Bei den Dufters zuhause in Inzell geht es derzeit etwas hektisch zu, die beiden Kinder Roxanne und Joel verreisen mal wieder. Das passiert andauernd, denn die beiden sind Leistungssportler. Doch diesmal ist eine besondere Reise, es geht zu den Olympischen Spielen nach Südkorea. Das Geschwisterpaar geht bei den Eisschnelllaufrennen an den Start. „Wir überlegen derzeit, was wir alles mitnehmen sollen“, erzählt Roxanne. Sie ist mit ihren 25 Jahren die ältere. „Wir haben gewisse Vorgaben, was wir mitnehmen dürfen. Zumindest was die Kleidung betrifft“, so Joel Dufter typisch männlich pragmatisch. Für den 22-jährigen sind es genauso wie für seine Schwester die ersten Olympischen Spiele. „Das ist schon was Besonderes. Ich habe die Qualifikation ja einen Tag eher als Roxanne geschafft und sie da ein wenig unter Druck gesetzt“, sagt Joel.
Vor allem haben auch die Eltern Regine und Pino mit gezittert. „Das wäre schön blöd gewesen, wenn es einer von uns nicht geschafft hätte“, meint Joel. „Der würde dann daheim rumsitzen und unseren Eltern auf die Nerven gehen.“ Pino Dufter hat sich extra während der Spiele Urlaub genommen, um ja ncihts am Fernseher zu verpassen. „Natürlich sind der Pa und die Ma aus dem Häuschen gewesen, als wir es geschafft haben“, erinnert sich Roxanne. Sie freut sich jetzt auf die Spiele in Südkorea. Schließlich hat sie im Teamlauf mit Freundin Gabi Hirschbichler und Claudia Pechstein berechtigte Chancen auf eine Medaille. In ihren drei Einzelläufen will sie es in die Top10 schaffen. Insgesamt haben vier Inzeller das Ticket zu Olympia gelöst. Neben den Dufters sind das Gabi Hirchbichler und Moritz Geisreiter. Die Gedanken sind in diesen Tagen aber bei Hubert Hirschbichler, er hat die Qualifikation für die Spiele verpasst. „Den hätten wir schon gerne dabei gehabt“, meint Joel. Schließlich teilen sich die beiden bei Reisen zu Wettkämpfen und Trainingslagern das Zimmer. Sportlich hofft Joel auf ein gutes Ergebnis und will sich nicht auf irgendwas festlegen. „Ich wünsche meiner Schwester und der Gabi eine Medaille im Team“, lässt er sich entlocken.

Schlittschuhe stehen bei den Dufters immer schon im Mittelpunkt
Die Schlittschuhe stehen übrigens bei den Dufters hoch im Kurs. Papa Pino ist in jungen Jahren ein begnadeter Eishockeyspieler gewesen. Das sollte auch der Sohnemann werden. Irgendwann ist dann die Sprache auf das Eisschnelllaufen gekommen, schließlich hat die ältere Schwester Roxanne das auch gemacht. „Da habe ich zunächst überhaupt keine Lust darauf gehabt“, erinnert sich Joel. Irgendwann hat er es aber doch versucht und erste Erfolge in Wettkämpfen haben sich schnell eingestellt. Einige Zeit später hat er sich auch für Shorttrack interessiert. Die engen Kurven und der Kampf Mann gegen Mann waren für den ehemaligen Eishakler wohl eine ansprechende Alternative. Erst im Juniorenalter hat er sich endgültig für den Sport auf den langen Kufen, dem Eisschnelllaufen entschieden. „Irgendwie fehlt mir das Eishockey“, gibt Joel Dufter zu. „Nicht wegen der Härte, sondern wegen des Teamgedankens. Man gewinnt oder verliert zusammen.“ Im Nachhinein ist er sicher, mit der Wahl seiner Sportart aber den richtigen Schritt gemacht zu heben. „Ich wollte in Inzell bleiben, im Shorttrack hätte ich nach Dresden müssen.“ Sein Trainer Danny Leger hält große Stücke auf den 22-jährigen. Vor allem ist es sein Ehrgeiz und die Fähigkeit, gelerntes im Training schnell umzusetzen. Diese Hartnäckigkeit besitzt auch seine Schwester. Sie hat eine lange Leidenszeit hinter sich. Ihre Karriere haben zunächst Verletzungen, Krankheiten und Unfälle geprägt. Dadurch hat sie vom Verband einiges an Druck bekommen. Roxanne musste nach ihrer Zwangspause gewisse Normen und Zeiten erfüllen. „Diese habe ich zunächst nicht geschafft und dann hat es ein Ultimatum gegeben um die Normen zu erfüllen. Es drohte der Rausschmiss aus der Nationalmannschaft und Bundeswehr. „In dieser Zeit hat mir meine Familie und mein Freundeskreis sehr geholfen. Auch schon während meiner erzwungenen Auszeit. Da habe ich erst gemerkt, wie sehr mit der Sport fehlt“, erinnert sie sich mit dem Blick zurück, aber ohne Zorn, wie sie betont.

