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Ganz vorne prägten die Hüte des Gebirgsschützen das Bild auf dem Petersplatz bei der Trauerfeier für den verstorbenen, emeritierten Papst Benedikt XVI., den sein Nachfolger Papst Franziskus zelebrierte. (Foto: Wembacher)

Bewegender Abschied zu den Klängen der Bayernhymne: Viele Gläubige aus der Region bei Trauerfeier für Papst Benedikt XVI.

Rom/Traunstein – An der Trauerfeier für den im Alter von 95 Jahren an Silvester verstorbenen Papst em. Benedikt XVI. am Donnerstag in Rom nahmen zahlreiche Gläubige aus Bayern und auch aus dem Chiemgau und dem Rupertiwinkel teil. Unter ihnen waren der Surberger Bürgermeister Michael Wimmer, der neue Traunsteiner Stadtpfarrer Konrad Roider, Traunsteins Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer, eine Delegation aus Traunstein, der auch der ehemalige Oberbürgermeister Christian Kegel angehörte, Landrat Siegfried Walch sowie Alt-Landrat Hermann Steinmaßl und auch der ehemalige Landtagspräsident Alois Glück.


Der bewegendste Moment war für die Trauergäste, als der Sarg zu den Klängender Bayernhymne in den Petersdom getragen wurde. »Das war der emotionalste Punkt. Ich glaube, das hat alle sehr berührt«, berichtete Dr. Christian Hümmer, der als Teil der bayerischen Delegation um Ministerpräsident Markus Söder nach Rom gereist war, dem Traunsteiner Tagblatt. »Sehr viele haben eine oder mehrere Tränen in den Augen gehabt. Es war der endgültige Moment des Abschieds.«

»Mit dem letzten Ton der Bayernhymne verschwand der Sarg im Petersdom. Das war ein bewegendes Erlebnis. Viele haben geweint, so emotional war das«, erzählte auch Hans Wembacher aus Waging noch auf der Heimfahrt von Rom am Telefon. Mit fünf Bussen ging es für rund 200 bayerische Gebirgsschützen aus 47 Kompanien samt Musikkapelle sowie rund 50 Leser aus dem Chiemgau und Rupertiwinkel, die an der Sonderfahrt unserer Zeitung teilnahmen, in die italienische Hauptstadt. Sie zogen gemeinsam mit den Gebirgsschützen zu den Klängen einer Musikkapelle gegen 7 Uhr auf dem Petersplatz ein, wo sie in einem Block neben der bayerischen Delegation den, so Wembacher, »eindrucksvollen Trauergottesdienst« mitverfolgten. »Bei aller Trauer war es auch ein beeindruckendes Erlebnis.« Die Teilnehmer der Sonderfahrt seien »völlig überwältigt gewesen«.

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Für viele Beteiligte war dies der emotionalster Moment der Trauerfeier: Der Sarg des verstorbenen Benedikt wurde zu den Klängen der Bayernhymne in den Petersdom getragen, wo die Beerdigung stattfand. (Foto: privat)

Auch für Rolf Wassermann, Oberleutnant bei den Traunsteiner Gebirgsschützen, war der Moment, als die Bayernhymne erklang, der bewegendste. »Das berührt einen schon richtig. Es war eine Trauerfeier der besonderen Art, vor allem, wenn man Benedikt schon persönlich getroffen hat.« Wassermann erhielt noch von Joseph Ratzinger in Traunstein das Sakrament der Firmung und begegnete ihm immer wieder, unter anderem bei diversen Fahrten nach Rom während Benedikts Amtszeit als Papst. »Er hat sich immer sehr gefreut, wenn wir gekommen sind«, blickte Wassermann auf Benedikts Verbundenheit zur Tradition und zu seiner bayerischen Heimat. »Für uns war es wichtig, ihm das letzte Geleit geben zu dürfen. Und es war auch ein Abschied von Rom. Jetzt werden wir nicht mehr so oft hinfahren, weil unser Benedikt ja nicht mehr da ist.«

