Bereits seit etwa drei Jahren plant die Sektion München eine Generalsanierung des Watzmannhauses. Dazu gehören zahlreiche Maßnahmen wie zum Beispiel die Verlegung und Vergrößerung des Herrenwaschraums, die Verbesserung des Brandschutzes, eine Teilsanierung der Küchenausstattung, eine Sanierung von Decke und Bodenbelag in der Gaststube und eine Erneuerung von Zimmerwänden. Notwendig ist auch die Vergrößerung der Speicherkapazitäten für Brauchwasser. Wichtigstes Projekt ist aber wohl auf der Ostseite der Neubau des Salettl, also der Gaststube. Die ist baufällig und soll durch einen größeren Bau an gleicher Stelle ersetzt werden, womit man auch das bislang bestehende Ungleichgewicht zwischen Schlaf- und Sitzplätzen ausgleichen will. Denn während das Watzmannhaus aktuell über 216 Schlafplätze verfügt, gibt es nur 159 Sitzplätze.
»Muss nicht alles bis zum Anschlag voll machen«
Doch mit der ursprünglichen Planung für den Salettl-Neubau hat die Sektion München die Kreisgruppe Berchtesgadener Land des Bunds Naturschutz gegen sich aufgebracht. Kreisvorsitzende Rita Poser kritisiert das weit über den Felsen auskragende Bauwerk als »Aussichtskanzel«, die sowohl dem Grundsatzprogramm des DAV als auch der Nationalpark-Verordnung widerspreche. Die Kapazitätserweiterung insgesamt sieht die BN-Kreisvorsitzende als »absoluten Schmarrn«, denn bei schönem Wetter werde das Watzmannhaus auch jetzt schon überrannt. »Man muss nicht alles bis zum Anschlag voll machen.« Poser spricht sich deshalb auch gegen die Terrassenverbreiterung auf der Südseite aus. Bereits im Mai hat der Bund Naturschutz deshalb gegen das Projekt Klage beim Verwaltungsgericht München eingereicht.
Daran will Rita Poser auch festhalten, denn von geänderten Plänen der Sektion München, die eine Verkürzung des neuen Salettls um 1,60 Meter vorsehen, weiß die Bischofswieserin nichts. »Wenn es denn so ist, dann muss die Sektion halt eine Tektur einreichen. So geht es jedenfalls nicht«, schimpft Rita Poser.
Kein Glaspalast sondern funktionaler Holzbau
Nicht verstehen kann die ganze Aufregung Thomas Gesell, Hüttenbetreuer der Sektion München. »Hier soll kein Glaspalast, sondern ein funktionaler Holzanbau entstehen.« Zwar bestätigt der Sektionsvertreter, dass man den Anbau jetzt um rund 1,60 Meter verkürzt habe und das Bauwerk damit an der Felskante abschließen werde.
Das habe aber nichts mit etwaigen Zuschüssen vom DAV-Hauptverein zu tun. Denn in der DAV-Zentrale hatte man sich von den ursprünglichen Plänen ebenfalls wenig begeistert gezeigt. Die jetzige Variante habe man vielmehr wegen der ansonsten aufwändigen Statik und der damit verbundenen Kosten vorgeschlagen.
Die auskragende Bauform wird es jetzt also nur noch in verkürzter Ausführung geben, sie soll an der Felskante enden. Notwendig sei sie aber, betont Gesell. Denn unter der Auskragung soll auch weiterhin der Verbindungsweg von der Süd- auf die Nordseite hindurchführen. Der ist vor allem für die Skibergsteiger wichtig, die über den Winteranstieg die Terrasse auf der Nordseite erreichen und dann in Richtung Hocheck auf der Südseite weitergehen wollen.
Kein »Eventisieren der Landschaft«
Auch Dr. Roland Baier, Leiter des Nationalparks Berchtesgaden, kennt die neuen Pläne nicht. »Wenn es jetzt so kommt, dann kann ich damit leben.« Anders fiel Baiers Bewertung allerdings für die bisherige Planung aus, der sein Vorgänger Dr. Michael Vogel noch zugestimmt hatte. »Ich lehne das 'Eventisieren' der Landschaft ab. Natur und Landschaft brauchen keinen Geschmacksverstärker.«
Wenn es nach Thomas Gesell geht, sollen die Bauarbeiten bereits in zwei Wochen beginnen. Der Betrieb würde dann etwas reduziert mit rund 130 Übernachtungsplätzen weiterlaufen. Auch ein Hubschrauber wird bei den Bauarbeiten für den Materialtransport zum Einsatz kommen. Weil bis Ende Oktober gebaut werden darf, kann man vermutlich noch heuer den betonierten Unterbau für das Salettl errichten. Der Oberbau in Holz soll dann im nächsten Frühjahr entstehen.
Ein kleines Fragezeichen gibt es allerdings noch. Denn Martin Willeitner, Geschäftsleiter der Gemeinde Ramsau, teilt auf Anfrage mit, dass bei Veränderungen der Planung in jedem Fall ein Tekturantrag notwendig sei. Der liegt bis jetzt aber nicht vor. Ulli Kastner