Im Buch »Geschichte der Gemeinde Bischofswiesen« erfährt man, dass Ende des 19. Jahrhunderts der erste Zug über den Hallthurm nach Berchtesgaden fuhr. Die Bahnlinie wurde ab 1916 elektrisch betrieben. Kurz nach dem Bahnbau entstanden zwei Häuser am Pass Hallthurm. Beide Gebäude wurden jeweils als Pension eingerichtet.

Nachdem Hallthurm mehrmals seinen Besitzer gewechselt hatte, übernahm der Gewerkschaftsbund Deutscher Angestellter am 1. Juli 1926 die beiden Pensionshäuser, das ehemalige Gasthaus, den Turm, die Kapelle sowie ein landwirtschaftliches Anwesen. Zu diesem Anlass gab es am 1. August 1926 eine Eröffnungsfeier. Die Hallthurmkapelle wurde ebenso restauriert. Sie erhielt ein neues Fassadengemälde des Münchner Malers Karl-Maria Lechner, wie Kreisheimatpfleger Johannes Schöbinger auf Anfrage informiert. Durch den Gewerkschaftsbund entstand ein Erholungsheim, das später mehrfach umgestaltet und erweitert wurde.

Das Haupthaus wurde 1930/31 umgebaut. Im August 1939 hat man das landwirtschaftliche Betriebsgebäude mit Stall und Stadel zwischen dem Bahnhof und dem Wachterhäusl abgerissen. Dafür entstand 1937 unterhalb des Bahnhofs ein neues Bauernhaus. Ab Mitte der 60er-Jahre gehörte das Erholungsheim Hallthurm zur Allianz-Versicherung. 1997 wurde die Einrichtung geschlossen. Dort wird inzwischen ein Sozialtherapeutisches Zentrum betrieben. Es ist vorübergehende Heimat für Menschen, die wegen einer Sucht in Kombination mit einer psychischen Erkrankung nicht mehr mit ihrem Leben zurechtkommen.
Durch eine geeignete Therapie haben die Erkrankten eine Chance zur Genesung. Im vergangenen Jahr wurden auch therapeutische Wohngemeinschaften geschaffen – ein Projekt, in dem die Patienten mit komplizierter Doppeldiagnose weitgehend selbstständig leben können. Zwei Häuser wurden dafür zur Verfügung gestellt.

In der Rubrik »Berchtesgaden damals und heute« zeigt der »Berchtesgadener Anzeiger« Gegenüberstellungen von Fotos aus vergangenen Tagen und aus heutiger Zeit. Wer hat noch solche Bild-Schätze zu Hause? Der kann sie gerne in der Redaktion vorbeibringen, Dr.-Imhof-Straße 9, 83471 Berchtesgaden. Wenn sie schon in digitaler Form vorhanden sind, dann können sie per E-Mail an redaktion(at)berchtesgadener-anzeiger.de geschickt werden.
Patrick Vietze