Die Eingangstür des Klosters St. Josef in Teisendorf ist eher schlicht gehalten. Eine dunkelbraune Holztür, der obere Teil verglast, die in dem schmalen Klosterweg kaum auffällt. Eine recht neue Tür, die erst 1983 in das deutlich ältere Haus eingebaut wurde, als es grundlegend renoviert und als Kloster wieder errichtet wurde. Hinter diesem Eingang leben derzeit Schwester Brigitte, Schwester Mathilde und zwei Flüchtlingsfamilien aus der Ukraine.
Das Haus war bereits von 1868 bis 1972 Kloster und Teisendorfer Mädchenschule zugleich. Die dort wohnenden Schwestern vom Orden der Englischen Fräulein versahen den Schuldienst. Noch heute erinnern sich viele ältere Teisendorferinnen an ihre Schulzeit im »Kloster«.
Erbaut wurde das erste Teisendorfer Kloster auf den Grundmauern einer Pfarrstallung, die als Unterstand für Spann- und Reitpferde des ehemaligen Dechantshofs diente, der damals weiter entfernt von Kirche und Dorfmitte lag. Das 1983 unter Pfarrer Karl Ellmann neu ins Leben gerufene Kloster in dem derKirche gehörenden Gebäude, wurde durch den damaligen Kardinal Josef Ratzinger und späteren Papst Benedikt am 31. Juli 1983 geweiht. Auf Ansuchen der Pfarrei wurden noch im selben Jahr Schwestern vom Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern vom Guten Hirten in München nach Teisendorf entsandt.
Schwester Brigitte hat bis vor einigen Jahren den Kindergarten St. Andreas in Teisendorf geleitet, Schwester Cordula und Schwester Immaculata, etwas später auch Schwester Mathilde, haben seelsorgerliche und karitative Aufgaben in der Pfarrei wahrgenommen. Mit den Schwestern war wieder Leben in die alten Mauern eingekehrt. Die Klostertür öffnete sich für Ministranten, Jugendliche, Kinderchor, Familienkreise und alle, die Trost suchten. Für Teisendorf waren die Schwestern und das Kloster schnell ein selbstverständlicher Teil der dörflichen und kirchlichen Gemeinschaft geworden – und sind es bis heute.
»Als Flüchtlinge aus der Ukraine bei uns in der Region angekommen sind, haben wir uns gefragt, wie wir helfen können«, erzählt Schwester Brigitte, die zusammen mit Schwester Mathilde heute noch im Kloster lebt. »Wir haben Raum, können uns auf das Nötigste einschränken und so Flüchtlingen eine Unterkunft anbieten«. Und so öffnete sich bald die schlichte Tür des Klosters für zwei Familien mit sieben Personen aus drei Generationen. Zwei junge Frauen, Natascha und Irina, die mit ihren Kleinkindern, Kindergarten- und Schulkindern und einer Oma vor dem Kriegsterror in der Region um Odessa und um Chernihiv geflohen sind, haben im Kloster Hilfe, Unterkunft und etwas Ruhe gefunden. Ihre Männer mussten sie im Kriegsgebiet zurücklassen.
Von dem bisschen, das sie hier haben, kaufen sie Schlafsäcke sowie Hand- und Fußwärmer und schicken sie nach Hause, damit die dort gebliebenen den kalten Winter überstehen können. Sie haben es im Kloster warm und fühlen sich geborgen. Als unsere Berichterstatterin zufällig Nazirii, einen aufgeweckten Viertklässler kennenlernt, der gerade von der Schule kommt, erzählt der Bub in einem Kauderwelsch von Deutsch und Englisch, dass es ihm hier gefalle und er inzwischen viele Sprachen kenne. In dem ehemaligen Jugendraum des Klosters spielt Arina, die bereits vom Kindergarten daheim ist, unbeschwert mit ihrer Großmutter. Eine Nachbarin frägt telefonisch an, ob Arina nicht zum Spielen zu ihrer Tochter kommen will. Schwester Brigitte kommuniziert dies der Großmutter, die kaum Deutsch versteht, aber man kommt klar und Arina jubelt. Geborgenheit und ein Stück Normalität hinter Klostermauern für Kinder und Erwachsene, die vor dem Krieg fliehen mussten, weil eine schlichte Tür sich rechtzeitig für sie geöffnet hat.
Monika Konnert
In der Adventszeit öffnen wir Türen in der Region. Und es lohnt sich, unsere Serie zu verfolgen. Denn am Ende gibt es ein Gewinnspiel mit einer Frage. Unter allen Teilnehmern verlost das Traunsteiner Tagblatt zwei Übernachtungen (unterder Woche) auf Gut Ising für zwei Personen im Doppelzimmer mit Genießerfrühstück, Fondue-Melange und einem Gourmetmenü im Restaurant »Zum Goldenen Pflug« inklusive Nutzung des Wellnessbereichs im Wert von 800 Euro.
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