Nun, so war die Idee von Petra Palt, hat sie alle an einem Tag »unter ein Dach« gebracht, leicht erreichbar, und ohne die sportliche Herausforderung einer Wanderung durch den Ramsauer Wald, und ein Mammut-Festival gestartet, das alle Musikgattungen zusammenbrachte und das durchgehend zum Freudenfest wurde.
»Flyswatter« beendeten das Festival. »Sie waren der absolute Renner«, resümiert Petra Palt, die Stimmung sei auf dem Höhepunkt gewesen, als der letzte Ton verhallte und sich viele der Gäste, von denen manche bereits rund 15 Stunden früher zum Beginn dabei waren, auf den Heimweg begaben. Sie hatte sich vorstellen können, dass die Bands, die schon im »Wimbachschloss« begeisterten, auch das »Bräustüberl« zum Schwingen bringen könnten, doch diesen Erfolg »habe ich nicht erwartet«, sagt sie.
Angefangen hatte das durchaus außergewöhnliche Festival in Bierzeltatmosphäre. Abwechselnd und mitunter gemeinsam heizten die »Mooswiesner Tanzlmusi« und die »Wiesberg Musi« ein. Das Publikum, das alle Altersgruppen umfasste und am späten Vormittag, so schien es, kleidungsmäßig traditionell dominiert war, brauchte nicht lange, um in Hochstimmung zu gelangen und nur ein wenig mehr Zeit, um die Röcke kreisen und schwingen zu lassen. Zögerlich kamen später auch männliche Tanzbeine hinzu.
Es ging Schlag auf Schlag auf Schlag, nahezu übergangslos. Während die ein wenig »erschöpften« Bläser ihr Blech verstauten und abtransportierten und Marie Aigner mit dem Gewicht der Harfe kämpfte, pries das Damen-Duo aus Hanni Maltan und Lena Schneider, das sich »Honeylane« nennt, schon den Sommer in der Stadt und ließ – mit angenehmen Stimmen und mit reichlich Beifall beschenkt – weitere softig-rockige Melodien folgen.
Ein wenig Wehmut ließen die Damen aber erkennen, als sie ihre Nachfolger im Programm ansagen wollten, aber das Publikum seine Biertischdiskussionen mindestens genauso wichtig empfand wie die Moderation und das folgende Comedy-Trio aus München, denn nicht nur »Honeylane« hatten es schwer, ihre Musik an Frau und Mann zu bringen, auch Björn Puscha, Moses Wolff und Volker Keidel, fernsehbekannt und Stars der Münchner Kleinkunstszene, taten sich nicht leicht, ihre Gags gegen das Stimmengewirr durchzusetzen.
»Trumpf oder Kritisch«, eine Band aus dem Oberland, ist für eine gute Flasche Whiskey zu buchen, haben sie sich selbst auf die Visitenkarte geschrieben. Wer die Musiker, die in ungewöhnlicher Besetzung mit Geige, Gitarre und Kontrabass sowie gleich drei Sängern erleben durfte, wird überzeugt sein, dass es kein Fehler sein kann, eine besonders große Flasche auszusuchen.
Die Bühne war im Nu stark belagert, als die heimischen Musiker von »Ragtag« die Szene bevölkerten. »Mit Gefühl und echten Überraschungen heizt die Band den Saal so richtig ein«, hatte der Programmzettel versprochen und die vermutlich riesige Fangemeinde forderte es erfolgreich ein. Bereits 2008 gegründet, ist die Acoustic-Cover Band, deren Mitglieder Tobias Moderegger, Peter Schweiger, Florian Koll, Christoph Reithmeier und Thomas Reichenwallner sich inzwischen »verstreuten«, nicht mehr so präsent wie einst. Aber wenn sie zusammenkommen, bestechen sie weiterhin mit ihrem ausgewählten Repertoire, das von »Mundart«-Stimmungsklassikern bis zu auserlesenem Rock reicht.
Eine Premiere für Heidi und Fred war der Auftritt im »Bräustüberl«, zumindest den Bandnamen »Blueprint« betreffend. Die Musiker sind zwar seit Langem in verschiedenen anderen Bands aktiv, haben sich aber erst im Vorjahr offiziell zum Duo »vereint«.
Es war den ganzen Tag über ein Kommen und Gehen. Genauer gesagt: Neue Leute kamen viele, aber nur wenige gingen. So erzählt Initiatorin Petra Palt, die sich freuen durfte, dass sich ihre Festival-Vorstellungen erfüllten, ja übertroffen wurden. Am Ende standen die Besucher auf den Tischen und sangen mit. Die Bands »Twisted Minds«, »In Bloom«, »Booze Club« und schließlich »Flyswatter« zum Abschluss bestritten das »Abendprogramm«, das weit in die Nacht hineinreichte. Vor allem Letztere wussten die Stimmung auf den Höhepunkt zu treiben. Die einstige Schülerband behauptet nicht nur, keine musikalischen Grenzen zu kennen. Sie offeriert es. »Was sich gut anfühlt, wird gemacht.« Sie haben wohl Wort gehalten.
Dieter Meister