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Stets an Milenas Seite ist ihr Bruder Maxi Sillichner. Die Aufnahme entstand im November wenige Tage vor der Transplantion. (Foto: privat)

Der Krebs ist zurück

Berchtesgaden – Als Krankenschwester hilft sie tagtäglich Menschen – jetzt braucht Milena Sillichner selber Hilfe. Die 27-jährige Berchtesgadenerin leidet unter einer akuten myeloischen Leukämie und benötigt dringend eine Stammzellenspende.


Die lebensbedrohliche Diagnose Leukämie kam vergangenes Jahr im Juni fünf Tage nach ihrem Geburtstag. Es war ein schwerer Schlag für die junge Frau und veränderte von einem Moment auf den anderen ihr Leben. Sofort wurde die Therapie gestartet. Durch drei lange Chemoblöcke hat sich die tapfere Berchtesgadenerin gekämpft. Doch die alleinige Behandlung mit Chemotherapie oder anderen Mitteln reichte nicht aus. Schnell war klar, Milena braucht eine Stammzellentransplantation.

Ihr zwei Jahre älterer Bruder Maxi war zu der Zeit schon in der Datenbank der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registriert und bereit, seiner Schwester die lebensrettenden Stammzellen zu spenden. Nach einer genauen Untersuchung seines Blutes stand fest: Es ist der passendste Spender für seine Schwester. Durch ihre Blutsverwandtschaft bestand die höchste Chance, dass seine Stammzellen von ihrem Körper angenommen werden und ihr ein funktionierendes Immunsystem zurückgeben.

Der Termin seiner Spende wurde mit der weiteren Behandlung von Milena abgestimmt und fand genau vor einem Jahr im September statt. Um einer Corona-Infektion aus dem Weg zu gehen, isolierte sich Maxi. Zeitgleich wurde auch Milena für die Transplantation vorbereitet. Sie bekam eine starke Chemo, die ihr Immunsystem auf Null setzte. Und dann kam der Tag der Spende, ein unglaublich emotionaler Moment, vor dem der 29-Jährige sehr aufgeregt war. Bei ihm handelte es sich nicht um eine Fremdspende, sondern er wusste, für wen er dieses Prozedere auf sich nimmt. Für die eigene Schwester zu spenden und zu wissen, wie schlecht es ihr gerade geht, machte es noch mal viel bedeutsamer für ihn. Als am Ende alles geklappt hatte und der Beutel mit dem kostbaren Stammzellen voll war, war er zwar erschöpft, aber auch sehr froh. Nach gut einer Stunde Erholungszeit hatte er ein Abschlussgespräch und erfuhr, dass die Stammzellen für seine Schwester reichen würden. Doch seine Freude hielt nicht lange an. Während der Rückreise von Gauting nach Berchtesgaden erzählten ihm seine Eltern, dass es Milena nicht gut gehe und sie auf der Intensivstation liegt. Die lebensrettende Transplantion musste also erst einmal auf Eis gelegt werden.

Milena erhielt sie erst am 15. November im Klinikum »Rechts der Isar« in München. Alles lief wie gewünscht und die starke, junge Frau kämpfte sich zurück ins Leben und freute sich auf die anstehende Advents- und Weihnachtszeit. Für neun Monate schien die Krankheit besiegt zu sein, doch Anfang August kam der Rückschlag. Eigentlich sollte Milena auf Reha gehen, doch die Ärzte fanden wieder Leukämiezellen. Vermutlich war das Immunsystem von Maxi nicht stark genug, um erfolgreich die Krebszellen zu bekämpfen.

Nun beginnt also alles wieder von vorne. Nur dieses Mal ist Milena auf eine Fremdspende angewiesen. Dafür muss die Datenbank der DKMS einen Treffer liefern. Das kann zwischen sechs bis zehn Wochen dauern.

Die erste Chemo-Sitzung liegt bereits wieder hinter ihr. Zu wissen, was sie erwartet, macht die ohnehin schwierige Situation nicht leichter, sondern bereitet der gelernten Krankenschwester Sorgen und auch etwas Angst.

Doch aufgeben ist für Milena keine Option, deshalb ist sie in den vergangenen Wochen auch – ganz entgegen ihrem Naturell – laut geworden und wandte sich mit ihrer Geschichte über Facebook und Instagram an die Öffentlichkeit. Sie möchte nämlich über das Thema Blutkrebs und Stammzellenspende informieren. Und auf diese Art und Weise Menschen bewegen, sich registrieren zu lassen.

Cornelia Rosenberg