Luftkondensator wird auf Gerüst aufgesetzt
An allen Ecken wird auf der rund 2,6 Hektar großen Fläche – also etwas mehr als drei Fußballfelder groß – gearbeitet. Zahlreiche Container sind aufgebaut und bieten Platz für Büros, Besprechungsräume, Sanitärbereiche, zudem steht dort auch eine große, halbrund geformte Zelthalle, in die schier unendlich scheinende Mengen an Rohren, Verbindungen, Muffen und Deckeln zusammengeschweißt oder -geschraubt werden.
Eine ganz spezielle Entwicklung ist der Luftkondensator, der auf die auffällige Gerüstkonstruktion, 40 mal 50 Meter im Geviert, aufgesetzt wird. Dadurch erspart man sich und der Umwelt große Kühltürme, die viel Kühlwasser benötigen, die Flüsse belasten und viel Wasserdampf in die Luft aufsteigen lassen würden. Die Luftkühlung, wie sie hier in Traunreut praktiziert werden wird, benötigt eben nur Luft – für den ausreichenden Durchzug wird die Anlage auf eine Höhe von rund zehn Metern gesetzt – und eine ganze Reihe von Ventilatoren, die für die notwendige Luftbewegung sorgen. Das funktioniert ein bisschen nach dem System des Kühlergrills im Auto.
Die Anlage in St. Georgen besteht aus zwei Teilen. Der eine Teil der Anlage, der schon seit gut einem Jahr läuft, ist die Fernwärme. Das etwa 118 Grad warme Wasser aus einer Tiefe von rund 5000 Metern gibt seine Wärme über Wärmetauscher an das Wasser ab, das abgekühlt aus dem Fernwärmesystem aus Traunreut kommt und heiß wieder zurückgeschickt wird. Das bedeutet, dass das Wasser aus der Tiefe mit dem Heizungswasser aus Traunreut keinerlei Berührung hat. Es handelt sich hier um zwei vollständig getrennte und in sich geschlossene Kreisläufe. Das abgekühlte Wasser des Geothermiekreislaufs läuft dann wieder in die Tiefe zurück.
Bei einem Blick auf die Anlage sieht man eine technische Landschaft aus Gerüstkonstruktion, ungezählten dickeren und dünneren Rohren und eigentlich nur einige Gebäude – abgesehen von den Containern, die ja irgendwann mal wegkommen. Das eine Gebäude in Richtung Traunreut steht bereits seit längerem: Es beinhaltet den Übergang von der Geothermie zur Fernwärme. Darin befinden sich die beiden großen Wärmetauscher mit noch ausreichend Platz für einen dritten, sollte das einmal notwendig werden. Diese Übergabestation ist in ihrem Inneren eine nur für den Eingeweihten überschaubare Ansammlung an Rohrleitungen.
Tausende Schalter und Kontrollleuchten
Noch nicht ganz fertig ist das zweite Gebäude, dass sich in wenigen Metern Entfernung an das bisherige anschließt. Hier entsteht die Zentrale für das Stromkraftwerk – und entsprechend eindrucksvoll sind die bereits installierten Schaltschränke. Wohl an die tausend Schalter und Kontrollleuchten sind hier in eine ganze Reihe von großen Schränken integriert, im Boden verlaufen gewiss einige Kilometer an Stromleitungen. Auch die Transformatoren befinden sich in diesem Gebäude, sind auch bereits eingebaut, teilweise auch schon verkabelt. Diese werden die erzeugte Stromspannung auf die erforderliche Netzspannung von 20 kV transformieren. Den Rest des Gebäudes nehmen Lagerraum, Werkstatt, Büros, Besprechungsraum, Küche und Sanitärbereich ein. Die Turbine und der Generator – derzeit lediglich überdacht – werden zum Schluss noch in einer sogenannten Schallhaube eingehaust, was dann das dritte feste Gebäude der Anlage sein wird.
Der auffallendste Teil der Anlage ist das Metallgerüst für die Lüftung, das sogar noch etwas höher wird, wenn erst die Ventilatoren aufgesetzt werden. Geliefert wird das Kraftwerk übrigens von einem italienisch-deutschen Konsortium, Hauptbeteiligte sind die italienische Firma Turboden und der Anlagenbauer Th. Arens aus dem niedersächsischen Emsland. Die meisten anderen Firmen kommen aus Bayern und auch aus der unmittelbaren Umgebung, wie etwa die Elektrofirma Riedl und der direkte Nachbar Traun-Tiefbau.
Gemüseplantagen wie in Kirchweidach?
Am anderen Ende der Anlage sieht man die beiden Teiche, die derzeit noch bleiben, um gegebenenfalls Oberflächenwasser zurückhalten zu können, sollte es stark regnen. Ist das Kraftwerk erst einmal in Betrieb und läuft rund, dann könne weitergedacht werden, um die Energieausbeute noch zu verbessern, stellt Geschäftsführer von Grundherr in Aussicht; denn das Wasser, das nach der Wärmeabgabe – sei es für die Fernwärme oder für die Stromerzeugung – immer noch um die 55 Grad warm ist, könnte natürlich noch für weitere Zwecke genutzt werden: seien es Gemüseplantagen wie in Kirchweidach, Trockenanlage für Holz und manch anderes mehr. Da wäre man, wenn erst einmal alles in Betrieb ist, gern bereit, mit der Stadt ein sinnvolles weiteres Nutzungskonzept zu erstellen, heißt es bei den Geothermie-Betreibern. he