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Fenster auf, Müll raus – an den Wiesen entlang der A 8 wird das für die Rinder angrenzender Höfe schnell lebensgefährlich. (Foto: Pfeiffer)

Müll aus Autos landet in Wiesen und Rindermägen

»Ich weiß nicht, was in Menschen vorgeht, die ihren Dreck aus dem Autofenster werfen«, sagt Josef Seebacher, Sprecher der Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern. Was Autofahrer auf der Autobahn 8 zwischen Salzburg und München so aus dem Fenster werfen, landet dann oft auf landwirtschaftlich genutzten Flächen oder auch im Chiemsee.


Was von der Autobahn schon alles rüber flog oder verweht wurde, geht eigentlich auf »keine Kuhhaut«, sagt Doris Baumgartner. Der landwirtschaftliche Betrieb von ihr und ihrem Mann Johann liegt direkt an derA 8 in Richtung München. Vor allem, wenn das Gras hoch steht, verschwinde der Unrat darin. »Wir haben dann kaum eine Chance, die Sachen händisch einzusammeln«, sagt sie. Ob Metalldosen, Glasflaschen, Hundetüten oder Gelber Sack: Schon vieles landete im Feld direkt an der A 8. Und vieles landete am Ende im Mähwerk. Von Erntemaschinen klein gehäckselt kann der Unrat schließlich verdichtet in der Silage landen. Die Kühe fressen am Ende Heu mit Plastik- oder Metallteilen. »Alles schon vorgekommen«, so Baumgartner.

Mit sogenannten Käfigmagneten könne man zwar metallische Fremdkörper binden, die ins Verdauungssystem der Kühe geraten sind. Aber: »Bauchfellentzündungen gibt es immer wieder«. Ein verrutschter Fremdkörper könne schwere Verletzungen verursachen, die bis zum Tod des Tieres führen.

Der Unrat kann aber nicht nur für Tiere, sondern auch für Verkehrsteilnehmer gefährlich werden. »Metallteile auf der Straße werden herumgeschleudert«, so Seebacher. Jedes Fremdobjekt sei eine potenzielle Gefahrenquelle.

Eine Mauer zum Schutz des Chiemsees

Nicht nur landwirtschaftliche Flächen werden zunehmend zugemüllt. »Am Chiemsee wird so viel Müll in den See geworfen, dass wir kurz davor stehen, eine Wand zu errichten«, sagt Seebacher. Der schöne Seeblick wäre dann zwar futsch. Für die Umwelt-Rowdies, die dort die Reste ihrer Zwischenmahlzeiten entsorgen, hat er aber kein Verständnis. Bei der Autobahn GmbH kennt man die Umweltsünder. »In bestimmten Abständen zu Fast-Food-Restaurants wird gerne mal das Fenster geöffnet«, sagt Seebacher. »Was wir schon Becher und Plastikdeckel in unserem Feld hatten«, klagt auch Landwirtin Doris Baumgartner.

Seebacher sagt, es sei geplant, zusätzliche Info- und Warnschilder entlang der Autobahn aufzustellen. Denn Müllentsorgung, wie etwa am Chiemsee, ist anders als offenbar von vielen empfunden, kein Kavaliersdelikt. Fehlen an der Autobahn Mülleimer? Doris Baumgartner ist überzeugt davon. Seebacher sieht das anders: »An Park- und Raststätten gibt es bereits ausreichend.« Zwei- bis dreimal pro Woche holten Fremdfirmen oder Mitarbeiter der Autobahnmeisterei Siegsdorf den Abfall ab. »Wenn sich einmal zu viel Müll angesammelt hat, setzt der Herdentrieb der Menschen ein, am selben Ort noch mehr abzustellen.« Verständnis für diese Entsorgungsmentalität hat er nicht. »Das Unrechtsbewusstsein fehlt so manchen.«

Noch vor Ostern wollen die Verantwortlichen der Niederlassung Südbayern der vor fünf Jahren gegründeten Autobahn GmbH deshalb den jährlichen »großen Osterputz« starten und vom Straßenrand Müll einsammeln. Der »Osterputz« bedeutet für die Mitarbeiter großen Einsatz auf Hunderten Kilometern. »Eine gefährliche Arbeit«, sagt Seebacher. Vor einigen Jahren starb ein Mitarbeiter eines Reinigungstrupps an der A 96: Ein Fahrzeug hatte ihn beim Mülleinsammeln erfasst.

kp