Dass eine besondere Zeit zu Ende gegangen ist, schilderte auch Oberbürgermeister Hümmer. »Alle waren sich auch des historischen Moments bewusst, dass diese bayerische Zeit im Vatikan jetzt erstmal vorbei ist.« Trotz der Trauer um den verstorbenen Papst sei es auch schön gewesen, auf dem vollen Petersplatz »unsere Heimat in der ganzen Vielfalt zu sehen«. Gleichzeitig habe sich auch die Verbundenheit der Italiener und Römer zu Papst Benedikt gezeigt. Ich glaube, sie haben ihn schon als einen der ihren gesehen«, schilderte Hümmer seine Eindrücke von der Trauerfeier. Übrigens hätten trotz all der bayerischen und regionalen Politikprominenz, politische Themen an diesem Tag keinen Platz gehabt, so Hümmer weiter. »Alle haben ihren Kopf in Rom und bei Papst Benedikt gehabt.«

Castel Gandolfo wurde zum »bayerischen Dorf«

Einen »besonderen Draht« zu Benedikt XVI. hatte Alt-Landrat Hermann Steinmaßl. Gegenüber unserer Zeitung erklärte er, in seiner zwölfjährigen Amtszeit von 2002 bis 2014 habe er Benedikt neunmal persönlich getroffen. »Herausragend ist dabei die Überreichung des Ehrenringes des Landkreises am 30. Juli 2011. Castel Gandolfo wurde in ein bayerisches Dorf mit Musikkapelle, Trachtengruppen, Schnalzern und Gebirgsschützen umgewandelt«, so Steinmaßl. Besonders erinnert sich der Alt-Landrat an die ersten Worte des damaligen Papstes im Anschluss an Steinmaßls Laudatio: »Liebe Freunde, ein herzliches Grüß Gott Euch allen aus Chiemgau und Rupertiwinkel. Mit Euch ist, wie der Landrat gesagt hat, Castel Gandolfo ein bayerisches Dorf geworden. Und ich freue mich, dass mit Euch die bayerische Heimat hier bei mir gegenwärtig ist. Vergelt's Gott dafür.« Dem Landrat danke er für seine Worte. »Sie kamen von Herzen und sind mir zu Herzen gegangen.«

Was Steinmaßl an Benedikt XVI. immer wieder beeindruckt hat, war dessen »großartiges Erinnerungsvermögen an die verschiedenen Orte unserer Heimat«, so der Alt-Landrat. Er traf Benedikt auch nach dessen Rücktritt mehrmals im Kloster Mater Ecclesiae und lernte dabei noch mal einen »ganz persönlichen und bescheidenen Menschen kennen«.

»Man merkte, dass da enge Verbindungen bestehen. Das Herz von ganz vielen, gerade bayerischen Landsleuten, ist traurig über den Heimgang des Papstes«, beschrieb Traunsteins ehemaliger Oberbürgermeister Christian Kegel die Stimmung auf dem Petersplatz, der am Morgen noch in leichte Nebelschleier gehüllt war. »Sogar der Himmel hat sich beteiligt«, beschreibt Kegel die mystische Stimmung. Er war Teil der offiziellen Delegation der Stadt Traunstein, zu der auch dritter Bürgermeister Sepp Kaiser, Peter Bertram, Dekan des evangelischen Dekanatsbezirks Traunstein, sowie mehrere Vertreter der Stadtkirche Traunstein mit Elke Küblböck, stellvertretender Kirchenverwaltungsvorstand, Lotte Namberger, Verbundpflegerin und Kirchenpflegerin von Haslach, Franz Geiger, Kirchenpfleger von St. Oswald, und Gemeindereferentin Monika Angerer gehörten.

Unter den rund 50.000 Trauergästen in Rom war auch Monsignore Thomas Frauenlob, langjähriger Leiter des Studienseminars St. Michael in Traunstein und heute Pfarrer in Berchtesgaden, der Benedikt XVI. seit Jahrzehnten kannte. Die beiden pflegten ein freundschaftliches Verhältnis. Während des Pontifikats von Benedikt XVI. arbeitete Frauenlob sieben Jahre in Rom beim Heiligen Stuhl in der weltweiten Kirchenverwaltung und traf in dieser Zeit hin und wieder auch den Papst.

pk/m