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Die Gründungsversammlung 1923 hat der Verein festgehalten.

»Sitt und Brauch der Alten wollen wir erhalten«

Berchtesgaden – Der Gedanke, »Sitt und Brauch« zu bewahren, setzte sich vor 100 Jahren – 1923 – in der damaligen Gemeinde Salzberg wieder durch. Und so wurde am 2. Juni 1923 der Verein »Untersalzberg« erneut ins Leben gerufen. Erneut deswegen, weil bereits 20 Jahre zuvor – 1901 – der Verein unter gleichem Namen gegründet, dann in »Salzberg« umbenannt und schließlich – so vermutet man – aufgelöst worden war.


Wie dem auch sei, 1923 fand die Gründungsversammlung der »Salzberger« statt. Unter dem 1. Vorstand Sebastian Hölzl beschloss man, den Wahlspruch »Hoits zam« zu führen und dem Namen »Alt« hinzuzufügen. Dann, ein Jahr später, im Mai 1924 bei einer Aussprache der Berchtesgadener Trachtenvereine wurde der Verein in »Almrausch« umbenannt und das Gründungsdatum auf den 3. Juni 1923 festgesetzt. Das war die Geburtsstunde des heutigen Vereines »Gebirgstrachtenerhaltungsverein Almrausch«. Die jährt sich heuer zum 100. Mal. Und aus diesem Anlass feiert der Verein von Freitag, 12., bis Sonntag, 14. Mai, im AlpenCongress mit Musik und Tanz, mit Kirchenzug, Festgottesdienst und Festzug.

Die 100-jährige Geschichte der Almrauscher kann man in der eigens erstellten Festschrift (erhältlich bei der Raumausstattung Schneck) nachlesen. Hier schon einmal ein Einblick:

Nach der Namensänderung hatte der »GTEV Almrausch« am 9. Juni 1924 den ersten offiziellen Auftritt bei der Fahnenweihe des Patenvereins »D'Kehlstoana«. Zu diesem Anlass wurde vom späteren Ehrenmitglied Franz Schwaiger das »Vereinstaferl« gestiftet, das der Verein noch heute trägt.

Die erste eigene Vereinsfahne wurde 1925 geweiht. Es gab ein Fest, das allerdings dem Wetter zum Opfer fiel.

Mitglieder hatte der »GTEV Almrausch« damals nicht viele. Nur zwölf Trachtler gehörten dem Verein an. Sie hielten aber zusammen, zumal die 1930er-Jahre und die Zeit des Zweiten Weltkrieges äußerst schwierig und herausfordernd waren. Bei all den Problemen kam das Vereinsleben zunächst sogar völlig zum Erliegen. Erfreulicherweise aber bemühten sich die verbleibenden Mitglieder kurz nach Kriegsende, den Verein wieder aufzubauen. 1958 veranstaltete der Verein einen Gedenkgottesdienst in der Filialkirche Maria am Berg, um der Verstorbenen und gefallenen Kameraden zu gedenken.

Auf der Jahreshauptversammlung 1963 wurde Wilhelm Schneck zum neuen 1. Vorstand gewählt. Er blieb 21 Jahre lang an der Spitze des Vereines und steht heute noch als Ehrenvorstand mit Rat und Tat zur Seite.

Bereits seit 6. Januar 1974 feiert der »GTEV Almrausch« gemeinsam mit den Unter- und Obersalzberger Weihnachtsschützen das Jahramt in Maria am Berg. Ebenfalls 1974 beschloss der Verein, eine Jugendgruppe zu gründen. Wasti Kastner nahm sich der Aufgabe an und wurde der erste Jugendleiter der Vereinsgeschichte. Dieses Amt führte er bis 1987 mit vollstem Einsatz aus.

1983 war ein großes Jahr für die »Almrauscher«. Sie feierten das 60-jährige Gründungsfest. Zum Festabend luden sie den Patenverein D'Kehlstoana und die Untersalzberger Schützen ein. Am darauffolgenden Festtag wurde die neue Vereinsfahne feierlich geweiht. Fahnenmutter Greterl Kastner stiftete ein Fahnenbandl. Die Fahne, die vor 40 Jahren geweiht wurde, tragen die »Almrauscher« noch heute. Die Fahnenmutter ist aber verstorben.

Zehn Jahre später, im Juni 1993, stand das nächste Gründungsfest an. Die Vereinsgründung jährte sich zum 70. Mal. Die »Almrauscher« stellten auf der damaligen »Seimlerwiese« ein Zelt auf und feierten ganze vier Tage, die vielen Trachtlern noch heute in guter Erinnerung sind.

Die 1990er- und anfänglichen 2000er-Jahre waren geprägt von Festen und Jubiläen: das Fest zum 90-jährigen Bestehen der Weihnachtschützen Untersalzberg, das 75. Gründungsfest des GTEV »D'Kehlstoana«, die 900-Jahr-Feier Berchtesgadens im Rahmen des Trachten- und Schützenjahrtages oder das 113. Gaufest in Berchtesgaden. Die »Almrauscher« waren gerne vertreten und feierten mit.

Das eigene 90. Gründungsjubiläum feierten die »Almrauscher« am 12. Oktober 2013 nur im kleinen Rahmen. Willi Schneck überraschte den Verein, indem er das »Vereinstaferl« in Eigenregie restaurieren ließ.

2017 fand mit der Wahl des neuen 1. Vorstandes Max Neudecker und vielen jungen Aktiven schon fast ein Generationswechsel statt.

Wie alle Lebensbereiche stellte Corona auch das Vereinsleben der »Almrauscher« vor große Herausforderungen. Sie mussten sämtliche Aktivitäten einstellen. Umso größer war die Freude bei den »Almrauschern«, letztes Jahr beim Fest zum 100-jährigen Bestehen des Partnervereines »D'Kehlstoana« mitzufeiern.

In den 100 Jahren durchlebten die »Almrauscher« Höhen und Tiefen, doch Heimat- und Brauchtumsverbundenheit brachte die Mitglieder immer wieder zusammen – getreu dem Grundsatz »Sitt und Brauch der Alten wollen wir erhalten«.

Von »Sitt und Brauch« geprägt ist nun auch das Festwochenende von Freitag, 12., bis Sonntag, 14. Mai. Die Almrauscher sehen ihm voller Euphorie entgegen.

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