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Im Bergbau kennt sie sich genauso gut aus wie im Tunnelbau: Montserrat Cort Montagut heißt die neue Betriebsleiterin im Salzbergwerk Berchtesgaden. (Foto: Südwestdeutsche Salzwerke AG/Salzbergwerk Berchtesgaden)

Katalanin Montserrat Cort Montagut ist seit November neue Betriebsleiterin im Salzbergwerk Berchtesgaden

Berchtesgaden – Eine Katalanin ist seit November neue Chefin im Salzbergwerk Berchtesgaden. Die Bergbauingenieurin Montserrat Cort Montagut übernahm die Betriebsleitung von Raimund Bartl, der fünfeinhalb Jahre lang am Standort Berchtesgaden der Südwestdeutschen Salzwerke AG die Fäden in der Hand gehalten hatte. Die sportliche 41-Jährige, die gut Deutsch spricht, fühlt sich sehr wohl in ihrer neuen Wahlheimat. »Charakterlich sind sich die Menschen dort, wo ich wohne, und die Berchtesgadener ziemlich ähnlich«, sagt sie und lacht.


Montserrat Cort Montagut ist nicht die erste Frau, die im Salzbergwerk Berchtesgaden die Verantwortung trägt. Mit Natascha Groll, die heute dem Vorstand der Südwestdeutschen Salzwerke AG in Heilbronn angehört, war der Betrieb von Mitte 2015 bis Mitte 2016 bereits einmal in weiblicher Hand. Dass nun eine Katalanin, die aus einem kleinen Dorf in der Nähe von Barcelona stammt, das Sagen in einem der größten Berchtesgadener Betriebe mit rund 100 Mitarbeitern hat, ist schon außergewöhnlich.

Mit einer guten Mischung aus Zielstrebigkeit, Aufgeschlossenheit und Sprachtalent hat es die 41-Jährige geschafft, als Bergbauingenieurin in Deutschland Fuß zu fassen. Sie profitiert von umfangreichen Erfahrungen, die sie auf vielen berufliche Stationen in Deutschland und Spanien sammeln konnte.

Biologiestudium abgebrochen

In welche Richtung ihre berufliche Laufbahn einmal gehen könnte, hatte sich schon in ihrer Kindheit abgezeichnet. »Ich interessierte mich für Wissenschaft, Mathematik, Kunst und Sprachen«, sagt die Katalanin. Als junge Frau studierte sie dann erst einmal Biologie an der Universität Barcelona. Aus familiären Gründen musste sie es aber abbrechen. In dieser Zeit ging Montserrat Cort Montagut, die am Rande der Pyrenäen zu Hause ist, viel in die Berge. »Dabei lernte ich auch alte Bergwerke kennen«, erinnert sie sich. Sofort war die Faszination für die Welt unter Tage da. Außerdem war für die Katalanin klar, dass sie später einmal keine reine Büroarbeit machen solle.

Dass sie im Alter von 23 Jahren ein Doppelstudium zur Bergbau- und Industrieingenieurin in Angriff nahm, war in Spanien nichts Besonderes. »Von den spanischen Bergbauingenieuren sind rund 30 bis 40 Prozent Frauen«, weiß sie.

Zum Studium gehörten auch Auslandserfahrungen in Afrika und Peru. In dem südamerikanischen Land Peru arbeitete Montserrat Cort Montagut an einem Projekt zur Renaturierung von Quecksilberminen mit. Das Projekt präsentierte sie anschließend sogar dem UNO-Kongress. Ihre Diplomarbeit schrieb die Katalanin fünf Jahre nach Studienbeginn in Deutschland am Institut für Technologieentwicklung der Hochschule Zittau. Thema war das Kalibrieren von Feuchtigkeitssensoren.

Flughafenerweiterung in Barcelona

Erste berufliche Erfahrungen sammelte die frisch gebackene Bergbauingenieurin schließlich in ihrer Heimat Spanien. Bei der Erweiterung des Flughafens Barcelona lag die geotechnische Überwachung in ihrer Zuständigkeit. Im Baskenland war sie in ein Tunnelbauprojekt für einen Schnellzug eingebunden, bei dem sie für die Sprenggenehmigungen und konventionellen Tunnelbau verantwortlich zeichnete. »Damals habe ich viel gelernt, denn es lohnt sich, Erfahrungen im Tunnelbau zu machen«, sagt sie. Allerdings gibt es einen Nachteil: Weil diese Projekt nicht von langer Dauer sind, muss man spätestens alle zwei Jahre umziehen. Außerdem war es der Wunsch der jungen Frau, einmal im Bergbau zu arbeiten – am liebsten in Deutschland.

Die erste Bewerbung in Kassel bei der K+S-Gruppe scheiterte allerdings an ihren mangelnden Sprachkenntnissen. Daraufhin belegte die Katalanin in Berlin einen sechsmonatigen Intensiv-Sprachkurs mit einer erfolgreichen C1-Prüfung zum Abschluss. Damit war der Weg frei für eine erneute Bewerbung in Kassel, die prompt von Erfolg gekrönt war.

