Langweilig wird es ihnen auch während der Weltcup-Woche garantiert nicht. »Es gibt immer kleinere Wehwehchen«, betonen die beiden kompetenten Fachmänner. Gerade die Journalisten haben meist kurzfristig noch den einen oder anderen Wunsch – und diese Anliegen können die beiden meist schnell und problemlos lösen. Alles in allem »sind wir guter Dinge, dass alles wieder läuft«, sagt Kecht. »Und zwar reibungslos.« Schließlich ist das Team mittlerweile seit Jahren aufeinander eingespielt.
Kecht ist seit er 15 Jahre alt ist, als ehrenamtlicher Helfer beim Biathlon-Weltcup im Einsatz. Von 2008 bis 2016 war der Ruhpoldinger für das Stadion-TV als Kameramann und Techniker im Einsatz. Seit 2017 gehört er dem Team, das für die Netzwerktechnik verantwortlich ist, an. Bisher war für diesen Bereich Rainer Klapfenberger hauptverantwortlich. Aus gesundheitlichen Gründen muss der langjährige Biathlon-Helfer in diesem Jahr kürzertreten und hat sein Amt als Chef des Teams jetzt eben an Fritz Kecht übergeben – und der ist wie sein Vorgänger mit ganz viel Herzblut dabei.
Aber so ganz ehrenamtlich kann dieser anspruchsvolle Bereich eben auch nicht abgedeckt werden – und deshalb ist auch Erwin Tradler aus Bernhaupten ein fester Teil des Teams. Er ist Servicetechniker im Bereich Geschäftskunden bei der Telekom. Tradler ist ebenfalls mit Feuereifer dabei. »Das ist einfach riesig. Es ist immer etwas Neues«, sagt er. Die Technik entwickle sich eben weiter. Und so wird auch das Team immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt.
Auch deshalb sind die Helfer schon Wochen vor dem Biathlon-Weltcup regelmäßig in der Chiemgau-Arena anzutreffen. Dann gilt es, Vorbereitungen zu treffen. Das Stadion-Netzwerk muss schließlich an den Weltcup-Tagen rund laufen. »Da hängt schließlich alles dran – also das Pressezentrum, das Ticketsystem, das VIP-Zelt oder das EC-Cash-System der Essensstände.« Zudem wollen auch die Hilfsorganisationen vor Ort, die Rennleitung oder das Organisationsbüro optimal vernetzt sein. Und freilich auch die Teams. »Die Wachsler etwa wollen immer den aktuellen Wetterbericht abrufen können, damit sie auch alles richtig für den Wettkampf präparieren können«, erzählt Tradler.
So sind also vor dem Weltcup jede Menge Kabel zu verlegen, Leitungen zu schalten und Übertragungskapazitäten sicherzustellen. »Da ist viel Koordinierungsarbeit gefragt«, sagt Kecht und ergänzt: »Die kurzen Wege sind entscheidend.«
Und so haben die beiden an den ersten Wettkampftagen auch ihre Laptops meist im Pressezentrum stehen, um direkt als Ansprechpartner mitten im Geschehen zu sein.
Ihr Büro befindet sich aber eigentlich direkt im Technikraum der Chiemgau-Arena – ein Raum im dritten Stock ohne Fenster, in dem die Schaltschränke voller Computer sowie ein einfacher Tisch mit Stühlen stehen. Nur die wenigsten haben hier Zutritt. »Das ist das Herzstück der Arena«, sagt Fritz Kecht stolz. Über diese Schränke mit all den verschiedenen und bunten Kabeln wird der Großteil der Daten und des Sprachverkehrs abgewickelt – hier muss jedes Rädchen ins andere greifen.
Damit etwa die Live-Bilder aus der Arena im Fernsehen um die Welt gehen können. Und auch das Internet muss zu 100 Prozent funktionieren, damit die Nachrichten und Bilder aus der Arena ebenfalls schnell geschickt werden können. Und dabei sind übrigens nicht die der Fans gemeint. Das Mobilfunk-Netz, das die Zuschauer nutzen, ist nämlich ein eigenes – und das funktioniert sogar bis in die letzte Schleife der Strecke.
So wie eben auch das Netzwerk der Chiemgau-Arena. Fritz Kecht und Erwin Tradler bringen dafür ihr ganzes Fachwissen ein. Vor allem der vergangene Weltcup war aber auch für das IT-Team eine große Herausforderung. »Das war schon eine harte Nummer«, erinnert sich Erwin Tradler. An viele Kabelschächte sei man wegen des ganzen Schnees nicht herangekommen. »Da mussten wir erst einmal schaufeln.«
Dieses Jahr sei wieder alles deutlich entspannter. Dennoch spielen Fritz Kecht und Erwin Tradler auch schon im Vorfeld eventuelle Schwierigkeiten durch, um im Notfall schnell reagieren zu können. »Da steckt schon eine Challenge dahinter«, sagt Kecht. »Das Netzwerk ist weit verzweigt, alles muss um Hintergrund richtig bespielt werden.«
Dafür wurden die Weichen übrigens auch schon früh gestellt. Schon ein Jahr vor der WM 2012 wurde die Chiemgau-Arena mit Glasfaserkabeln angeschlossen. Seitdem wird ständig weiter optimiert. Jahr für Jahr werden weitere Kapazitäten gebraucht. »Weniger wird es nie«, sagt Erwin Tradler.
Für das Team steht am heutigen Dienstag der letzte Rundgang über das Gelände an, die letzten Tests – etwa mit dem Ticketsystem – werden dann noch gemacht. Während des Weltcups überwacht das Team dann ständig, ob das Netzwerk läuft. Ab und an drehen sie auch mal eine Runde am Gelände. »Und wir können natürlich die Wettkämpfe verfolgen«, sagt Fritz Kecht. Und natürlich sei er auch mal beim Feiern im Champions-Park dabei, verrät er. »In der Weltcup-Woche dreht sich in Ruhpolding einfach alles um Biathlon, da ruht dann mal alles andere.«
Stephanie Brenninger