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Alles in einem Durchgang: graben, verlegen und verfüllen.
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Steil geht's hinauf zur Kampenwand, wo die Schönauer Tiefbaufirma LKS zweieinhalb Jahre lang Versorgungsleitungen verlegte. (Foto: LKS)

Extrembaustelle an der Kampenwand

Aschau/Berchtesgaden – Alles in einem: Kanal, Wasser, Strom und Glasfaser. Kilometerlange Versorgungsleitungen über eine Höhendifferenz von 854 Metern verlegte die Schön­auer Tiefbaufirma LKS im Auftrag der Gemeinde Aschau an der Kampenwand. Sie dienen der Verund Entsorgung des Almgebiets am Staffelstein. Kurz vor dem Wintereinbruch konnte die Extrembaustelle nach zweieinhalb Jahren jetzt abgeschlossen werden.


Mit dem ersten Spatenstich im Mai 2019 begann an der Kampenwand ein Bauprojekt, das selbst die erfahrenen Experten der Schönauer Tiefbaufirma LKS vor Herausforderungen stellte. Schließlich spielte sich die Baustelle durchwegs in steilem alpinen Gelände ab, wodurch besondere Vorsicht geboten war. 854 Meter Höhendifferenz lagen zwischen dem niedrigsten Punkt am Fuß der Kampenwand bei Fuchslug bis zum Scheitelpunkt der Strecke bei 1 484 Metern. Zum ersten Mal überhaupt war LKS auf dieser Baustelle gleich für alle Gewerke verantwortlich. Ein bisschen stolz ist man darauf schon.

5,3 Kilometer Abwasserleitung wurden verlegt, dazu kamen 7,3 Kilometer Wasserleitung. Das Bayernwerk steuerte ein 4 Kilometer langes 20 kV-Kabel bei. Drei Hochbehälter und mehrere Pumpstationen sind Teil der neuen Trinkwasserversorgung, das Abwasser der Almen und Berggaststätten fließt künftig per Schwerkraft zu Tal und ins bestehende Kanalsystem der Gemeinde. Das dient vor allem dem Umweltschutz, weil die bislang auf den Almen genutzten Drei-Kammer-Gruben nun hinfällig sind. Und durch die neue Stromversorgung können nun die umweltschädlichen Dieselaggregate außer Betrieb genommen werden.

Eine neue Erfahrung war für die Firma LKS das Einblasen des Telekom-Glasfaserkabels ins Leerrohr. »Das funktionierte in einem Stück über eine Länge von drei Kilometern«, weiß Barthi Kurz von der Firma LKS.

Um all das realisieren zu können, musste auf der gesamten Länge ein 1,70 Meter tiefer Graben für alle Leitungen ausgehoben werden. Dabei stieß die Firma auch auf Gesteinsschichten, die mit dem Meißel bearbeitet werden mussten. Teilweise kam man sogar um Sprengungen nicht herum. Bei den Grab- und Verlegungsarbeiten kam ein von LKS entwickeltes spezielles Verfahren zum Einsatz. Dabei zieht der Bagger einen Kasten hinter sich her, durch den alle zu verlegenden Leitungen und Kabel laufen. Sie können dann parallel mitverlegt werden und gleichzeitig werden noch Splitt und Kies eingebracht. Ein zweiter Bagger verfüllt dahinter den Graben sofort wieder und so kommt man schnell voran.

Bis zu zehn LKS-Mitarbeiter waren an der Kampenwand gleichzeitig im Einsatz, als Bauleiter fungierte Georg Schwab, Mann vor Ort war als Polier Andreas Planitscher. Schwab hat bereits mehrere Bauprojekte in ähnlich steiler Lage geleitet, deshalb zeigt er sich von den Bedingungen ziemlich unbeeindruckt: »Für mich war das eine ganz normale Baustelle.« Allerdings hat ihn die Schönheit des dortigen Almgeländes schon begeistert. Dass mit den neuen Ver- und Entsorgungsleitungen auch etwas für die Umwelt getan wurde, freut ihn. Umso unverständlicher ist es für den Bauleiter aber, dass Einwände vonseiten der Naturschützer zu einer massiven Verzögerung des Projekts geführt hätten. »Da blockiert der Umweltschutz den Umweltschutz«, schimpft Schwab.

Neben der Rücksichtnahme auf Almweiden und Almpflanzen mussten bei den Arbeiten nämlich die Balz- und Brutzeit der Birkhühner beachtet und die Lebensräume der Berg- und Feuersalamander geschützt werden. Daher waren bis zum 31. Mai keine Arbeiten über 1360 Metern erlaubt, bis zum 31. Juli war die tägliche Arbeitszeit auf die Zeit zwischen 8.15 Uhr und 20 Uhr beschränkt und Hubschrauberflüge zur Materialversorgung durften nur im August stattfinden.

Von den veranschlagten Gesamtkosten von 4,3 Millionen Euro übernimmt der Freistaat 2,9 Millionen Euro, rund 75 Prozent. Der verbleibende Rest wird zwischen der Gemeinde Aschau und den Nutzern aufgeteilt.

Ulli Kastner