Zwei Sportkarrieren – ein Name: Anke Molkenthin

Der Waginger Ruderverein und die Marktgemeinde Waging bereiteten Anke Molkenthin nach ihrer herausragenden Leistung bei den Paralympics in London 2012 einen großen Ehrenempfang im Waginger Strandkurhaus.


Die in Ainring-Hammerau wohnende Ruderin des Waginger Rudervereins, die für Deutschland an den Start ging, gewann mit Astrid Hengsbach, Tino Kolitscher, Kai-Kristian Kruse und Steuerfrau Katrin Splitt im Mixed-Vierer mit Steuermann die Silbermedaille.

Anke Molkenthin erreichte hiermit einen Höhepunkt in ihrer imposanten Karriere als Sportlerin. »Es ist wirklich sehr schön für mich, dass so viele gekommen sind. Es ist für mich eine riesige Ehre, so empfangen zu werden«, freute sich Molkenthin. Unter den Klängen der Waginger Blaskapelle und dem Beifall vieler Sportfans durfte Molkenthin vom See herkommend zunächst durch ein Spalier aus festlich geschmückten Ruderriemen bis zum Restauranteingang schreiten. Dort schüttelten ihr die Mitglieder des Rudervereins, der Bürgermeister der Marktgemeinde Waging, Herbert Häusl, und sein Stellvertreter Hans Kern ebenso die Hände wie mehrere Gemeinderatsmitglieder. Zu den Gratulanten zählten auch der 3. Bürgermeister der Gemeinde Ainring, Gerhard Kern, der mit einer offiziellen Abordnung aus seiner Gemeinde vertreten war, um die Glückwünsche im Namen der Bürger des Ortes auszusprechen.

Die Begrüßung von Molkenthin war von frenetischem Applaus begleitetet. Bei den Ansprachen im Kurhausstüberl betonte Bürgermeister Häusl, dass diese Platzierung die größte sportliche Leistung darstellt, die je von einem Waginger Vereinsmitglied erbracht wurde. »Es war schön zu sehen, wie in den Zeitungen bei der entsprechenden Berichterstattung neben dem Namen London, der Ort Waging genannt wurde.« »Sie haben durch diese großartige Leistung nicht nur ihrem Land und ihrer sportlichen Heimat Waging die Ehre erwiesen. Sie haben vor allem auch vielen Menschen mit körperlichen Einschränkungen Mut gemacht«, so Häusl. Diesen Mut, das persönliche Schicksal anzunehmen, symbolisiere Anke Molkenthin. Es sei aber auch dem hoch engagierten Waginger Ruderverein, dem Deutschen Ruderverband und dem Deutschen Behindertensportverband zu verdanken, dass diese Leistungen so abgerufen werden konnten. Daher lobte Häusl den Verein mit Holger Osterkamp an der Spitze. »Auch unser Ruderverein strebt ja ständig nach vorne und entwickelt sich ganz prächtig.« Dies geschehe ganz im Sinne der Marktgemeinde.

Holger Osterkamp erinnerte an die äußerst erfolgreiche Sportkarriere von Anke Molkenthin. Als Extremsportlerin errang sie zwischen 1988 und 2007 weltweit unzählige Siege in Marathon-, Ultralangstrecken, Duathlon-, Triathlon- und Berglauf-Wettkämpfen. Schleichend trat dann ein Wendepunkt ein: Eine fortschreitende Dystonie im linken Bein setzte der Laufleidenschaft ein jähes Ende.

Damals habe sich Anke Molkenthin wieder auf ihre sportlichen Wurzeln besonnen und sei dem WRV beigetreten, erzählte Osterkamp. Noch im gleichen Jahr habe sie zwölf Siege bei Regatten in Österreich und Deutschland erzielt. »Das war der Beginn einer zweiten Sportkarriere.« Seit 2009 wurden nicht nur jedes Jahr 10 bis 20 Siege erreicht, sondern insgesamt viermal Silber beim Weltcup, dreimal Bronze bei den Ruder-Weltmeisterschaften und diverse Titel bei deutschen Meisterschaften. Mit Mut, ungeheurer Willenskraft und hartem Training habe sie sich ihrem Handicap gestellt, zu dem neben der Dystonie am Bein auch noch unfallbedingte Bewegungseinschränkungen im linken Handgelenk und im linken Ellbogen zählen.

Im Januar 2009 habe sie auf diversen Ergometer-Meisterschaften Kontakte zu paralympischen Ruderern des DRV geknüpft und sich einen Platz in der Nationalmannschaft im LTA-Mixed-Riemenvierer mit Steuermann erkämpft. »Von da an ging es Schlag auf Schlag«, freute sich Osterkamp, ehe er Molkenthin abschließend mit Blumen gratulierte.

LTA steht für »legs, trunk and arms«, also für Ruderer mit körperlichen Einschränkungen, Blindheit oder Sehvermögen unter zehn Prozent, die aber dennoch den gesamten Körper bootsvortriebswirksam einsetzen können. »Das Quintett von Trainer Thomas Böhme ist in 3:21,44 Minuten und 2,06 Sekunden hinter Gastgeber Großbritannien ins Ziel gekommen.«, sagte Kern und gratulierte mit einem Strauß Blumen und einer Jahreskarte für das Erlebnisbad in Ainring.

Den Glückwünschen schloss sich auch der Vorsitzende des Behinderten- und Rehabilitations-Sportverbandes (Bezirk Oberbayern), Heinz Hagen an. Er würdigte die Verdienste der Ruderin und ihrer Mannschaft ebenfalls mit Blumen und lobenden Worten. Zudem verwies er auch darauf, dass der Vierer mit Molkenthin seinen Vorlauf in neuer Weltbestzeit gewonnen hatte. Statt Silber hätte es somit unter Umständen auch paralympisches Gold werden können.

Dennoch zeigte sich Anke Molkenthin überaus zufrieden mit Silber, als sie dann über das harte Training berichtete. »Wir saßen wie auf Kohlen.« Denn erst in der buchstäblich letzten Minute hatte sich entschieden, dass das nominierte Team auch wirklich nach London fahren dürfe. »Die vielen begeisterten Briten, die als Zuschauer auf den Bänken auch den Deutschen zujubelten, haben immer für eine tolle Stimmung bei den Wettkämpfen gesorgt«, freute sich Molkethin als die beeindruckenden Bilder von den Spielen an diesem Ehrenabend in Waging gezeigt wurden.

So war auch zu sehen, wie das Publikum auch im Finale stark mitfieberte, als dem deutschen Boot auf den letzten 250 Metern ein Fehler passierte, der dazu beitrug, dass es nicht ganz zum Sieg reichte. Dies kommentierte der Sportjournalist des ZDF folgendermaßen: »Dass Helden, auch wenn sie mal Fehler machen, Helden bleiben, vielleicht ist das die Botschaft dieser Spiele.« ca

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