Vorgaben habe er von der Gemeinde nicht bekommen, erzählt Andreas Kuhnlein. Er sollte einen Vorschlag unterbreiten, wie er das Gelände davor und damit das Bürgerhaus Altes Bad aufwerten wolle.
Andreas Kuhnlein mag das Alte Bad nach dem Umbau sehr, verrät er. Er mag, wie sich die Holzfassade mit geraden, klaren Linien in die Umgebung einfügt. »Zu dieser Außenwirkung des Gebäudes passt ein zerrissenes, zerklüftetes Werk meines sonstigen Stils nicht«, ist er sich sicher. »Ich nahm mir vor, etwas mit ähnlich klaren Linien und Geometrie zu schaffen.«
Dass Andreas Kuhnlein eine Hand für Objekte mit geraden Linien und klarer Gestaltung hat, beweist er häufig. Seine Figuren und Skulpturen setzt er manchmal in heftigen Kontrast zu Objekten von klarer Form. So unterstreicht er deren Zerrissenheit.
Vor dem Alten Bad steht jetzt die Figur eines Mannes. Glatte Oberflächen und sparsame, klare Linien geben ihm Gestalt. Er steht im Zentrum der Installation. Ebenso aus Eichenholz geschnitten ist der Hintergrund aus streng geraden, quadratischen Säulen. In unterschiedlicher Länge aufeinander abgestimmt geben sie eine Wellenlinie wieder.
»Der Mensch steht im Mittelpunkt«, sieht das Andreas Kuhnlein – im Mittelpunkt des Dorfes wie auch des Bürgerzentrums. Die Wellenlinie steht für den Zyklus des Aufs und Abs im Leben eines Menschen wie auch des Lebens eines Dorfes, einer Gemeinde. Die Wellenbewegung steht zudem für das Wasser, das die Natur im Achental so sehr bestimmt. Sie fügt sich gelungen in die modellierte Außenanlage um das Hallenbad.
»Bei der Vorplanung habe ich mir einen Kopf über die Stärken Unterwössens und des Achentals gemacht«, berichtet Andreas Kuhnlein. »Das führte schnell zur Arbeit im Ökomodell Achental.« Das Ökomodell beschreibt sein Tätigkeitsfeld gern mit vier Säulen: dem Erhalt der Natur, der Landwirtschaft, der Förderung des Tourismus' und Gewerbes und der Nutzung erneuerbarer Energien. »Da passte, dass ich Säulen aus Eichenholz in die Installation aufnahm«, findet Kuhnlein.
Eine neue Stilrichtung von Andreas Kuhnlein soll die Installation aber nicht verkörpern. »Das kann ich mir so gar nicht vorstellen«, sagt er und lacht. Sein Werk wird sich auch zukünftig im typischen Stil präsentieren. In Coburg sorgte gerade seine Ausstellung »Spuren des Menschseins« beim dortigen Kunstverein für viel Furore. Nächstes Jahr wird Andreas Kuhnlein im Oktober sein 140-teiliges Narrenschiff im Schafhof Freising, dem Europäischen Künstlerhaus Oberbayern, ausstellen. »Bis dahin will ich noch einige neue Werke schaffen und einbinden«, plant Kuhnlein.
Auf über 100 Einzelausstellungen in zahlreichen Ländern schaut der Unterwössner Holzbildhauer inzwischen zurück. Dabei arbeitete der 1953 geborene Künstler nach Schreinerlehre und Gesellenjahren zunächst beim Bundesgrenzschutz. Er erlebte in den 70er Jahren die Terrorbekämpfung unmittelbar mit. Seine Vorgesetzten setzten ihn auch an der innerdeutschen Grenze ein. Als Kuhnlein 1981 aus dem Polizeidienst ausschied, arbeitete er zunächst in der Landwirtschaft. Seit 1983 ist er als freischaffender Bildhauer auf dem Hof am Lindenbichl in Kruchenhausen erfolgreich. Ludwig Flug