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Der schnellste Mann Deutschlands über 800 Meter kommt aus Palling – Leichtathlet Benedikt Huber

Der August ist für Benedikt Huber eher ein gemütlicher Monat, zumindest für seine Ansprüche. Der frischgebackene deutsche Meister über 800 Meter kann es nach dem Ende der Wettkampfsaison etwas langsamer angehen lassen. Trotzdem kommt er aktuell auf fünf Einheiten in der Woche. Im September setzt er noch einen drauf, da geht es für den 27-jährigen in den Urlaub. Danach beginnt die knallharte Vorbereitung für die neue Saison und in dieser hat der Pallinger einiges vor. Hauptziel ist die Europameisterschaft in Berlin und über seine geliebten 800 Meter will er erneut deutscher Meister werden. Das wäre dann der Hattrick. „Im Hinterkopf habe ich natürlich auch die Olympischen Spiele 2020 in Japan“, gibt er zu. Wenn er auf dieses Jahr zurückschaut, dann sind es vor allem die Schmerzen, die ihn fast in jedem Wettkampf begleitet haben. Zuerst hat der Ischias-Nerv gezwickt und das Sprunggelenk Probleme bereitet. Deswegen hat er wohl auch sein Ziel, die Weltmeisterschaft in London verpasst. „Das ist ein hohes Ziel gewesen“, gibt er zu und so freut er sich umso mehr über den Deutschen Meistertitel. „Das hat die Saison gerettet.“ Bei 1:46,57 Minuten steht seine persönliche Bestzeit über 800 Meter.

Taktik und Ausdauer führen zum Erfolg

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Diese Distanz erfordert einiges an Taktik, einfach drauflos laufen geht nicht. „Nach 200 Meter hast du keine eigene Bahn mehr, alle sind auf einem Haufen zusammen. Der Führende gibt für die anderen einen guten Windschatten“, erklärt er die Feinheiten des Wettkampfs. „Der beste Platz ist immer hinter dem Führenden und den will jeder haben. Im Feld tummeln sich meistens gute Sprinter, aber auch jene, die eine gute Ausdauer haben. Du musst ständig deine Konkurrenten im Auge haben und dir eine Taktik zurechtlegen.“ Die Entscheidung in einem 800-Meterrennen fällt meistens zwischen 400 und 600 Meter, weil da jeder gerne etwas schwächelt. „Die letzten 200 Meter gehen immer und die ersten 400 auch. Dann musst du den richtigen Zeitpunkt erwischen und anziehen. So kannst du jeden Gegner den Zahn ziehen“, plaudert er ein wenig aus dem Nähkästchen. Was sich hier so leicht beschreiben lässt, ist allerdings knallharte Arbeit. Da gehört das Ausfahren der Ellenbogen ebenso dazu, wie die schmerzhafte Bekanntschaft mit den Spikes des Gegners in den Waden. Mittlerweile hat sich der „Bene“ den Respekt seiner Kontrahenten erarbeitet und sich einen guten Namen in der Szene gemacht.

Beruflich entwickelt er Backöfen

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Leben kann Benedikt Huber von seinem Sport nicht. Bei der BSH in Traunreut ist er als Ingenieur an der Entwicklung von Backöfen beteiligt. Seit gut zwei Jahren arbeitet er dort nur noch 26 Stunden in der Woche. „Das ist alles zu viel geworden. Mein Leben hat nur noch aus Arbeiten, Trainieren, Essen und Schlafen bestanden.“ Für die Unterstützung durch seinen Arbeitgeber ist er dankbar. Huber hat sich vor einigen Jahren der LG Telis Regensburg angeschlossen. Dort trainiert er nach den Plänen von Kurt Ring. Trotzdem ist er überwiegend im Chiemgau. Er hat es weit gebracht, der sympathische Pallinger. Das ist erstaunlich, schließlich ist er erst als 19-jähriger zur Leichtathletik gekommen. Zuvor hat er so ziemlich alles an Sportarten ausprobiert. Nachdem er bei einigen Straßen- und Crossläufen angetreten ist, hat ihm sein damaliger Trainer geraten, er solle es mal mit der Stadion-Leichtathletik probieren. „Das hat mir gleich richtig Spaß gemacht“, erinnert er sich. Doch es hat ein paar Jahre gedauert, bis Benedikt Huber an der deutschen Spitze angelangt ist. „Die Schnelligkeit habe ich vom Fußball mitgebracht. Den Rest habe ich mir durch vielseitiges Training erarbeitet.“ Als Ausgleich findet Huber aber immer noch ein wenig Zeit mal zum Schwimmen, Radfahren oder Klettern zu gehen. Beste Voraussetzungen um sich in Zukunft die Kontrahenten auf der Tartanbahn wieder das eine oder andere Mal zurechtzulegen.

Text: Siegi Huber
Bilder: Ernst Wukits