Bildtext einblenden
LAG-Sprecherin Marie-Luise Thierauf (2.v.r.) und Toni Wegscheider (r.) hatten die Landesarbeitsgemeinschaft Ökologie/Tiere-Umwelt-Natur in den Nationalpark Berchtesgaden eingeladen; 4.v.r. Bezirkstagskandidatin Ulrike Schweiger. (Foto: privat)

»Bartgeier sind auch nur Menschen«

Ramsau – Allein für die atemberaubend schöne Landschaft lohnte sich für die Mitglieder der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Ökologie/Tiere-Umwelt-Natur der Grünen die teilweise lange Anreise in den Nationalpark Berchtesgaden.


Eingeladen hatten dazu die Sprecherin der LAG, Marie-Luise Thierauf aus Freilassing, und Toni Wegscheider, der Projektleiter des Auswilderungsprogramms für Bartgeier. Aus der Region stieß die Bezirkstagskandidatin Ulrike Schweiger kurzfristig dazu.

Aufgrund der schlechten Thermik wegen der besonderen Wetterlage hatte weder Nepomuk noch Sisi große Lust, ihre Flugkünste zu zeigen. »Bartgeier sind auch nur Menschen«, meinte Wegscheider dazu und verkürzte die Zeit mit vielen Infos und Geschichten. Im Zentrum des Projektes steht die Leitstelle in Zürich, die genau nach den Charakteren der Elterntiere auswählt, welche Eier zu welchen Auswilderungsstellen kommen. Dann kommt Info auf Info: »Wusstet Ihr, dass diese gewaltigen Vögel eine Spannweite von fast drei Metern haben, gar nicht selbst jagen, sondern Aasfresser sind und am liebsten Knochen knuspern?« Die werden am Stück verschlungen und im Magen zersetzt. Wobei ihnen oft die giftige Bleimunition, die viele Jäger leider unnötigerweise noch verwenden, zum tödlichen Verhängnis wird. Wildbret ist deshalb auch für Menschen kein ungetrübter Genuss.

Die Ausscheidungen der Geier sind reiner Kalk – vollendete Kreislaufwirtschaft, denn die Kalkpellets kann man als Kreide nutzen, was Wegscheider vor Schulklassen gerne demonstriert. Oder, »dass die Vögel bis zu 500 Kilometer am Tag zurücklegen können?« Sehr menschlich auch, dass man sich nur mit Eitelkeit erklären kann, dass sie sich zu gern in von Eisenoxyd rot gefärbtem Wasser wälzen. Sobald ihr Federkleid zu blass wird, denken sie wohl: »Ja wie schau i denn scho wieder aus«, lachte Wegscheider.

Bartgeier leben meist monogam, es gibt aber auch alle anderen Variationen bis zu Patchwork-Familien. Und auf einmal dann doch: »Schnell schaut's, da zwischen den beiden Spitzen der Reiteralm, da fliegt Nepo grad eine kleine Runde.« Auch aus der Ferne ist es ein großartiges Erlebnis, diese faszinierenden Tiere zu beobachten. Sehr genau wird darauf geachtet, dass die Vögel keinen Bezug zu Menschen herstellen. Anfassen geht auf keinen Fall und das Futter wird so geworfen, dass es den Geiern wie vom Himmel gefallen vorkommt.

Ein wenig wurde noch philosophiert, wie skrupellos Menschen schon immer mit Tieren umgehen. Ihnen das Lebensrecht absprechen, wenn sie sie für nutzlos halten und sogar ausrotten. Dieses schöne Projekt ist ein Hoffnungsschimmer, dass sich doch auch was positiv entwickelt. fb