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Der Großbrand in Peterskirchen war nur einer von vielen Einsätzen der heimischen Feuerwehren in der Silvesternacht. Für die Ausschreitungen in Berlin hat Feuerwehr-Pressesprecher Peter Volk wenig Verständnis – dabei ist er froh, dass hier in der Region die Menschen noch zusammenhalten und den Einsatz der rund 4700 ehrenamtlichen Aktiven im Landkreis durchaus zu würdigen wissen. Foto: Kreisfeuerwehrverband Traunstein

Angriffe auf Feuerwehrler sind hierzulande selten

»Natürlich erschreckt das jeden, weil ja alle Feuerwehrler nur helfen wollen«, sagt Peter Volk, einer der Pressesprecher des Kreisfeuerwehrverbands, zu den gerade viel diskutierten Ausschreitungen in der Silvesternacht in Berlin. »Man fragt sich da schon, was kann ich denn noch tun? Ich stelle mich ehrenamtlich in den Dienst der guten Sache, und werde dafür dann auch noch angegriffen und beleidigt.« Zum Glück gebe es aber hier auf dem Land auch nicht so große Menschenansammlungen wie in den Großstädten, wo eine Feuerwehr wegen der Angriffe sogar ein ganzes Fahrzeug aufgeben musste.


Zwar gebe es in den meisten Fällen keine tätlichen Angriffe, aber Beschimpfungen kennen auch die hiesigen Feuerwehrler durchaus. »Vor allem, wenn wir Straßen sperren müssen, damit die Einsatzkräfte bei schweren Unfällen oder Brandeinsätzen ungefährdet arbeiten können, gibt es immer wieder Autofahrer, die das nicht einsehen wollen, dass sie jetzt einen Umweg fahren müssen«, sagt er Kopf schüttelnd.

Quad-Fahrer fuhr Feuerwehrler über die Füße

An einen Fall vor etwa zwei, drei Jahren könne er sich allerdings auch erinnern, wo ein Quad-Fahrer, der die Absperrung wegen des Chiemsee-Triathlons nicht akzeptieren wollte, einem Feuerwehrler absichtlich über die Füße gefahren und geflüchtet sei. »Der Feuerwehrler war zum Glück nicht schwer verletzt, aber der Quad-Fahrer wurde meines Wissens nie ermittelt.«

Dabei versteht Volk das Verhalten aus mehreren Gründen nicht. »An der Unfallstelle ist eh alles dicht, da stehen Feuerwehr-Fahrzeuge, Rettungsdienst, Notarzt, Polizei zum Teil mitten auf der Straße, da kommt sowieso keiner durch. Oder beim Chiemsee-Triathlon, wo Athleten wie Zuschauer auf der Straße sind, da gibt es Barrieren, da kommt auch keiner durch.« Dabei könne man keinesfalls nur von einem Phänomen unter jungen Autofahrern sprechen, »das sind ältere genauso«.

Das Problem der Gaffer haben die Feuerwehren inzwischen auf dem Schirm. »Da müssen manchmal gleich ein, zwei Feuerwehrler extra abgestellt werden, damit keiner näher an die Einsatzstelle dran kommt.« Teilweise werde auch mit Sichtschutz gearbeitet, um die Würde von Verletzten oder Toten zu wahren. »Das ist in den letzten paar Jahren tatsächlich mehr geworden, dass die Feuerwehren auch auf so etwas achten müssen.«

Aber, so sagt Volk, er glaube nicht, dass die Gesellschaft generell verrohe. »Da gibt es schon einen großen Unterschied zwischen der hiesigen ländlichen Region und Großstädten. Der überwiegende Teil der Bevölkerung ist durchaus verständnisvoll.« Und schätze auch das Engagement der rund 4700 Feuerwehrler im Landkreis, die sich ja alle – bis auf ein paar hauptamtliche Gerätewarte – ehrenamtlich in den Dienst der guten Sache stellen.

Für 160 Feuerwehrler endete die Party um 0.03 Uhr

»Silvester um 0.03 Uhr war die Party für etwa 160 Feuerwehrler rum, die zu dem Großbrand nach Peterskirchen eilen mussten« sagt Volk. »Dann ist es umso bitterer, wenn man dann noch blöd angeredet wird, was allerdings in diesem Fall nicht so war.«

Im Gegenteil, eine Nachbarin habe für die Einsatzkräfte Tee und Kaffee gekocht, und der betroffene Landwirt habe sich extra bedankt für die Hilfe von Feuerwehrlern und Nachbarn, die zum Beispiel das gerettete Vieh bei sich aufgenommen haben. »Da gibt es bei uns einfach noch einen großen Zusammenhalt.«

Von einem Böllerverbot verspricht sich Volk nicht viel. »Das wäre für mich persönlich doch etwas übers Ziel hinausgeschossen.« Auch, wenn er selbst noch nicht einen Euro für ein Feuerwerk ausgegeben habe. Bodycams und Dashcams hielte er hier auf dem Land nicht nur für derzeit nicht nötig, die Kommunen hätten finanziell auch mit Gerätehäusern, Fahrzeugen und Schutzausrüstung genug zu finanzieren. Aber die Aufarbeitung der Geschehnisse in Berlin und anderen Großstädten sei jetzt Sache der Politik und der Kommunen.

Am Ort biete der Rettungsdienst – Volk ist als Geschäftsführer des Malteser-Hilfsdiensts auch hier involviert – gezielt auch Selbstverteidigungskurse an, in denen besonders die Deeskalation brenzliger Situationen geübt werde. Die Ausschreitungen in Berlin hätten seines Wissens bisher keinen heimischen Feuerwehrler dazu bewogen, das Ehrenamt an den Nagel zu hängen.

Bei der Nachwuchswerbung am Ball bleiben

Gleichwohl müsse man bei der Nachwuchswerbung am Ball bleiben. Nicht erst seit Corona müsse man darauf achten, den Status zu halten. Daher sei er froh, dass im Landkreis zu den 4700 ehrenamtlich aktiven auch immer rund 1000 Jugendfeuerwehrler engagiert sind. »Und auch, wenn uns davon meistens nur etwa die Hälfte dauerhaft bleiben, so ist die Nachwuchswerbung und Förderung doch jede Mühe wert.«

coho