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Anna Fernstädt steht vor ihrem bislang bedeutendsten Sportereignis: der Heim-Weltmeisterschaft am Königssee. (Foto: Bittner)

»Jede Bewegung hat extreme Auswirkungen«

Die Skeleton-Bewerbe der Weltmeisterschaft am Königssee beginnen heute Freitag. Eine der Starterinnen ist Anna Fernstädt vom RC Berchtesgaden. Im Interview hat die junge Athletin zehn kurze Fragen zu ihrem Sport beantwortet.


Anders als die Rodler, die eine relativ »gerade« Linie durch den Königssee-Kreisel ziehen, fahren Skeletonis hier teils große Wellenbewegungen. Warum ist das so?

Anna Fernstädt: Unser Schlitten ist nicht so gut lenkbar wie ein Rodel. Wir fahren auch in der »Geraden« mit einigen Banden, die Rodler versuchen, ohne auszukommen. Die Druckpunkte gestalten sich bei uns im Kreisel viel extremer, weil wir leichter sind. Auch die Rodler müssten eigentlich diese Wellenbewegungen fahren, aber durch die gute Lenkbarkeit ihres Schlittens können sie es vermeiden oder minimieren.

Ihr seid immer mit den Bobfahrern unterwegs. Machen euch die schweren Schlitten nicht das Eis kaputt?

Fernstädt: Mal so, mal so, je nach Eisbeschaffenheit. Meistens passt es schon. Große Furchen machen sie eigentlich nur ins Eis, wenn sie stürzen. In so eine »Spur« zu geraten, ist für uns dann schon ein Problem. Die Bahnarbeiter versuchen immer, die Bob-Furchen aus dem Eis zu bekommen, am Königssee funktioniert das perfekt.

Wie oft trainieren Sie?

Fernstädt: Normalerweise täglich einmal Bahn- und einmal Athletik-Training, vor Wettkämpfen öfter und intensiver.

Die Bob-Piloten und die Rodler sieht man an den Renn-Wochenenden regelmäßig, wie sie im Starthaus ihre Kufen schleifen. Euch nicht. Warum?

Fernstädt: Wir machen das zu Hause.

Bekommen Sie es mit, wenn Bahnsprecher Willi Willmann am Königssee immer lauter wird, weil Sie gut unterwegs sind?

Fernstädt: Ja, durchaus. Am Königssee habe ich mich sogar kurz selbst auf einer der Videowände fahren sehen – mit kurzer Zeitverzögerung, das war recht kurios. Andere sind da mehr im Tunnel und bekommen nichts mit. Ich bin da halt eher »anfällig« dafür und recht »aufmerksam« (schmunzelt), auch alles drum herum aufzunehmen.

Wäre es nicht besser, hundertprozentig auf den eigenen Lauf fokussiert zu sein?

Fernstädt: Ja, klar. Ich denke aber nicht, dass diese »Aufmerksamkeit« meine Leistung beeinflusst. Meine Konzentration leidet jedenfalls nicht darunter.

Was trainieren Sie am meisten?

Fernstädt: Am Start habe ich noch sehr viel Potenzial. Der ist einfach noch zu schwach, den muss ich deutlich besser hinbekommen – also meine Schnellkraft, wenn es losgeht.

Was gefällt Ihnen an Ihrem Sport besonders?

Fernstädt: Die Physik. Skeleton hat ja viel mit Druck zu tun. Natürlich ist auch die Geschwindigkeit faszinierend, aber mich begeistert eigentlich die Genauigkeit, mit der ich in der Bahn arbeiten muss, noch viel mehr. Jede kleine Bewegung hat sofort relativ große Auswirkungen.

Ihr arbeitet ja auch »sichtbar« mit weitaus mehr Körperverlagerung als die Rodler. Und habt die Füße relativ oft am Boden.

Fernstädt: Das ist freilich kein Bremsen, sondern wichtig, um das Gleichgewicht auf dem Schlitten zu halten. Wenn wir das nicht machen, besteht die Gefahr, dass der Schlitten rutscht oder plötzlich quer steht – und das ist für uns der Super-GAU. Ein kurzer Fußtipper ist da meist besser, als mit dem Kopf hin und her zu wackeln, um die Spur zu halten. Zu viel Körperbewegung und -verlagerung hat sofort extreme Auswirkungen.

Was macht Anna Fernstädt, wenn sie vom Skeleton nichts hören und sehen will?

Fernstädt: Dann bin ich mit meinem Mini Australian Shepherd »Bounty« in der Natur unterwegs. bit