Und tatsächlich bot Burghausen eine Topaufstellung und setzte sogar drei bundesligaerfahrene Aktive ein. Den Ausschlag für die 15:20-Niederlage der Berchtesgadener sollte der Kampf von Daniel Petersen geben, der klar in Führung liegend noch entscheidend unterlag. Gut 700 Zuschauer kamen zum ersten Ringer-Heimkampf in den AlpenCongress. Wenngleich ihre Mannschaft nicht gewonnen hat, so bekamen die Ringsportanhänger dennoch attraktive Kämpfe mit gekonnten Griffen und Aktionen zu sehen. Mit etwas mehr Glück hätte der Sieger auch Berchtesgaden heißen können.
Peter Fodor gleicht aus
Felix Eder (F 57) war wie erwartet gegen den routinierten Erwin Kobsar chancenlos und lag schon nach 25 Sekunden auf den Schultern. Peter Fodor (G 130) traf auf Andrej Matschukowski und zeigte von Beginn an, wer Chef auf der Matte ist. Nach mehreren Durchdrehern richtete sich der Ungar seinen Gegner förmlich her und besiegte ihn nach eineinhalb Minuten entscheidend, womit Berchtesgaden auf 4:4 ausglich.
Tobias Küpper (G 60) wurde den Vorschusslorbeeren gerecht. Sein Gegner Valentin Turovskj versuchte von Beginn an, mit defensiver Ringweise möglichst keine vier Punkte abzugeben. Früh war aus den Zuschauerreihen »blau passiv« zu hören. Doch nach einer Minute setzte Küpper nach einer 2:0-Führung zum ersten Ausheber an, den sein Gegner noch abwehren konnte. Dann ging Küpper jedoch zu Durchdrehern über und setzte nach einer 14:0-Punkteführung binnen zwei Minuten zu einem Kopfzug an, aus dem Turovskj nicht mehr entkam. Erstmals ging Berchtesgaden mit 8:4 in Führung.
Ein weiterer klarer Sieg für den TSV
Auch vom zweiten Ungarn in Berchtesgadens Reihen erwartete man einen klaren Sieg. Und Tamas Fodor (F 98), der seine Kämpfe zumeist durch Technische Überlegenheit entscheidet, blieb seiner Linie auch gegen Eskender Bekirov treu. Wie schon bei Küppers Sieg, versuchte der Gast, seiner Mannschaft eine hohe Niederlage zu ersparen. Nachdem sich Bekirov knapp eine Minute mit defensiver Ringweise erfolgreich gewehrt hatte, war es in der Folge um ihn geschehen. Nach 1:47 Minute war der ungleiche Kampf beendet und Fodor ging mit 16:0 Punkten technisch überlegen von der Matte.
Im letzten Kampf vor der Halbzeitpause wurde es für Seriensieger Lukas Laue (F 66) ernst. Sein Gegner Enes Akbulut, der auch schon in der Bundesliga im Einsatz war, zeigte dem Berchtesgadener seine Grenzen auf und punktete bereits nach wenigen Sekunden Kampfzeit. Nach knapp einer Minute führte Akbulut bereits mit 10:0. Das Publikum versuchte zwar mit »Lukas, Lukas«-Rufen Laue aufzurichten, doch noch in der ersten Runde war der ungleiche Kampf zugunsten des Burghauseners beendet, der seine Mannschaft jetzt auf 12:8 heranbrachte.
Im ersten Kampf nach der Ringpause stand Sebastian Lochner (G 86) gegen Bundesligamann Dominik Ratz von Beginn an auf völlig verlorenem Posten. Nach zwei Minuten stand der technisch überlegene Sieg von Ratz fest und Burghausen glich aus.
Petersen mit fulminantem Start
Um den Mannschaftskampf noch offen zu halten, kam es nun auf Daniel Petersen (G 71) an, der auf Benjamin Haizinger traf, der einige Kilo abgekocht hatte. Petersen startete fulminant und ging gleich einmal in Führung. Doch mit Fortdauer des Kampfes punktete auch Haizinger. Beide Ringer belauerten sich und Mattenleiter Patrick Tomanek vom SC 04 Nürnberg ermahnte den Burghausener, nicht unfair zu ringen. Nach der ersten Runde führte Petersen mit 13:5 und es deutete sich schon der entscheidende Sieg an. Doch eine Unachtsamkeit und jugendlicher Leichtsinn bei Petersen ermöglichte dem mit Punkten klar zurückliegenden Gästeringer noch einen Schultersieg. Petersen geriet urplötzlich in eine Brückenlage, aus der es nach vier Minuten Kampfzeit kein Entrinnen mehr gab.
Statt seine Mannschaft in Führung zu bringen, war Berchtesgaden nun auf verlorenem Posten, da es 16:12 für Burghausen stand. Ohne echte Chance war Marius Mackamul (F 80) gegen Jakob Rottenaicher, der über den TSV Trostberg und den SV Untergriesbach nach Burghausen gekommen ist. Der bayerische Meister des Jahres 2017 stellte Mackamul vor unlösbare Probleme. Auf alle Attacken, die Mackamul in den Kampf brachte, wusste Rottenaicher eine Antwort. Nach drei Minuten hielt sich des Berchtesgadeners Rückstand mit 0:7 noch in Grenzen. Doch Rottenaicher punktete den Berchtesgadener in Runde zwei aus und nach dreieinhalb Minuten war der Kampf beendet. Burghausen führte nun mit 20:12 und damit war rechnerisch nur mehr ein Unentschieden möglich. Doch dazu hätten die beiden letzten TSV-Ringer entscheidend gewinnen müssen. Es sollten zwar noch zwei Siege folgen, doch eben nicht mit der Höchstwertung, womit die Mannschaftsniederlage besiegelt war.
Christoph Graßl zeigt beherzten Kampf
Zunächst lieferte Christoph Graßl (F 75 A) gegen Mansur Dakiev einen begeisternden Kampf und hatte sich Dakiev im »Schwitzkasten« schon für einen Schultersieg hergerichtet. Doch der Burghausener wehrte sich gegen die Entscheidung erfolgreich und rettete seiner Mannschaft damit vor dem letzten Kampf den Mannschaftserfolg.
Der abschließende Kampf von Alexander Petersen (G 75 B) war damit nur mehr Makulatur. Dennoch ging das Publikum noch einmal richtig mit und feuerte den entschlossen ringenden Berchtesgadener gegen Mahsun Ersayin frenetisch an. In einer sehr engen Auseinandersetzung mit abwechselnder Führung gewann Petersen knapp nach Punkten. Hätte sein jüngerer Bruder nicht unnötig verloren, wäre der TSV Berchtesgaden als Sieger von der Matte gegangen. Dennoch traten die Zuschauer nicht unzufrieden den Nachhauseweg an.
In einem weiteren Kampf der Bayernliga unterlag die SpVgg Freising dem SV Untergriesbach mit 17:19. Der TSV Berchtesgaden belegt nach dem vierten Kampftag den Platz 4 in der Tabelle.
Christian Wechslinger