Allen voran brillierte die für die Sektion startende Christina Wittauer aus Elsbethen bei Salzburg, die sich in der Gesamtwertung aus mehreren Wettkämpfen der letzten Monate den bayerischen Meistertitel in der C-Jugend sicherte. Dafür musste die 13-Jährige im Vorstiegsklettern, im Speed-Klettern auf Zeit und im Bouldern (Klettern in Absprunghöhe) ihr Talent zeigen. Der Bischofswieser Toni Wendl gewann das Vorstiegsklettern und wurde Gesamtdritter der bayerischen Meisterschaften.
15-jähriges Ausnahmetalent
Als Führender nach der Qualifikation vom Samstag ging B-Jugend-Kletterer Toni Wendl am Sonntag die Finalroute im unteren 10. Grad an. Die Halle bebte, als der 15-jährige Bischofswieser scheinbar mühelos über schwierige Stellen hinwegschwebte, an denen viele der Konkurrenten schon im Seil gelandet waren. Erst zwei Meter vor Routenende verließen auch den Bischofswieser die Kräfte und er musste von den aufmerksamen Sicherungskräften der DAV-Sektion Berchtesgaden aufgefangen werden. Mit seiner Leistung wäre das heimische Klettertalent sogar bei den zwei Jahre älteren Klettersportlern der A-Jugend unter den Besten gewesen. Nicht ganz so wohl fühlt sich Toni allerdings an der Speed-Wand, an der er bereits im Viertelfinale ausschied. Für den bayerischen Meistertitel reichte es somit nicht, aber immerhin für einen hervorragenden 3. Platz.
In der C-Jugend hatte das Kletterteam der Sektion Berchtesgaden Christina Wittauer, Magdalena Zechmeister, Sina Brust und Sophie Grötzner an den Start geschickt. Sophie wurde Siebte und Sina Achte, womit sie das Finale knapp verpassten. Christina und Magdalena hatten keine Probleme, das Finale zu erreichen. Hier war es am Sonntag das Ziel, das Siegerpodest zu erobern. Das schaffte Christina, indem sie von Anfang an Gas gab, dadurch Kräfte sparte und sich in der Route im unteren neunten Grad weit nach oben schraubte. Am Ende holte sie in der Vorstiegsroute den hervorragenden 2. Platz. Magdalena Zechmeister, die Tochter von Slalom-Weltcupsiegerin Christa Zechmeister, haderte mit ihrem 4. Platz. Immerhin wusste die Zwölfjährige, dass sie eine bessere Platzierung durch einen Fehler im unteren Routenabschnitt vergeben hatte.
Die Wand entlang
Doch der erste Frust nach dem Vorstiegswettkampf legte sich einige Stunden später an der Speed-Wand. Magdalena und Christina warfen eine Konkurrentin nach der anderen aus dem Rennen. Am Ende standen sich die beiden Freundinnen, die fast immer zusammen trainieren, gemeinsam im Finale gegenüber. Zwar musste Magdalena hier die Überlegenheit von Christina anerkennen, doch mit dem 2. Platz war für sie die Welt wieder in Ordnung. Und Christina hatte sich mit ihrem Erfolg endgültig den Sieg in der Wettkampfserie und damit den bayerischen Meistertitel in der Jugend C geholt.
Nicht ins Vorstiegs-Finale geschafft hatten es am Samstag die Berchtesgadener Sektionskletterer Thomas Graßl in der Jugend A und Merle Brust in der Jugend D. Thomas und Merle wurden im Vorstiegsklettern jeweils 10.
Mit Spannung erwartete das Publikum im Finale auch den Auftritt von Bettina Aschauer. Die für die Sektion Rosenheim startende 16-Jährige ist die Enkelin der ehemaligen Blaueishütten-Wirte Gitti und Raphael Hang. Bettina, die heuer schon mehrere Siege bei Wettkämpfen in der A-Jugend sammeln konnte, erwischte im Vorstiegswettkampf vielleicht nicht ihren allerbesten Tag und musste für ihre Verhältnisse relativ früh nach zwei Dritteln der Route loslassen. Doch der 2. Platz reichte ihr aufgrund des späteren Sieges im Speedklettern und wegen guter Ergebnisse in den früheren Wettkämpfen deutlich zum bayerischen Meistertitel in der A-Jugend. Ihre 13-jährige Schwester Selina landete in Bischofswiesen auf Rang 10.
Gute Routen mit »Biss«
Den erfolgreichen Kletterinnen und Kletterern gratulierte im Rahmen der Siegerehrung am Anschluss an den Wettkampf Alpenvereinsvorsitzender Beppo Maltan. Er lobte das Organisationsteam der Alpenvereinssektion Berchtesgaden und des Kletterfachverbands (KVB) Bayern für die perfekte Abwicklung der Veranstaltung. Immerhin hatten es die KVB-Experten mithilfe von Hallenchef Stefan Hallinger geschafft, tolle Routen mit den passenden Schwierigkeiten zu kreieren. Spannend moderiert wurden die Aktionen an der Kletterwand von Sebastian Rasp, auch bekannt als »DJ Hasei«.
Die Hobbykletterer mussten wegen des Routenbaues und des Wettkampfes einige Tage auf »ihre« Kletterhalle in der Strub verzichten. Doch das Routenbau-Team der Sektion war schnell und so können bereits seit Montagabend wieder zahlreiche neue Routen in allen Schwierigkeitsgraden geklettert werden. Die Kletterhalle Ganz jedenfalls hat mit dem hochkarätigen Wettkampf, den zahlreiche Zuschauer verfolgten, nachhaltige Werbung für den Klettersport betrieben. Das sieht auch der Berchtesgadener Kadertraier Bernhard Wolf so: »Es geht nicht in erster Linie um Leistung und Ergebnisse. Es ist toll, wenn sich Kinder und Jugendliche dem Klettern widmen und Spaß dabei haben. Und dieser tolle Wettkampf hat sichtlich allen Spaß gemacht.«
Alle Ergebnisse gibt es unter www.kletterfachverband.de. Weitere Bilder unter www.berchtesgadener-anzeiger.de Ulli Kastner