Traunstein – Der 56-jährige Busfahrer aus Waldkraiburg, der zwischen Herbst 2019 und Sommer 2021 drei Buben, die noch nicht 14 Jahre alt waren, schwer sexuell missbraucht und zwei zudem viele Male vergewaltigt haben soll, ist voll schuldfähig. Vor der Jugendschutzkammer am Landgericht Traunstein mit Vorsitzender Richterin Heike Will sah der psychiatrische Sachverständige, Dr. Josef Eberl vom Bezirksklinikum in Gabersee, keinerlei Hinweise auf erheblich verminderte oder völlig aufgehobene Schuldfähigkeit des Angeklagten zu den Tatzeiten.
Die Hauptverhandlung wird am 13. und 25. Januar jeweils um 9.30 Uhr fortgesetzt. Der Prozess gegen den 56-Jährigen mit Andreas Knoll als Verteidiger startete Mitte Oktober. Der 56-Jährige, der auf Buslinien im Landkreis Rosenheim tätig war, hatte von Anfang an seine Unschuld beteuert. Er habe keinem der Buben je etwas angetan, schon gleich nicht in sexueller Hinsicht. Wörtlich sagte er damals: »Alles Lüge. Ich bin nur meiner Arbeit nachgegangen. Ich habe keine Kinder angefasst.« Er vermutete eine Intrige der Familien. An anderer Stelle meinte er, er sei »hereingelegt« worden.
Die Anklageschrift der Staatsanwältinnen Karin Hahn und Helena Neumeier beruht auf den Angaben der drei Nebenkläger. In der Hauptverhandlung hörte die Kammer bereits Dutzende von Zeugen an. Direkte Tatzeugen existieren nicht. Die mutmaßlichen Opfer mussten dem Angeklagten nicht persönlich gegenüber treten. Das Gericht vernahm sie an drei Terminen unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit schonender Videotechnik. Ihren Eltern und einigen Freunden hatten sich die verängstigten Jugendlichen später anvertraut. Andere Leute erfuhren von dem angeblichen Missbrauch vom Hörensagen. Auf diese Weise bestätigten verschiedene Zeugen in den öffentlichen Sitzungen jeweils Teile der Anklage. Über Tatorte war untereinander gesprochen worden, auch über Drohungen, mit denen der Busfahrer die Kinder zu den sexuellen Handlungen gezwungen haben soll.
Unter den Zeugen am jüngsten Verhandlungstag waren zwei junge Männer, inzwischen 17 und 18 Jahre alt. Sie schilderten, was sie – allerdings wie andere auf Umwegen – mitbekommen hatten. Wegen einer Detailfrage musste die bereits vernommene Mutter eines Opfers nochmals erscheinen.
kd