Neben vielen Privathaushalten zählen auch große Unternehmen wie die Firma Leimer-Semmelbrösel oder die Firma Feuerbestattung Südostbayern zu ihren Kunden. »Die Menge, die derzeit bei Breitbrunn lagert, entspricht etwa dem 44-fachen des Jahresbedarfs an Erdgas in Traunstein«, erklärt der Energiefachmann. In letzter Zeit wurden täglich etwa 75 Gigawattstunden (GWh) eingespeist – mal mehr mal weniger. Würde man diese Menge täglich einspeichern, dann wäre das etwa alle 3,3 Tage der Jahresbedarf von Traunstein (250 GWh in 2021). Ein erheblicher Teil des bei Breitbrunn gespeicherten Erdgases kommt aus Russland.
Es lagert also jede Menge Gas in der Region. Wo es allerdings eingespeist wird, entscheiden die Betreiber. Die Firma NAFTA Speicher ist Eigentümerin und technische Betreiberin der Untertagespeicheranlage Breitbrunn/Eggstätt. Zusammen mit den beiden Speichern Inzenham-West und Wolfersberg verfügt sie in Bayern über einen Speicherkapazität von insgesamt 1,8 Milliarden Kubikmeter. Speicheranlagenbetreiber dieser beiden Speicher sind Uniper Gas Storage und die Firma Bayerngas.
Ob es beruhigend ist zu wissen, dass quasi vor unserer Haustür riesige Mengen Erdgas lagern, sei dahingestellt. Denn es liegt bei den Betreibern, wohin es geliefert wird. Ein Blick zurück zeigt, dass man der Einrichtung des Breitbrunner Erdgasspeichers 1995 höchst skeptisch gegenüberstand. Es wurde sogar eine Bürgerinitiative gegründet, um die »gigantische Industrieanlage« im Dreieck der Gemeinden Breitbrunn, Eggstätt und Seebruck zu verhindern. »Begast uns nicht den Chiemgau« – unter diesem Namen malte die Bürgerinitiative ein Horrorszenario an die Wand, von dem sich keine einzige Befürchtung je bewahrheitet hat. Man befürchtete unterirdische Erdeinbrüche, Überschwemmungen und Geländeabsenkungen. Wenn Gas austreten würde, drohe dem Chiemsee eine Naturkatastrophe und niemand dürfe sich mehr mit einer Zigarette auf die Straße wagen. Weitere Gefahren würden durch die oberirdische Gasverdichteranlage drohen: Infektionen, Lungenödeme, Hustenreiz…

Experten hatten damals schon versichert, dass die Leitungen sowohl über- als auch untertage gegen extreme Temperaturschwankungen und Erdbeben geschützt seien. Erdgas entzünde sich nur durch Feuer oder Funken; und das auch nur bei einem ganz bestimmten Mischungsverhältnis von Gas und Luft. Weil jedoch beide Elemente unter Tage nicht vorkommen, besteht nicht einmal theoretisch eine Explosionsgefahr, hielten die Experten gegen die Horrortheorien, welche die Bürgerinitiative in die Welt setzte.
Bei der Lagerstätte nahe dem Malerwinkel bei Breitbrunn handelt es sich um einen sogenannten Porenspeicher, bei dem das Gas in das poröse Gestein gepresst wird. Der jetzige Speicher war eine natürliche Erdgas-Lagerstätte, die seit Mitte der 1970er Jahre ausgebeutet wurde. In Millionen Jahren zuvor hat das Gestein bewiesen, dass es nach oben dicht ist. Heute kann man froh sein, dass der Erdgasspeicher einen kleinen Beitrag dazu leisten kann, Gas zu bevorraten. Im Sommer, wenn der Verbrauch niedrig ist, kann so ein Energiepuffer angelegt werden, auf den man in der kalten Jahreszeit zurückgreifen kann, wenn der Verbrauch sprunghaft steigt.
-K.O.-