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Maria Ager vor der denkmalgeschützten Tür ihres Bauernhauses, das erstmals 1584 erwähnt wurde.

Nur die Eingangstür steht unter Denkmalschutz – Adventskalender Tür #21

Marquartstein – Adventsserie: Das ehemalige Gerichtsdienerhaus des Schlosses in Marquartstein, 1584 erstmals erwähnt


»Beim Reider« nennen die Leute das 1584 erstmals erwähnte kleine Bauernhaus in Marquartstein am unteren Ende der Burgstraße. Eigentlich ist es das »Wolfengütl – Gerichtsdienerhaus« ist, wie im Häuserbuch von Sepp Bock zu lesen ist. Und »Wolfen« steht auch auf der Häusertafel direkt am Haus.

Die heutige Eigentümerin Maria Ager (geborene Reiter) erklärt das damit, dass einer der frühesten Bewohner, der Wolfen Hueber im Jahr 1612, und dessen Nachfolger Wolfgang und Maria Reiter waren (1651). Die frühesten Bewohner des Hauses waren alle Gerichtsdiener des zum Haus gehörenden »Schlosses« – nämlich der Burg Marquartstein. Erster Eigentümer des kleinen Bauernhauses wurde 1793 Gerichtsamtmann Anton Reiter, dem damit auch die Fischrechte in den östlichen Zuflüssen derTiroler Achen gehörten.

Betritt man das gemütliche, kleine Haus mit seinen niederen Treppen und dem anheimelnden Geruch, fühlt man sich sofort in frühere Jahrhunderte zurückversetzt: Die alte Bauernstube links vom Eingang ist original erhalten, Holz vertäfelt, Kachelofen und teils uralten Gegenständen, die Maria Ager (von allen Marille genannt) hoch in Ehren hält. »Ich bin eine alte Seele«, erzählt sie lachend. Denn sie hängt sehr an den alten Erinnerungsstücken, die überall im Haus zu finden sind. Am liebsten würde sie alles so lassen, wie es ist. Vom Flur aus führt eine steile Stiege ins erste Geschoß, geradeaus geht’s direkt weiter in den Stall, in dem es sich jetzt im Winter fünf Färsen (Kalbinnen oder weibliche Rinder, die noch nicht gekalbt haben) gut gehen lassen.

Interessant ist auch, dass beim Reiter die ehemals längste Rodelbahn Bayerns endete. Sie begann am Hochgernhaus und wer sich traute, konnte vom Berg bis zum ehemaligen »Prügelweg«, der heutigen Burgstraße, heruntersausen.

Maria Ager arbeitet halbtags in einem Seniorenheim und betreibt daneben ihren Bauernhof, der zwar im unmittelbaren Umfeld keinen Platz für die Tiere hat, zu dem aber große Weideflächen zum Beispiel in Freiweidach oder am Maserer Pass unterhalb von Reit im Winkl gehören.

Maria Ager ist die jüngste Tochter von dreien von Josef und Theresia Reiter, die im Jahr 2002 den Hof übernommen hatten. Früher gab es hier rund 30 Tiere, davon 20 Milchkühe, erzählt »Marille«, und es wurde auch an Sommergäste vermietet, wie damals häufig üblich. Selbst war sie bis zur Scheidung 20 Jahre lang mit einem Landwirt aus Unterwössen verheiratet. Sie hat zwei Töchter, Antonia (19) und Theresia (24), von denen sie natürlich hofft, dass sie einmal das Haus und den Hof, ein streng kontrollierter Demeter Hof, übernehmen wollen.

Interessanterweise steht nur die alte, grünlich weiß gestrichene Haustür des Bauernhofs unter Denkmalschutz, nicht das übrige Haus. Das könnte daran liegen, dass es hier vor vielen Jahren im Inneren mal gebrannt hat und Holzteile ausgewechselt werden mussten, vermutet Maria Ager. »Wenn das Haus nur erzählen könnte, was hier alles los gewesen ist...«. Sie kann es sich aber ganz gut vorstellen, hat sie doch alte Schriftstücke und Briefe in deutscher Schrift gefunden, die ihr der vor einem knappen Jahr verstorbene, hoch verdiente Heimatpfleger Sepp Bock aus der altdeutschen Schrift übersetzt hatte. Ein ganzes Buch könnte man über die bewegte Geschichte des Hauses sicher schreiben. Begeistert ist »Marille« auch von der Adventsserie im Traunsteiner Tagblatt. »Ich lese jede Folge«, sagt sie. Im nächsten Jahr will sie »Beim Reider« den Dachboden ausbauen lassen, damit ihre Tochter hier eine ganze Wohnung bekommt, und sie selbst unten wohnen kann.

Christiane Giesen

 

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