Bezirksvorsitzender Stefan Neumann machte deutlich, dass angesichts des Klimawandels und gravierender globaler Umbrüche in der Wirtschaft intensiv darüber nachgedacht werde, wie sich das Prinzip Nachhaltigkeit umsetzen lasse. Impulse für die Diskussion lieferten CSU-Generalsekretär Martin Huber und Susanne Henkel. Sie ist Geschäftsführende Gesellschafterin der bei Heilbronn beheimateten Richard Henkel GmbH. Das in dritter Generation geführte Familienunternehmen mit 45 Mitarbeitern stellt Stahlrohrmöbel her und bietet Oberflächenveredelung an.
Im Detail stellte Henkel dar, wie durch eine Vielzahl von Maßnahmen Energie- und Rohstoff-Ressourcen gespart, Mitarbeiter sensibilisiert und die Produktion im Sinne nachhaltiger Wirtschaftskreisläufe für mehr Klimaschutz ausgerichtet werden können. Langlebige Möbel, die repariert und erneut gestaltet werden, seien ebenso wie der Einsatz von Rüstrobotern und innovativen Maschinen Erfolgsfaktoren der Firma.
»Wie wappnen wir uns gegen weitere Krisen?« Diese Frage stellte CSU-Generalsekretär Martin Huber. Als Beispiel, wie Nachhaltigkeit und Wirtschaft zusammengedacht werden könnten, sah er den Chemiepark Gendorf mit hoher Recyclingquote und geschlossenen Stoffkreisläufen. Um den Standort Bayern für die Zukunft fit und konkurrenzfähig zu machen, investiere der Freistaat mit der »Hightech Agenda« rund 3,5 Milliarden Euro in eine neue Technologieoffensive. Unter anderem durch die Forschungsförderung im Bereich Künstliche Intelligenz und den »Ausbau Bayerns zum europäischen Drehkreuz für die Wasserstofftechnologie« samt neuen Pipeline-Plänen werden seinen Angaben zufolge Klimaschutz und Wertschöpfung zusammengeführt. Das Ziel sei, auch energieintensive Standorte international konkurrenzfähig zu machen und so die Abwanderung der Industrie zu verhindern.
In der Diskussion verwies Klaus Englmaier, Vorstandsmitglied der AlzChem Group AG, darauf, dass es mit der Entwicklung eines »Produktstammbaums entlang der CNC-Chemie« im Unternehmen gelungen sei, Abfälle zunehmend als Wertstoffe aufzubereiten und in die Produktionskreisläufe zurückzuführen. AlzChem plane, bis 2030 rund 80 Prozent der CO2-Emissionen zu kompensieren. Entscheidend sei, die hohen Strompreise und die Überregulierung in Europa in den Griff zu bekommen. Sonst finde nach ersten Abwanderungsbewegungen in der Chemie die Innovation anderswo statt.
Mit Investitionen in nachhaltige Unternehmen hat sich Dr. Mariana Bozesan, Diplom-Informatikerin, Psychologin, Stanford-Absolventin und General Manager der AQAL Capital GmbH aus München, einen Namen gemacht. Ohne Investitionen in Innovationen werde aus ihrer Sicht der von der Klimakrise mit angetriebene, tiefgreifende Epochenwandel nicht zu bewältigen sein. Die umständliche Genehmigungspraxis und fehlendes Risikokapital für innovative Start-ups ließen Deutschland gegenüber den USA und China zurückfallen.
Auf die Frage von IdW-Vorsitzendem Franz Obermaier nach der Realisierbarkeit von neuen Wasserstoff-Pipelines aus Kroatien erklärte CSU-Generalsekretär Huber, der hohe Bedarf an grünem Wasserstoff könne nicht allein aus Bayern gedeckt werden. Der Bau der früheren Ölpipelines habe drei Jahre gedauert. Angesichts von Klagewellen gegen neue Projekte und Verzögerungen sei allerdings ein Gesinnungswandel in der Bevölkerung notwendig, um nicht einer Deindustrialisierung den Weg zu bereiten.
Wie begeistert man die Mitarbeiter für eine nachhaltige Produktionsweise, wollte Obermaier von Susanne Henkel wissen. Wichtig sei, die Beschäftigten bei der Formulierung und Umsetzung von Unternehmenszielen und Umweltschutzbemühungen intensiv miteinzubinden. Bei Henkel könne so etwa auch auf Optimierungspotenziale von Weltmarktführern erfolgreich eingewirkt werden.
eff