Gerade hat er noch über ein Open Air mit Hubert von Goisern gesprochen, als ihn der Anruf aus seiner alten und zweiten Heimat erreicht. Seine alte, weil er prägende Jugendjahre im Talkessel verbracht hat, und seine zweite, weil es ihn immer noch regelmäßig ins Berchtesgadener Land zieht. Grosse hat noch Kontakt zu Freunden von damals, als er noch die Schulbank an der Christophorusschule und am Gymnasium Berchtesgaden drücken musste. Auch vom Feiern am Wochenende kennt man sich noch – oder vom Fußballspielen beim TSV Berchtesgaden. Die Kontakte pflegt Grosse noch heute, zumal er auch noch eine kleine Wohnung in Piding besitzt.
Das »Kuckucksnest«war sein Wohnzimmer
Auf seine Jugendzeit in Berchtesgaden blickt der 56-Jährige mit einem Schmunzeln zurück. Als Jugendlicher habe er nämlich alles andere gemacht außer Schule – vor allem Punk, Rock’n’Roll und ein bisschen Heavy Metal. Er war damals auch Dauergast auf den Konzerten der Berchtesgadener Bands wie Asgard, der Wolfgang Grassl Band oder der Blaueisgletscherband. Mit Sängerin Heidi Löffler ist er heute noch befreundet. Und weil Grosse im Herzen schon immer ein Rocker war, fühlte er sich im »Kuckucksnest« wie in seinem Wohnzimmer.
Aufgewachsen ist Franz Grosse in der geschichtsträchtigen Stanggaßer »Villa Askania«. Die Mutter war Chefärztin in der Kurklinik nebenan. Der Sohn hat dann auch die Schließung der Klinik mit anschließender Abwicklung durch die Mutter hautnah miterlebt. In seiner Freizeit frönte Grosse immer gerne dem Sport. Neben dem Fußballplatz war er auch regelmäßiger Gast an der Kälbersteinschanze und an der Kunsteisbahn, um sich Autogramme von den Sportstars zu besorgen.
Rückgrat bewies Franz Grosse im Jahr 1985, als es im damaligen Berchtesgadener Jugendheim zu einer Art »Palastrevolution« kam. Grosse hatte einen offenen Brief aufgesetzt, in dem er dem damaligen Jugendheimleiter Überforderung vorwarf. Nach einer Anhörung im Gemeinderat wurde der Mann dann auch abgelöst.
Franz Grosses weiterer Weg verlief nicht geradlinig: Nach dem Abitur studierte Grosse in München Politikwissenschaften und im Nebenfach Volkswirtschaft. Zuvor habe er sich in Germanistik ausprobiert, dann aber schnell gemerkt, dass das nichts für ihn ist. »Das war mir viel zu trocken«, erzählt Grosse.
Finanziert hat er sein Studium zuerst als Taxifahrer und später mit seiner Mini-Spediteurfirma: Er hat sich einen Kastenwagen gekauft und damit Transportfahrten übernommen. Sehr zum Ärger seiner Mutter, die eigentlich wollte, dass er so schnell wie möglich mit seinem Studium fertig wird. Wenn Grosse heute allerdings auf diese Zeit zurückblickt, kommt er ins Schwärmen. Mit seinem kleinen Van auf der Autobahn in Richtung Italien zu düsen, wo er manchmal hinliefern musste – gab ihn damals ein Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit.
Auf Umwege zurPR-Arbeit gekommen
Doch wie kommt man als Diplompolitologe in den Bereich PR- und Öffentlichkeitsarbeit? »Auf Umwegen«, erklärt Grosse und lacht. Nach dem Ende seines Studiums wollte er unbedingt ein Volontariat machen und bei einer Zeitung arbeiten. Doch selbst nach einem Jahr Wartezeit und zahlreichen Bewerbungen hatte er noch keine Stelle gefunden, die er annehmen wollte. Über verschiedene Kontakte wurde ihm dann allerdings ein Job bei »Semmel Concerts« angeboten. Nicht unbedingt der Weg, den Grosse zuerst einschlagen wollte. Aber, da er musikbegeistert war, noch immer Punk, Heavy Metal und Rock’n’Roll mochte, sagte er zu. Das war damals wegweisend: In den 1990er gehörte »Semmel Concerts« zwar noch nicht zu den großen Veranstaltungsfirmen, war aber gerade im Begriff, sich in Deutschland einen Namen zu machen.

Grosse arbeitete dort zunächst als freier Mitarbeiter sowie Texter und kletterte schnell die Karriereleiter hoch. Ab 1997 leitete er die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und war unter anderem dafür zuständig, Konzerte von großen und internationalen Künstlern zu bewerben. Dabei hatte er auch selbst Kontakt zu echten Größen der Musikgeschichte. So war er unter anderem mit Joe Cocker sowie Chris de Burgh beim Abendessen und hat Peter Maffay vom Flughafen abgeholt. »Ich habe auch mit Alice Cooper und Iggy Pop gesprochen und bei Dieter Bohlen gemerkt, dass er genauso frech ist wie im Fernsehen«, erzählt er.
Grosse spielt bei Serien wie »Lena Lorenz« mit
Trotz seiner aufregenden Zeit bei »Semmel Concerts« sehnte sich Grosse mit der Zeit nach Veränderung und beschloss, mit seiner Frau Jutta Weiß eine eigene PR-Agentur zu gründen. Seine Aufgaben haben sich aber seitdem nicht grundlegend verändert. Er kümmert sich noch immer um das »Promoten« von Veranstaltungen und Künstlern. So arbeiten er und sein Team für die Konzerttourneen des »International Festival Ballet« und für viele große Konzertagenturen. Diese unterstützen sie bei der Organisation und Werbung für Konzerte von Künstlern wie »La BrassBanda«, »KISS«, Jonas Kaufmann oder auch für die »Film In Concert«-Tourneen von »Harry Potter in Concert«, »Star Wars« oder »Herr der Ringe«.
Und noch einen Kunden betreut seine Agentur. Einen, der ihn wieder etwas näher zu seiner zweiten Heimat bringt: den Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM). Grosses Frau Jutta übernimmt sämtliche Aufgaben, die mit Medieninformation und Öffentlichkeitsarbeit zu tun haben. So steht das Ehepaar in regelmäßigem Austausch mit Vertretern des Bauernverbandes in der Region – für Grosse somit ein weiterer »sehr schöner und wichtiger« Grund, um regelmäßig ins Berchtesgadener Land zurückzukehren.
Gleich mehrfach zog es Grosse auch für Dreharbeiten zurück in seine alte Heimat. Als Kleindarsteller wirkte er bei »Lena Lorenz«, »Die Toten von Salzburg« und »Watzmann ermittelt« mit.
Antonia Hauser