Bildtext einblenden
400 Seiten stark ist der Bildband, der die Geschichte und die zahlreichen Kulturschätze des Wittelsbacher Ausgleichsfonds beschreibt.

100 Jahre Wittelsbacher Ausgleichsfonds

Berchtesgaden/München – Das 100-jährige Bestehen des Wittelsbacher Ausgleichsfonds ist der Anlass für die Herausgabe einer historischen Darstellung in Wort und Bild. Auf 400 Seiten zeichnen Markus C. Müller und Dieter J. Weiß die Erfolgsgeschichte des Fonds von der Gründung im Jahr 1923 bis heute nach. In dieser spielt auch Berchtesgaden mit seinem Schloss und dem Rehmuseum Herzog Albrechts eine Rolle.


Nach langen Verhandlungen verabschiedete der Bayerische Landtag im März 1923 das Gesetz über die Errichtung des Wittelsbacher Ausgleichsfonds. Dieses regelt den Ausgleich zwischen dem Haus Wittelsbach und dem Freistaat Bayern, der den Rechtsanspruch des ehemaligen Königshauses auf Entschädigungen für verlorenes Hausvermögen anerkannt hatte.

Zugleich waren beide Seiten daran interessiert, die umfangreichen, unermesslich wertvollen Kunstsammlungen der Wittelsbacher dauerhaft für die Öffentlichkeit zu sichern. Aus privaten Mitteln des Hauses Wittelsbach erworben, waren diese bereits vor 1918 zum größten Teil in den staatlichen Museen ausgestellt, wo sie bis heute zum Kern der Sammlungen zählen.

Gemeinsam schloss man ein Übereinkommen: Der Staat schuf den Wittelsbacher Ausgleichsfonds, eine Stiftung des öffentlichen Rechts, als Träger und Verwalter von Schlössern, Kunstsammlungen, Immobilien, Land und Forst sowie Kapitalvermögen. Dabei wurden zwei Stiftungszwecke definiert: Zum einen sorgt der Wittelsbacher Ausgleichsfonds für die dauerhafte Bewahrung der Kunstschätze für die Öffentlichkeit, zum anderen erwirtschaftet er Erträge, um die Versorgung der Familienmitglieder zu gewährleisten. Erstmals werden die wechselhafte Geschichte des Auf- und Ausbaus dieser Stiftung, ihre rechtlichen Grundlagen sowie ökonomische Aspekte von der Gründung bis in die Gegenwart dargestellt.

Der zweite Teil widmet sich dem Kunst- und Kulturbesitz, insbesondere den umfangreichen Beständen des Wittelsbacher Ausgleichsfonds, die sich in verschiedenen staatlichen Museen und Schlössern befinden. Denn mit dem Übereinkommen zwischen dem Freistaat Bayern und dem vormaligen Bayerischen Königshaus von 1923 wurde der WAF unter anderem Eigentümer der Schlösser Hohenschwangau, Berchtesgaden sowie Berg am Starnberger See.

Und so erfährt der Leser auch einiges über die Geschichte der ehemaligen Berchtesgadener Fürstpropstei, die den Fürstpröpsten bis zur Säkularisation 1803 als Wohn- und Regierungssitz diente. Seit 1818, nachdem das Schloss dem Königreich Bayern übergeben worden war, nutzte es das Haus Wittelsbach als Domizil für seine Sommeraufenthalte, vor allem diente es als Ausgangspunkt zur Jagd. Die Besitztümer, darunter auch die Königliche Villa und das in St. Bartholomä gelegene Jagdschloss gehörten am Ende der Monarchie zum Hofstaat König Ludwigs III. Nach der Revolution 1918 wurden sie in die neu geschaffene und dem Staatsministerium der Finanzen unterstehende Verwaltung des ehemaligen Kronguts – heute Bayerische Verwaltung der Staatlichen Schlösser, Gärten und Seen – eingegliedert, bevor sie am 25. September 1923 an den WAF überwiesen wurden. Nur das Jagdschloss St. Bartholomä verblieb beim Freistaat Bayern.

Der Wittelsbacher Ausgleichsfonds, Verlag Friedrich Pustet, 400 Seiten, 39,95 Euro. UK