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Die jüngsten der stolzen Gewinner beim Gruppenfoto nach dem Wettbewerb mit der Jury.

60. Regionalwettbewerb von »Jugend musiziert«

»Es gibt keine bessere Gelegenheit, so vielen begabten Kindern und Jugendlichen beim Musizieren zuzuhören«, sagt Silke Aichhorn, die im Auftrag des Landratsamts Traunstein wieder den 60. Regionalwettbewerb von »Jugend musiziert« organisiert hat.


Am europaweit größten Musizierwettbewerb unter Schirmherrschaft des Bundespräsidenten nahmen in Traunstein 171 Teilnehmer aus fünf Landkreisen teil, Altötting, Mühldorf am Inn, Berchtesgadener Land, Traunstein und Rosenheim. Der Traunsteiner Regionalwettbewerb ist einer der größten außerhalb der Großstädte in Bayern. Traunsteins Landrat Siegfried Walch war erneut Schirmherr.

Der Besucherandrang an zwei vollen Tagen war entsprechend groß. In den verschiedenen Schulräumen des Gymnasiums fanden die Wettbewerbe in sechs verschiedenen Altersgruppen statt. Alles ist minutengenau bis ins letzte Detail vorbereitet und eingeteilt. Vor den Bewertungsspielen haben alle Teilnehmer genügend Zeit, um sich einzuspielen und mit ihren jeweiligen Musiklehrern die Stücke noch einmal durchzugehen. Organisatorin Silke Aichhorn legt großen Wert darauf, dass die Teilnehmer in guter Atmosphäre möglichst ohne Angst und Stress vorspielen können. Immer soll der eigene Musiklehrer dabei sein, der natürlich nichts bei der Wertung mitzureden hat.

Bei den Solowertungen – insgesamt fünf Gruppen – Klavier (mit rund 60 Teilnehmern die größte Gruppe), Harfe, Drum-Set, Streicherensembles, Holzbläser- und Blechbläserensembles spielen die kleinen Kinder ab vier Jahren rund sechs bis zehn Minuten vor, die 13/14-Jährigen zehn bis 15 Minuten und Teilnehmer ab 15 Jahren 15 bis 20 Minuten. Eine dreiköpfige Jury aus Musikern und Musiklehrern, alle Profis, meist aus München und Salzburg, schreibt mit, macht sich Notizen und verteilt Punkte zwischen 7 und 25. Die Abstimmung ist geheim. Die Juroren sitzen beim Vorspiel unauffällig im Publikum.

»Wir zählen nicht die Fehler«, sagt Silke Aichhorn, die heute als Harfenistin zu den Größten ihres Fachs zählt. Auch sie selbst nahm als Kind und Jugendliche immer wieder an »Jugend musiziert« - Wettbewerben teil, schließlich auf Landes- und Bundesebene. »Ich habe dabei enorm profitiert«, wie sie sagt. Natürlich darf während des Vorspielens nicht gesprochen, nicht fotografiert und nicht gefilmt werden. »Bewertet wird die Ausstrahlung, wie ein Kind spielt und ob es Spaß am Musizieren hat. »Es ist unglaublich, wie beseelt manchmal schon kleine Kinder musizieren«, so Aichhorn.

Die gesamte Organisation des Wettbewerbs ist ein gewaltiger Zeit- und Arbeitsaufwand für die Organisatoren. »Warum tun Sie sich das an?« Lohnt es sich letztlich?, will ich im Gespräch mit einigen Lehrern wissen. »Ja, auf jeden Fall«, sagt Klavierlehrer Thomas Hartmann, »weil wir danach viel, viel bessere Schüler haben«. Silke Aichhorn ergänzt, »der wirkliche Gewinn des Wettbewerbs ist nicht, den wievielten Platz einer macht, sondern die monatelange Vorbereitung der Stücke auf das Vorspielen«.

Bei der Wertung insgesamt könne man vorher nie wissen, wie viele erste oder zweite Preise es gebe. Das sei auch gar nicht so wichtig. »Wichtig ist nur, dass sich einer getraut hat, sich vorbereitet und sein Bestes gegeben hat«. Nach dem Vorspielen gibt es immer ein individuelles Beratungsgespräch mit dem Musiklehrer, Eltern und Teilnehmer. Kleine Preise und eine Urkunde gab es bei der Preisverteilung auf jeden Fall für jeden. Alle zogen offensichtlich mit dem guten Gefühl ab, etwas Außergewöhnliches geleistet zu haben.

Nicht für alle Kinder und Jugendliche müsse so ein Wettbewerb das Richtige sein, sagt die Harfenistin. Es gebe Teilnehmer, die einfach zu viel Angst oder Lampenfieber hätten, was aber nicht unbedingt am Druck der Eltern liegen müsse. Solchen Kindern müsse man einfach Zeit geben und sie nicht zwingen. Beim Zuschauen und Zuhören hat man den Eindruck, dass oft Eltern und Geschwister viel nervöser als die kleinen Musikanten sind, die oft – jedenfalls nach außen – ihre Sache souverän meistern.

Der Landeswettbewerb Bayern findet dann vor Ostern vom 24. bis 27. März in Passau statt und der 60. Bundeswettbewerb in den Pfingstferien vom 25. Mai bis 2. Juni in Zwickau und Umgebung.

Christiane Giesen