Eine unerwartete Diskussion ergab sich laut »Haller Tagblatt« im Ausschuss zu dem Thema. SPD-Kreisrätin Helga Hartleitner forderte eine Prüfung, ob es nicht andere Möglichkeiten zur Verwendung des Schapbachhofes gebe, um die Anlage im Eigentum des Landkreises zu behalten. Ihr Antrag auf Vertagung des Punktes wurde allerdings mit zehn zu neun Stimmen abgelehnt. In der anschließenden Diskussion gab es im Kreistag dennoch kritische Stimmen zum Verkauf der Immobilie. CDU-Kreisrat Helmut Bleher plädierte beispielsweise dafür, vor einer Abstimmung über die Konzeption des Schapbachhofes hinsichtlich einer möglichen alternativen Nutzung nachzudenken. Ebenfalls gegen einen Verkauf und für die Erstellung eines Nutzungskonzeptes sprachen sich Andrea Herrmann von den Grünen und Udo Stein von der AfD aus.
Der Kreistag Schwäbisch Hall hatte, wie berichtet, vor rund einem Jahr beschlossen, Pächterin Andrea Löffler zu kündigen. Ursprünglich war geplant, die Immobilie an den Landkreis Berchtesgadener Land zu verpachten, der darin Flüchtlinge unterbringen wollte. Nachdem dieser Plan aufgrund des Widerstands aus dem Gemeinderat Schönau am Königssee gescheitert war, wird nun die Regierung von Oberbayern das Haus für ein Jahr mit afghanischen Ortskräften der Bundeswehr belegen. Der Landkreis Schwäbisch Hall wollte die Zeit nutzen, um für das Gelände einen Käufer beziehungsweise Investor zu suchen.
Laut Wertgutachten könnte ein Verkauf rund 4,1 Millionen Euro in die Kassen des Landkreises Schwäbisch-Hall spülen. Wollte man die Anlage erhalten, läge der Investitionsbedarf bei 5,8 Millionen Euro. Nun hofft der Landkreis, dass die Gemeinde Schönau am Königssee in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Schwäbisch-Hall auf der Fläche in der Hinterschönau Planungsrecht für eine erweiterte bauliche Nutzung schafft. Sollte der Gemeinderat beispielsweise dem Bau einer Hotelanlage sein Einvernehmen erteilen, würde der Grundstückswert drastisch ansteigen. Wie der Gemeinderat entsprechende Pläne beurteilen würde, bleibt abzuwarten. Denn mit der Belegung der Einrichtung mit 100 afghanischen Ortskräften hat sich der Kreistag Schwäbisch-Hall bei den Politikern in Schönau am Königssee keine Freunde gemacht. Bürgermeister Hannes Rasp macht sich Sorgen, dass seine Gemeinde mit der Unterbringung von Flüchtlingen allmählich überfordert sein könnte. Mit seinem »Hilfeschrei« hat er es bis in die »Bild«-Zeitung geschafft.
Der Gemeinderat wird auf seiner morgigen Sitzung im Gasthof »Unterstein« auch über das Thema Schapbachhof diskutieren. CSU und Freie Wähler laden darüber hinaus für Donnerstagabend zu einem gemeinsamen Infoabend in den Gasthof »Bodner« ein. Dort soll es ebenfalls aktuelle Informationen zum Schapbachhof geben. Die Einrichtung wird seit 1957 vom Landkreis Schwäbisch-Hall als Freizeitheim genutzt.
Ulli Kastner