Im Kaliwerk Zielitz war sie als Nachwuchs-Ingenieurin eingesetzt, arbeitete als Grubenbetriebsassistentin. Als Steigerin trug sie bereits eine große Verantwortung für ein Team von Bergleuten. Sie musste sich genauso um das Einhalten der Sicherheitsbestimmungen kümmern, wie um das Erreichen der vorgegebenen Ziele bei der Rohsalzförderung. Zu dieser Zeit war für die Katalanin bereits klar, dass sie in Deutschland bleiben wolle. »Die deutsche Mentalität gefiel mir von Anfang an sehr gut«, sagt sie.

Bei K+S wechselte Montserrat Cort Montagut schließlich noch in das Werk Unterbreizbach, ehe sie den Konzern verließ und zu ICL ging. »Ich wollte K+S eigentlich nicht verlassen, aber da hat sich doch eine große Chance geboten«, sagt die 41-Jährige. Schließlich konnte sie durch ihren Wechsel zu dem Bergbauunternehmen mit Sitz in Barcelona noch einmal in ihre Heimat zurückkehren. Dieser berufliche Lebensabschnitt dauerte allerdings nicht lange, denn Montserrat Cort Montagut zog schon bald darauf wieder nach Deutschland, wo sie in Erfurt bei der Bergbau-Beratungsunternehmen Ercosplan eine Anstellung bekam. Und ganz nebenbei absolvierte sie in Deutschland noch ihr Masterstudium, das sie im Jahr 2020 abschloss.

Seit November in Berchtesgaden

Das soziale Netzwerk LinkedIn ist dafür verantwortlich, dass Montserrat Cort Montagut im November schließlich in Berchtesgaden landete. Denn über die auf Beruf und Karriere spezialisierte Online-Plattform wurde ein sogenannter »Headhunter«, der für Unternehmen die passenden Mitarbeiter sucht, auf die Bergbauingenieurin aufmerksam. Schließlich wurde ein(e) Nachfolger(in) für Standortleiter Raimund Bartl gesucht, der sich beruflich neu orientierte.

Nun ist die aufgeschlossene Katalanin froh, hier angekommen zu sein. »Es ist für mich eine große Chance und eine Herausforderung«, sagt die 41-Jährige und schwärmt weiter vom Standort Berchtesgaden der Südwestdeutschen Salzwerke AG: »Der Salzabbau hat hier eine so lange Tradition. Es geht hier um Umwelt und Wasser, um Bergbau, Tourismus und Energie. Es ist für mich eine Ehre, hier arbeiten und diese alte Tradition pflegen zu dürfen.«

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Montserrat Cort Montagut ist seit November im Salzbergwerk Berchtesgaden für die Bereiche Bergbau und Tourismus zuständig. (Foto: Ulli Kastner)

Tatsächlich trägt Montserrat Cort Montagut hier eine große Verantwortung, denn die Bereiche Bergbau und Tourismus wurden vor kurzem zusammengelegt. So erstellt die Katalanin in Zusammenarbeit mit dem Bergamt München nicht nur regelmäßig die Betriebspläne, sondern sie ist auch für die gebirgsmechanische Überwachung, für die Weiterentwicklung des Bergwerks, für die Investitionskosten, aktuell für die Umsetzung der Corona-Auflagen sowie in Zusammenarbeit mit der Marketingabteilung auch für den Tourismusbereich zuständig. Und letztendlich hat sie rund 100 Mitarbeiter zu führen.

Noch kleine Probleme mit dem Dialekt

Und dem Vernehmen nach stimmt die Chemie zwischen der neuen Chefin, die das Berchtesgadener Land erst seit wenigen Wochen kennt, und den fast ausschließlich einheimischen Mitarbeitern. Montserrat Cort Montagut hat eine Vermutung, warum es von Anfang an so gut lief: »Ich komme auch aus den Bergen, hier ist es ähnlich wie bei mir zu Hause«. Und doch hat die 41-Jährige eine kleine »Baustelle« ausgemacht: »Mit dem Dialekt habe ich noch so meine Probleme«, sagt sie und schmunzelt. Doch sie gibt sich große Mühe, auch hier schnell einen Schritt weiterzukommen. So versucht sie, möglichst oft vor Schichtbeginn um 6 Uhr in der Kaue zu sein, um die Gespräche zu verfolgen und selbst mit den Bergknappen zu reden.

Auch ihre Sportlichkeit verschafft der neuen Chefin vermutlich zusätzliche Akzeptanz. Sie geht gerne auf den Berg, fährt Rennrad und möchte unbedingt auch das Skifahren lernen. Und so hat sie im Talkessel bereits einiges gesehen: Sie war auf dem Toten Mann, auf der Kneifelspitze, auf dem Grünstein, am Hintersee und im Zauberwald. Und wenn der Schnee schmilzt , will sie gerne auch weiter hinauf – natürlich auch auf den Watzmann. Es muss halt immer aufwärts gehen.

Ulli Kastner