Der junge Mann wollte ursprünglich vom Stöhrhaus aus zum Rauhen Kopf und wurde dann bei der Polizei als vermisst gemeldet, da er nicht wie ausgemacht gegen 16 Uhr zur Hütte zurückgekommen war. Der Einsatzleiter der gegen 19.50 Uhr alarmierten Bergwacht Marktschellenberg bildete zusammen mit der Polizeiinspektion Berchtesgaden eine gemeinsame Einsatzleitung und forderte die Bergwacht Berchtesgaden zur Absuche des Gebietes rund um den Rauhen Kopf und das Team des Technikbusses der Bergwacht Chiemgau nach.
Hubschraubereinsatz nicht möglich
Wegen des anhaltend dichten Nebels scheiterte aber die Absuche aus der Luft sowohl durch den Rettungshubschrauber »Christoph 14« als auch durch die Wärmebild-Drohne der Bergwacht.
Bergretter stiegen deshalb mit mehreren Suchtrupps zu Fuß auf: Die Bergwacht Berchtesgaden übernahm den Rauhen Kopf und die Bergwacht Marktschellenberg ging vom Blauen Kastl in Richtung Blaimberger Kreuz, Scheibelkopf, Reisenschnackler und Niernthalsattel, wobei dann kurz nach 22 Uhr von der Zehnkaser-Sennerin der entscheidende Hinweis kam, dass der Vermisste ungefähr zwischen 13.30 und 14 Uhr noch bei ihr gewesen war und gesagt hatte, dass er übers Gatterl, den Scheibenkaser und den Mittagslochsteig wieder hinauf zum Stöhrhaus gehen wolle.
Das Suchgebiet wurde daraufhin verlagert: Eine Gruppe der Bergwacht Berchtesgaden stieg von der Alm der Sennerin zum Stöhrhaus und Mittagsloch auf und konnte gegen 23 Uhr tatsächlich von oben aus Rufkontakt zum Vermissten herstellen, zu ihm absteigen und ihn erstversorgen.
Die Bergwacht Marktschellenberg stieg daraufhin mit zusätzlicher Ausrüstung über den Scheibenkaser von unten zum Mittagsloch auf, versorgte den Mann zusammen mit Berchtesgaden weiter medizinisch und forderte den Bergwacht-Notarzt nach. Die Bergretter lagerten den Mann in die Gebirgstrage um und transportierten ihn aufwendig und zeitintensiv über den alpinen Steig in den absturzgefährlichen Abschnitten seilversichert über den Scheibenkaser zum Roßboden am Ettenberg talwärts, wobei sie aufgrund der widrigen Wetterverhältnisse erst kurz nach 7 Uhr in der Früh unten ankamen und den jungen Mann dann an der Bergrettungswache im Tal an eine Rettungswagen-Besatzung des Berchtesgadener Roten Kreuzes (BRK) übergaben, die ihn in die Kreisklinik Bad Reichenhall einlieferte.
Viel Glück gehabt
Insgesamt waren 18 Einsatzkräfte der Bergwachten Marktschellenberg (9) und Berchtesgaden (7) und der Alpinen Einsatzgruppe der Polizei (2) teilweise über 12 Stunden lang und damit die ganze Nacht unterwegs, um den 30-Jährigen zu retten, der offensichtlich gleich mehrere Schutzengel hatte, die es gut mit ihm meinten: Obwohl sein Handy beim Absturz kaputtgegangen war und er selbst keinen Notruf mehr absetzen konnte, lief die Rettungskette an, da er sich nicht wie ausgemacht am Stöhrhaus zurückgemeldet hatte und sich andere Menschen um ihn Sorgen machten. Seine Plan-Änderung, doch nicht zum Rauhen Kopf und stattdessen über Scheibenkaser und Mittagsloch zurück zum Stöhrhaus zu gehen, hatte er zum Glück noch der Sennerin mitgeteilt.
Alleingeher am Berg können Plan-Änderungen oder Verzögerungen auch über das Handy an Angehörige melden, die dann Bescheid wissen und sich nicht unnötig Sorgen machen und dann den Notruf wählen.
Hilfreich bei Suchen sind auch immer Einträge mit Namen, Datum und Uhrzeit in Steig- und Gipfelbücher, da die Suchmannschaften dann einfacher herausfinden können, wo ein Vermisster noch war. So können sich oft riesigen Suchgebiete auf einen überschaubareren Bereich reduzieren. Dadurch steigt die Chance, einen Verletzten auch bei nasskalter Witterung noch rechtzeitig und damit lebend zu finden. fb