Mama Dufter mit schlaflosen Nächten
Seit der 1. Klasse in der Schule hat Roxanne Dufter ihre Liebe zum Eisschnelllaufen erhalten. „Wir haben damals einen Zettel bekommen, ob wir Eiskunstlauf, Eishockey oder Eisschnelllaufen machen wollen. Meine Eltern haben Eisschnelllauf angekreuzt“, erinnert sie sich. 12 Mitschülerinnen haben mit ihr angefangen, übrig geblieben ist nur sie. Auf Reisen teilt sie das Zimmer mit der weitaus älteren Gabi Hirschbichler. Sie gilt als „Mutter der Kompanie“. „Die Gabi hat einiges erlebt und ist mir immer eine große Hilfe gewesen. Aber auch die ganze Gruppe und der Trainer sind immer hinter mir gestanden“, sagt sie dankbar. „Und die Gabi und ich haben den selben Fernsehgeschmack“, fügt sie hinzu. Daily-Soaps stehen an erster Stelle. Während der Wettkämpfe drückt sie den „Kleinen Bruder“ Joel die Daumen und fiebert mit. Während Roxanne und Joel am berühmten „Dufter-Esstisch“ geduldig die Fragen beantworten, sitzt Mutter Regine sichtlich stolz dabei. „Es ist unglaublich, was da immer das ganze Jahr los ist. Die Ungewissheit bei der Roxanne hat mich schlaflose Nächte gekostet. Als sie es dann geschafft hat, hat es mich vor lauter Freude fast zerrissen“, gibt sie freimütig zu. Weniger Stress hat sie bei den Auftritten von Joel. „Der stellt sich hin und läuft. Er lässt nicht so viel heraus.“ Da Gatte Pino Dufter sehr viel beruflich unterwegs ist, bleibt einiges an ihr hängen. „Wenn wir telefonieren, dann sagt er, da müssen sie durch. Die schaffen das schon.“ Doch auch der Vater leidet mit seinen Kindern und ist sehr stolz auf die Beiden. „Ich weiß was im Sport wichtig ist. Die haben schon sehr viel erreicht und sie sind starke Charaktere.“ Als ehemaliger Spitzen-Eishockeyspieler kennt er die Facetten im Leistungssport. „Am Ende ist der Erfolg die Belohnung. Man muss sowohl professionell und locker sein. Das Umfeld muss passen, vieles ist eine extreme Kopfsache. Sie sind groß genug, um damit umzugehen.“ Oft ist Pino Dufter aber in der Zwickmühle. Vor allem dann, wenn er bei großen Wettkämpfen in der Inzeller Max Aicher Arena Stadionsprecher ist. „Ich darf sie natürlich nicht anfeuern, sonst werden sie disqualifiziert“, so Pino Dufter. Er spricht von zwei Schlüsselerlebnissen die ihm sehr nahe gegangen sind. Einmal der Sturz von Roxanne bei einem Rennen als sie blutend auf dem Eis gelegen ist und er am Mikrofon seinen Job machen müssen hat. Das andere Mal, als sie bei der deutschen Meisterschaft eine Fabelzeit gelaufen ist und sich für den Weltcup qualifiziert hat. „Da ist es schwer gefallen, ruhig zu bleiben.“ Die Belohnung kommt dann aber spätestens dann, wenn er seine eigenen Kinder am Stadionmikrofon interviewen darf. „Das macht mich extrem stolz“, sagt der Vater der sportlichen Familie, die übrigens auch noch sehr nett ist.
Text: Siegi Huber
Fotos: Ernst Wukits