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Hans Wimmer sorgte als neuer Trainer der japanischen Bobfahrer schon kurze Zeit nach seinem Amtsantritt für den ersten internationalen Sieg japanischer Bobsportlerinnen in der Geschichte des Bobsports. Die ehemalige Eisschnellläuferin Maria Oshigura (r.) und Arisa Kimishima gewannen im November am Königssee ein Europacuprennen. (Foto: privat)

Herausforderung im »Land der aufgehenden Sonne«

Trotz verschiedener Angebote wollte Hans Wimmer eigentlich seine Karriere als erfolgreicher Bobtrainer beenden. Doch dann erhielt der 68-Jährige aus dem Berchtesgadener Rennlehen vor drei Monaten eine verlockende Offerte aus Japan. Nach einem Antrittsbesuch in Tokio übernahm der frühere Rennrodler und Bobfahrer die Verantwortung für die japanische Nationalmannschaft der Bobfahrer. Gleich bei den Europacuprennen im November am Königssee sauste der japanische Damenbob zum Sieg und im zweiten Rennen auf Platz drei. Der »Berchtesgadener Anzeiger« sprach mit Hans Wimmer über die neue Herausforderung im »Land der aufgehenden Sonne«.


Herr Wimmer, wie kam es zur Verwendung als Bobtrainer von Japan?

Hans Wimmer: Ich hatte eigentlich mit meiner Trainertätigkeit endgültig abgeschlossen, weil ich lange genug im Geschäft war. Da bekam ich einen Anruf vom Schweizer Ulrich Geissbühler, der im Hinblick auf die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang im nächsten Jahr für Japan einen Trainer suchte. Mich wunderte dieser Anruf eines erklärten »Feindes« von mir, der nämlich der Verursacher der Einheitskufe ist. Nach einem Besuch in Tokio habe ich zugesagt und so bin ich jetzt Cheftrainer für Japan. Eine andere Nation hätte ich auf keinen Fall noch einmal übernommen. Präsident des japanischen Bobverbandes ist ein milliardenschwerer Baulöwe.

War das finanzielle Angebot so verlockend?

Wimmer: Ohne Zahlen zu nennen, habe ich gleich einmal das Doppelte vom üblichen Salär verlangt und dachte, das sei es dann. Doch schon drei Tage später habe ich meinen Flug nach Tokio gebucht.

Wie ging es dann weiter?

Wimmer: Ich musste zunächst einmal feststellen, dass der Bobsport in Japan völlig am Boden lag. Seit Oktober habe ich die gesamte Struktur neu geschrieben, alle Hotels gebucht, alle Bahnen reserviert und alle Rennen vorbereitet sowie Einsatzpläne gemacht. Ferner habe ich Coaches zusammengestellt und einen guten Bob-Mechaniker gesucht, wobei ich zunächst Absagen bekommen habe. Dann jedoch kam ein Anruf meines ehemaligen Piloten und langjährigen bayerischen Landestrainers Hartl Sanktjohanser, der zuletzt für Österreich gearbeitet hat. Damit hatte ich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, denn Sanktjohanser versteht nicht nur viel von der Bob-Technik, ich kann ihn auch als Bahntrainer gut einsetzen.

Wie lange läuft der Vertrag mit Japan?

Wimmer: Ich habe eine Option für Olympia in Peking 2022, aber für mich ist 2018 nach Pyeongchang endgültig Schluss. Weit über 50 Jahre im Rodel- und Bobsport sind genug.

Wie kam es in so kurzer Zeit zu so einer Leistungsexplosion bei den japanischen Damen?

Wimmer: Die Pilotin und die Anschieberin sind sehr schnell und unsere Kufen laufen gut. Die beiden nehmen der Konkurrenz schon am Start einiges ab und bringen dann auch noch die Fahrten recht gut hinunter.

Die Deutschen haben sich jetzt für Wallner-Schlitten anstelle der FES-Bobs entschieden. War das eine gute Entscheidung?

Wimmer: Ja, aber nur, wenn der Konstrukteur Hannes Wallner aus Tirol selbst mit dabei ist.

Wer wird Weltmeister am Königssee?

Wimmer: Deutschland hat mit Francesco Friedrich und Johannes Lochner mit die schnellsten Teams am Start, wenn auch Lochner nicht immer fehlerfrei fährt. Ferner zähle ich den Schweizer Beat Hefti zu den Favoriten am Königssee, wenn er mit seinem Anschieber Alex Baumann fahren kann. Nicht vergessen darf man auch die Kanadier, die Letten und die Russen.

Warum klappt Ihre Zusammenarbeit mit dem Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten nicht?

Wimmer: Weil man beim Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten die Ursachen für Misserfolge immer bei anderen sucht und nicht bei sich selbst. Ich glaube das gut beurteilen zu können. Christian Wechslinger