaus Zürich kommt im Dezember Polleschs »Macht es für euch!« auf die Bühne. Unter dem Titel »KapiTal der Puppen« wird am Staatsschauspiel Dresden für Februar 2013 ein neues Pollesch-Werk angekündigt. Noch keine Titel haben die neuen Stücke, die der Diskurstheater-Experte am Schauspiel Stuttgart (12. April 2013) und an der Berliner Volksbühne (23. Mai 2013) herausbringt.
Dea Loher lässt ihr Stück »Am Schwarzen See« von ihrem Stammregisseur Andreas Kriegenburg am Deutschen Theater Berlin uraufführen. Nach Jahren treffen sich darin zwei Paare wieder, die ein schreckliches Ereignis verbindet. »Vollkommen fremd stehen sie ihrem eigenen Leben gegenüber, unfähig etwas zu verändern, unfähig es anzunehmen«, heißt des in der Stückankündigung. Premiere ist am 26. Oktober.
Nach Fatih Akins Kinofilm »Kebab Connection« entsteht am Berliner Grips Theater ein neues großes Stück für Jugendliche und Erwachsene. Regisseur Anno Saul ist am 2. Februar 2013 Uraufführungsregisseur der modernen Romeo- und Julia-Geschichte, die mit Klischees spielt, die Deutsche und Türken voneinander im Kopf haben.
Albert Ostermaiers Werk »Ein Pfund Fleisch« entstand nach Motiven von Shakespeares »Der Kaufmann von Venedig«. Bei der Uraufführung am Deutschen Schauspielhaus Hamburg stehen am 14. September die Schauspieler Dominique Horwitz und Michael Prelle auf der Bühne. Das Werk wurde eigens für die Ersatzbühne des Schauspielhauses mitten im Zuschauerraum entwickelt - die große Bühne wird ein Jahr lang umgebaut. »Die Bühne ist eine Sensation, die Zuschauer sind mittendrin wie zu Shakespeares Zeiten«, so Horwitz. Regie führt Dominique Schnizer.
Nis-Momme Stockmann lässt sein neues Stück »Tod und Wiederauferstehung der Welt meiner Eltern in mir« am 15. September am Schauspielhaus Hannover uraufführen. Hannovers Schauspiel-Intendant Lars-Ole Walburg führt Regie bei der Geschichte um die Macht des Materialismus und einen Banker, der aussteigt, um »das System« zu bekämpfen.
Das jüngste Werk von Moritz Rinke wird am 14. Dezember am Schauspiel Frankfurt in der Regie von Intendant Oliver Reese uraufgeführt. In »Wir lieben und wissen nichts« erforsche Rinke »die Tiefen der menschlichen Beziehungen und die Bereitschaft, sein eigenes Leben für jemand anderen aufzugeben, und analysiert damit die Neurosen der arbeitsgeplagten Großstädter«, heißt es in der Ankündigung des Theaters.
In Peter Turrinis »Aus Liebe« geht es um eine sogenannte Beziehungstat. Ein wohlsituierter Mann erschlägt seine Frau und sein Kind mit einer Axt. Psychiater, Journalisten, Richter und sogar der Täter selbst fragen sich: Warum? »Ich möchte mich der großen Frage nach dem ›Warum?‹ mit scheinbar kleineren Fragen nähern. Vielleicht erfährt man etwas über das Zentrale, das Mörderische, indem man die Peripherie abschreitet?«, so Turrini. Premiere ist am 16. Mai 2013 am Wiener Theater in der Josefstadt. Regie führt Herbert Föttinger.
Filmregisseur Andres Veiel zeigt am 11. Januar 2013 am Schauspiel Stuttgart erstmals sein Stück »Das Himberreich«. In dem Doku-Theaterprojekt geht es um die Macht internationaler Banker und die Funktionsweisen des Finanzmarktes. Veiel habe in einer umfangreichen Recherche ehemalige und noch aktive Akteure der Finanzwelt befragt, so das Theater. Elke Vogel