Ob Verletzungen oder der lange Weg zur österreichischen Staatsbürgerschaft, sie hat es dank ihrer Zähigkeit meistens geschafft. Meistens, weil sie die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro knapp verpasst hat. „Vielleicht ist das noch ein wenig zu früh gewesen“, meint sie rückblickend. 2020 in Tokio scheint eher realistisch. Um dieses Ziel zu erreichen, gibt sie alles. Sie wird ihre Zelte in St. Pölten aufschlagen. In Salzburg-Rief steht sie aktuell ohne Trainer da. „Ich will mich verbessern, deswegen muss ich diesen Schritt machen“, sagt sie. Ein weiterer Baustein für ihre ehrgeizigen Ziele ist ein fünfwöchiges Trainingslager auf der Sonneninsel Jamaika. Dort wo andere Urlaub machen wird Steffi Bendrat sich schinden und nur wenig Zeit für Reggae-Feeling haben. Wenn sie Glück hat, wird sie dort den Ausnahmesprinter Usain Bolt treffen. Insgesamt wird sie auf Jamaika drei Rennen bestreiten. Finanzieren wird sie den Aufenthalt aus ihrem Jahresbudget. „Davon wird dann nicht mehr viel übrig sein“, ist ihr bewusst.
Ärger mit Kampfrichter bei der Hallen-EM
Im August finden in London die Weltmeisterschaften statt. 12,98 Sekunden ist das Limit um über die 100 Meter Hürden antreten zu können, ihre persönliche Bestzeit liegt bei 13,11 Sekunden. Fehlen als 13-Hunderstel, in der Leichtathletik ganz schön viel. Noch nicht ganz verdaut hat die sympathische Sportlerin den Auftritt im Februar bei der Hallen-EM in Belgrad. Die Chancen ins Finale einzuziehen, sind nicht schlecht gestanden. Allerdings hat wohl der Kampfrichter was dagegen gehabt. Nach zweifelhaften Entscheidungen ist sie im Vorlauf wegen eines Fehlstarts disqualifiziert worden. Eine herbe Enttäuschung für Steffi, immerhin ist sie über die 60-Meter bereits 8,15 Sekunden gelaufen und das hätte in Belgrad fürs Finale gereicht. „So ist der Leistungssport. Enttäuschungen und Niederlagen gehören dazu. Aufstehen, abschütteln und weiter kämpfen.“ Das ist in Österreich nicht einfach, schließlich gilt das Land als das der Alpinen und Skispringer. Andere Sportarten haben es da nicht leicht. Der Vorteil, man kann in Ruhe arbeiten. Freilich hat die 26-jährige ein zweites Standbein neben dem Sport. In Salzburg bestreitet sie ihr Jura-Studium. Vor zwei Jahren hat es dort auch mit der Einbürgerung und der österreichischen Staatsbürgerschaft geklappt. In unserem Nachbarland sieht sie ihre sportlichen Chancen einfach besser. Was sie auszeichnet, ist ihr ausgeprägter Ehrgeiz. Bereits in jungen Jahren hat sie alle Höhen und Tiefen eines Sportlerlebens mitgemacht. Eigentlich ist ihre Karriere bereits zu Ende gewesen. Neben dem eisernen Willen sind es die Eltern gewesen, die ihr geholfen haben, den Weg in den Leistungssport wiederzufinden. Das Talent hat sie von ihrer Mama in die Wiege gelegt bekommen. Sabine Bendrat-Gampe hat es bis zur deutschen Meisterin im Biathlon in der Staffel zusammen mit Uschi Disl geschafft.
Viele Hürden auf dem Weg zur Weltklasse
Die Frage warum sie sich den Hürdenlauf verschrieben hat, beantwortet Steffi Bendrat mit einem Lächeln. „Es ist die Summe von Laufen und über die Hürden zu kommen. Es sind zehn Hürden mit knapp 84 Zentimeter Höhe, dazwischen sind 8,50 Meter Abstand. Da werden keine Fehler verziehen. Das ist für mich sehr reizvoll.“ Ihre Stärken liegen beim Start, die ersten fünf Hürden bewältigt sie meistens perfekt. „Abgerechnet wird aber zu Schluss“, fügt sie hinzu. „Du bist nur Weltklasse, wenn du alle zehn Hürden gut bewältigst.“ Schließlich ist aber auch noch die Zeit auf der Anzeigetafel entscheidend. Eine Zeit von dreizehn Sekunden oder sogar darunter sollte angezeigt werden. Das kann sie schaffen, schließlich ist Hürden-überwinden ihre Berufung. Getreu ihrem Motto: „Warte nicht auf den Erfolg – verursache ihn!“ Siegi Huber