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Zahlreiche Musikanten und Interpreten gestalteten das Bayerisch Gmainer Adventssingen am Sonntag zu einem emotionalen Erlebnis. (Foto: Werner Bauregger)

Alpenländische Lieder und Melodien zur Weihnachtsgeschichte beim Adventssingen

Bayerisch Gmain – Wohl kaum ein Ereignis der biblischen Geschichte hat Generationen von Menschen bis heute so bewegt, beschäftigt und ihre Fantasie angeregt wie die Weihnachtsgeschichte. Sicher auch mangels Wissens über die dortige Geografie und Kultur verlegten die Menschen im Alpenraum diese Geschehnisse kurzerhand in die ihnen bekannte Umgebung in den Bergen, gestalteten fantasievoll wunderbare alpenländische Krippenlandschaften und erzählten die Geschichte so auf ihre Weise. Über die Jahrhunderte hinweg entstand eine Vielzahl passender Lieder und gefühlvoller Musikstücke für die im Alpenraum üblichen Blas-, Streich- oder Zupfinstrumente. Mit einem sicheren Gefühl für die passende Zusammensetzung für ein Adventssingen hatte Thomas Büchele aus Freilassing für die Kur-GmbH Bad Reichenhall wieder renommierte Gruppen aus dem Landkreis und Südbayern in die Bayerisch Gmainer Kirche eingeladen.


Das anspruchsvolle Programm gestalteten in diesem Jahr die Perlseer, ein Frauendreigesang aus dem Inntal/Tegernsee, die Perlseer Musi, eine erweiterte Instrumentalbesetzung um den Dreigesang, die Bockstoa Bläser aus Aufham/Anger, die Brodhauser Musi, eine Stubnmusibesetzung um Thomas Büchele und die Stoaner Sänger aus Traunstein. Verbindende Worte sprach Lenz Berger aus Anger.

»Erhebt in vollen Chören« war die Bläserweise betitelt, mit der die fünf Musikanten der Bockstoa Bläser, in der Besetzung mit zwei Flügelhörnern, Bassflügelhorn, Ventilposaune und Basstuba, das hohe Kirchenschiff ein erstes Mal mit feierlich-getragenen Melodien ausfüllten. Immer passend zu den Lesungen hatten sie für den weiteren Verlauf eine Adventsweise, die Hirtenweisen »Buama weascht munter« und »Aufzug der Hirten« oder am Schluss das festlich-feierliche Stück »Heiligste Nacht« vorbereitet. Im harmonischen Zusammenspiel erklang jede Bläserweis, hörenswert durch dynamische Wechsel, feine Abwechslungen in der Stimmführung und sicheren, fülligen Ton.

Die drei jungen Frauen der Gruppe »Die Perlseer«, zu der die BR-Fernsehmoderatorin Susanne Wiesner gehört, ließen sich zum Auftakt mit dem beschwingten Lied »Frisch auf und frisch nieder« hören. Bemerkenswert ist, dass nicht nur die feinen Stimmen zusammenpassen, sondern die drei ihre Lieder mit Harfe begleiteten und, ergänzt durch Klarinette und Geige, auch die Zwischenspiele gestalteten. Dass nicht nur die Stimmlagen sehr gut harmonieren, sondern auch bekannte Lieder wie »Advent is a Leucht'n« oder »Es wintad scho eina« in dieser Besetzung ihre eigene Ausstrahlung erfahren, zeugt vom passenden Gefühl für diese Art von Liedern. Verstärkt kam dies zur Geltung, als die Sängerinnen das Lied »Is finsta draußt« a cappella vortrugen.

Dass die Perlseer vielseitig sind, zeigte sich, als sie sich, erweitert durch Harmonika und einen Kontrabass, zur Perlseer Musi wandelten. Fein, gemütlich und mit einem bestechenden Gefühl dafür, wann sich die Lautstärke einer Melodie verstärken muss und wann stille Töne die beste Wahl sind, erreichten sie die Gefühle Zuhörer treffsicher mit dem »Christina Walzer«, dem Walzer »Zwei Herzen«, dem »Hochkeil Boarischen« und dem »Filli Walzer«. Außergewöhnlich gestaltete das Quintett das Stück »Der Weg zu zweit«, das nicht nur dynamisch konträr und solistisch aufgebaut war, sondern insgesamt bordunartig erklang.

Ausgestattet mit einer hohen und einer tiefen Männerstimme, in Kombination mit einer kräftigen und markanten Frauenstimme in der Mittellage, traten die Stoaner Sänger, hörenswert begleitet von einer Harfenistin, vor die Zuhörer. Auch sie gingen mit ihren Liedern den Weg der Herbergssuche mit. So ging es im Lied »A oidi Prophezeihung« um Jesaijas Weissagung von der Geburt Christi und im Lied »Vor mir brauchst da ned fürchtn« um die Verkündigung der Botschaft an Maria. Die Herbergssuche wird im Lied »Da Steierbot« beschrieben und die Geschichte um die Heilsbotschaft an die Hirten wird in den Liedern »Ich wachte im Tal« und »Lippei steh auf« fantasievoll beschrieben. Die erfahrenen Stoaner Sänger wussten ihre Stimmen wirkungsvoll, mal kräftig, mal sehr dezent und feinfühlig einzusetzen.

Auf eine langjährige Erfahrung kann auch die Brodhauser Musi zurückblicken, die sich im Kern aus zwei Familien zusammensetzt. Sie fügten dem Programm mit Stücken wie »Da B'sinnliche«, dem »Floriani Landler«, »Der stade Advent« oder »Ebenseer Boarischer« eine ruhige, harmonisch feine Note hinzu. Hörenswert setzten sie das Hackbrett, die Harfe, den Kontrabass, die steirische Harmonika und entweder eine oder zwei Gitarren in unterschiedlichen Kombinationen, mal markant gezupft, mal gestrichen oder als gediegenen Gesamtklangkörper, ein.

Begleitet hat den Weg durch die Weihnachtsgeschichte Lenz Berger mit seinen in klangvollem Bayerisch vorgetragenen Texten über die Adventszeit, die Verkündigung an Maria, über den Stall in Bethlehem, die Geburt Christi zwischen Ochs und Esel und schließlich über die Freude der Hirten, dass sie das Christuskind als Erste sehen sollten. Betroffen machte die Geschichte von einer alten Bäuerin, die zu Hause im Weg war und ins Altenheim abgeschoben wurde. Weihnachten, das Fest der Liebe wurde es doch noch, als der Sohn sie, nachdem ihn seine Frau verlassen hatte, wieder nach Hause holte. Berger forderte das Publikum mit den Texten auch auf, sich über den Wohlstand und seine Auswüchse Gedanken zu machen.

Leise von der Perlseer Harfenistin untermalt, stellte er die Frage, ob Friede noch möglich ist und wo der viel beschworene Weihnachtsfriede wohl sein wird? Bedächtig wurde das Adventssingen mit dem gemeinsam gesungenen Andachtsjodler, den die Stoaner Sänger angestimmt hatten, abgeschlossen.

Werner Bauregger